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Höchstädt: Die grüne Schule in Höchstädt hat große Probleme

Höchstädt

Die grüne Schule in Höchstädt hat große Probleme

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    Helmut Nebel leitete seit März 2012 die Berufsschule Höchstädt. Am 31. Juli hat er seinen letzten Arbeitstag.
    Helmut Nebel leitete seit März 2012 die Berufsschule Höchstädt. Am 31. Juli hat er seinen letzten Arbeitstag. Foto: Homann

    Schon das Büro verrät, dass hier ein passionierter Gärtner sitzt: Über die Fensterfront hinweg rankt sich von links nach rechts eine Grünpflanze mit pfannengroßen Blättern an der Decke entlang. „Das ist ein Tetrastigma, ein rankender wilder Wein aus Asien“, sagt Helmut Nebel und stockt. „Was mache ich mit dem jetzt bloß?“

    Am 31. Juli hat der Leiter der Berufsschule Höchstädt seinen letzten Arbeitstag. Nach siebeneinhalb Jahren im Amt. Lange hat er sich überlegt, ob er zum Abschied überhaupt öffentlich etwas sagen soll. Doch er macht sich große Sorgen. Warum? Dazu holt er etwas aus: „Wir sind die größte Gartenbauschule Deutschlands.“ So klein der Landkreis Dillingen auch sei, er habe zwei

    Es fehlt an Fläche in Höchstädt

    Die Höchstädter Berufsschule selbst, vor 49 Jahren gebaut, müsse generalsaniert werden. Und das Wohnheim soll erweitert werden. Bereits erneuert wird der Praxisteil Gartenbau – immerhin eine Gewächshausfläche mit 700 Quadratmetern. Der Bereich Garten- und Landschaftsbau sowie Baumschulen boomt, sagt Nebel. 850 Schüler werden in sechs Fachrichtungen unterrichtet. Höchstädt ist für die Ausbildung Baumschule für ganz Bayern samt München zuständig, im anderen fällt nur

    Im März 2012 war Nebel nach 26 Jahren an der Neusässer Berufsschule Schulleiter in Höchstädt geworden. Mit seinem beruflichen Schwerpunkt Gartenbau sei der Wechsel naheliegend gewesen; dennoch fiel es ihm anfangs nicht leicht, jeden Tag 86 Kilometer von Landsberg am Lech nach Höchstädt zu pendeln, mit drei kleinen Kindern daheim.

    Anmeldezahlen wurden immer schlechter

    Seinen ersten Arbeitstag in Höchstädt vergisst der 64-Jährige auch nicht: „Am Nachmittag teilte mir das Kultusministerium mit, dass wir eine Technikerschule bekommen. Keiner wusste vorher davon und im September sollte es losgehen.“ Fachräume, Lehrer, die Ausstattung für Umweltschutztechnik und regenerative Energien – alles fehlte. Es sei eine Riesenherausforderung gewesen. Der Start gelang. Die Räume wurden nach und nach eingerichtet. Der Landkreis half mit. Es lief. Zwei Jahre lang. „Erst hatten wir zwölf, dann 14 Schüler. Aber dann kam der Bruch in der Politik.“ Die Energiewende sei negativ besetzt worden, und die Anmeldezahlen sanken an allen Standorten mit der Fachrichtung. In einem Schuljahr fing nur ein einziger Schüler an. Aber Nebel hielt an dem Bereich fest. Die Themen seien zukunftsorientiert. Seit 2017 wird in Kooperation mit Lauingen in Höchstädt auch Informationstechnik unterrichtet. Der Fachunterricht findet in

    Nur wenige Monate, nachdem Nebel in Höchstädt angefangen hatte, kam die Flüchtlingsbeschulung dazu. „Wir waren die erste Schule in Schwaben in dieser Größe mit Berufsintegrationsklassen.“ Ihm sei das Thema wichtig gewesen. Und nur ein Jahr nach der Einrichtung der Modellklasse, explodierten 2015 die Anmeldezahlen. 170 Schüler wurden in der Spitze unterrichtet. In inzwischen acht Klassen lernen je zehn bis 16 Schüler nicht nur Deutsch; sie bekommen gleichzeitig eine Berufsorientierung. 60 Geflüchtete befinden sich aktuell in Ausbildung. Unter den 19 Altenpflegerhelfern, die dieses Jahr ihren Abschluss gemacht haben, waren acht Flüchtlinge. „Inzwischen kommen die Menschen aus ganz vielen anderen Ländern wie etwa Brasilien, Albanien oder dem Kosovo.“ Rückblickend auf seine Zeit im Kreis Dillingen ist Nebel am meisten stolz darauf, wie gut die Flüchtlingsbeschulung klappt. (Lesen Sie auch: Hat die Technikerschule eine Zukunft?)

    In Höchstädt sind jetzt auch die Bäcker

    2014 wurde Höchstädt auch noch für Bäcker und Bäckereifachverkäufer zuständig, was vorher die Aufgabe der Lauinger Berufsschule war. Dort war man von der Umsprengelung nicht begeistert. Doch weil in Höchstädt schon Hauswirtschaft unterrichtet wurde, habe es ideal gepasst, sagt Nebel.

    All diese Entwicklungen sorgten dafür, dass die Klassenräume nicht reichen. Daran will Nebel noch erinnern, bevor er in Rente geht. Bevor er sich zuhause um den Garten kümmern wird, der zuletzt etwas zu kurz kam. Der 64-Jährige hat Gartenbau studiert und klare Vorstellung vom eigenen Gelände: „Es muss immer auch etwas zu essen geben.“ Deswegen wachsen etwa Stangenbohnen und verschiedene Obstsorten daheim in Landsberg und im Wintergarten Weintrauben. Eine Lieblingsblume hat der 64-Jährige nicht. „Es gibt tolle Pflanzen und die verschenke ich auch gern. Mit Schnittblumen dagegen habe ich tatsächlich ein Problem“, sagt er und wirft nachdenklich einen Blick auf die wuchtige grüne Kletterpflanze in seinem Büro. Ob die zuhause auch noch Platz hat?

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