Innen ist die Höchstädter Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt eine Großbaustelle. Bei der Feier des 500. Weihejubiläums steht dort immer noch das Gerüst, das für die Renovierung des Gotteshauses notwendig ist. Im Gegensatz dazu präsentiert sich die Pfarrgemeinde als ziemlich lebendig. Die Stadtpfarrkirche ist beim Festgottesdienst anlässlich ihrer Einweihung vor 500 Jahren so gut besucht wie seit Jahren nicht mehr. Mehr als 600 Menschen sind an Mariä Himmelfahrt zum Pontifikalamt mit Bischof Bertram Meier gekommen. In Höchstädt werde es anschaulich, dass die Kirche heute "eine Großbaustelle" und im Umbruch sei, sagt Meier. Eines werde aber an diesem Festtag deutlich. "Die Kirche hier in Höchstädt lebt", betont der Bischof.
Der Festgottesdienst an Mariä Himmelfahrt ist der Höhepunkt eines viertägigen Feier-Marathons, mit dem die Pfarrgemeinde an die Einweihung der Stadtpfarrkirche vor 500 Jahren erinnert. Stadtpfarrer Daniel Ertl sagt, es sei für ihn "eine überwältigende Freude", so viele Gläubige begrüßen zu dürfen. "Sie sind das geistliche Haus", das die Pfarrkirche ausmache. Den Gottesdienst zelebrieren auch die aktuellen und früheren Höchstädter Pfarrer Donatus Uzoagwa, Alois Zeller, Marko Cvitkusic, Alois Roßmanith und Martin Jung aus Deisenhofen mit. Die weiteste Anreise hat dabei Pfarrer Marko aus dem kroatischen Sisak auf sich genommen. "Ich habe hier als Stadtpfarrer eine wunderschöne Zeit erlebt und möchte den Menschen aus Höchstädt und Umgebung Danke sagen, die in den vergangenen Jahrzehnten Pfarrgemeinden in Kroatien unterstützt haben", sagt Cvitkusic. Er fühle sich in der Stadtpfarrkirche "wie Zuhause". Die Feier des 500. Weihejubiläums sei ein ganz besonderes Ereignis.
Der evangelische Pfarrer feiert den Gottesdienst mit
Gleich zweimal willkommen geheißen wird der evangelische Höchstädter Pfarrer Wolfram A. Schrimpf, der das ganze verlängerte Festwochenende mitgefeiert hat. Ertl erinnert daran, dass die Stadtpfarrkirche zwischen 1543 und 1634, also 91 Jahre lang, Heimat der evangelischen Christen gewesen ist. Schrimpf freut sich sichtlich über das gute Miteinander. "Ich hielte es für schön, wenn man dies als ganz normal empfinden würde", sagt der Seelsorger gegenüber unserer Redaktion.
Zahlreiche Vereinsvertreter sind am Dienstag mit ihren Fahnen ins Gotteshaus eingezogen, gefolgt von einer großen Ministrantenschar. In der Stadtpfarrkirche können die Mitfeiernden eine kirchenmusikalische Sternstunde erleben. Unter der Leitung von Marianne Rieder führen etwa 70 Musiker und Musikerinnen Mozarts Krönungsmesse auf. Sänger und Sängerinnen des Kirchenchors und des Kammerchors Calypso treten mit Musizierenden der Orchestervereinigung Höchstädt-Binswangen und des Musikvereins Donauklang auf. Die Krone setzen dem Ganzen die Solisten Annette Sailer, Ursula Maria Echl, Andreas Saal und Robert Wörle auf. Am Ende sind nicht nur die Zuhörer, sondern auch die Mitwirkenden beglückt. "Es war gigantisch, Marianne Rieder holt das Letzte aus uns heraus", sagt Sängerin Angelika Haschler zufrieden. Und auch Organist Sebastian Bartmann trägt mit seinem virtuosen Spiel zu dem musikalischen Gesamtkunstwerk bei.
Bischof Bertram: "Die Kirche ist kein Klub der Auserwählten"
Den geistlichen Impuls gibt Bischof Bertram, ausgehend vom jüngsten Weltjugendtag in Portugal und dem Feiertag Mariä Himmelfahrt. Maria habe ihre Erfahrung, von Gott ein Kind zu empfangen, mit ihrer Verwandten Elisabeth teilen wollen. Die Erfahrung des Glaubens, so Bischof Bertram, setze in Bewegung. Und dieser Glaube sei integrativ und inklusiv. "Die Kirche ist kein Klub der Auserwählten, sie ist offen für alle", versichert der Bischof. "Und wir sind Gottes Projekt."
Die Höchstädter Stadtpfarrkirche wiederum sei seit 500 Jahren für Menschen "ein Ort, an dem sie die Nähe Gottes erfahren". Diese gegenwärtige Großbaustelle sei ein Sinnbild für die derzeitige kirchliche Situation. Eine Renovierung brauche Zeit. Und bereits eingangs hat
Meier betont, dass es darauf ankomme, "die Kirche geistlich zu erneuern und nicht nur Strukturen zu ändern". Vom Papst, so der Bischof, seien keine Revolutionen zu erwarten, denn er müsse auf die ganze Welt schauen. Die Katholiken in Deutschland seien zahlenmäßig eine ganz kleine Gruppe, es gehe um die Einbettung in die Weltkirche.
Viele sind nach dem Gottesdienst inspiriert. Erhard Geirhos fühlt sich an Zeiten wie vor 50 Jahren erinnert. "Damals war die Stadtpfarrkirche an Heiligabend ähnlich gut besucht." Michael Kimmerle zollt der Pfarrgemeinde Anerkennung. "Es verdient Respekt, was da auf die Beine gestellt wurde." Auch Christine Mayer schwärmt von den Feiertagen zum Kirchenjubiläum: "Was ist das für ein wunderbares Fest."
"Der Zusammenhalt ist in der Höchstädter Pfarrgemeinde spürbar"
Nach dem Pontifikalamt wird im Zelt und auf dem ganzen Marktplatz weitergefeiert. Bürgermeister Gerrit Maneth bittet den Bischof um einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Die Abgeordneten Christoph Schmid (SPD), Georg Winter (CSU) und Fabian Mehring (FW) gratulieren. Und auch die Landtagskandidaten Fabian Wamser (SPD) und Manuel Knoll (CSU) sind vor Ort – Knoll ist als Mitglied der Pfarrgemeinde Helfer. Die Binswanger Banzger Blosn spielt auf, und die Stimmung ist gelöst. Lob gibt es von vielen Seiten, auch von Monika Kreuzer. In der Höchstädter Pfarrgemeinde, sagt die Lauingerin, sei "der Zusammenhalt spürbar".