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Herzpatienten aus Kreis Dillingen werden künftig in Nördlingen operiert

Dillingen/Nördlingen

Herzpatienten aus dem Kreis Dillingen werden künftig in Nördlingen operiert

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    Das Stiftungskrankenhaus in Nördlingen gehört zu den Donau-Ries-Kliniken. Hier sollen Herzpatienten aus dem Dillinger Raum behandeltwerden.
    Das Stiftungskrankenhaus in Nördlingen gehört zu den Donau-Ries-Kliniken. Hier sollen Herzpatienten aus dem Dillinger Raum behandeltwerden. Foto: Jochen Aumann

    Wenn es um Operationen und Eingriffe am Herzen geht, werden Patienten aus dem Landkreis Dillingen künftig in Nördlingen behandelt. Darüber gibt es seit Oktober eine offizielle Vereinbarung, die nun im Landratsamt Dillingen bei einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. 

    Wer minimalinvasive Untersuchungen und Eingriffe im Herzkatheterlabor braucht, wird nun in Nördlingen behandelt. So zumindest sieht das eine Vereinbarung vor, die die Landräte Markus Müller (Dillingen) und Stefan Rößle (Donau-Ries) bei einer Pressekonferenz in Dillingen vorstellten. Die kardiologische, nicht invasive Versorgung verbleibe jedoch an den Kreiskliniken Dillingen und Wertingen, betonten die Politiker. Sie werteten die Kooperation zwischen den

    Im Juli wurde der Plan für ein eigenes Gerät in Wertingen aufgegeben

    Rund fünf Millionen Euro hätte die bisher geplante Einrichtung eines Linksherzkatheder-Messplatzes samt Labor an der Dillinger Kreisklinik den Landkreis gekostet. Doch im Kreis Dillingen waren die Fallzahlen zuletzt auf rund 500 pro Jahr gefallen. Für eine Förderung durch den Freistaat schreiben die Planungsbehörden aber mindestens 1000 Fälle pro Jahr vor. Deshalb wurde der Plan, den Herzkathetermessplatz nach Dillingen umzuziehen, im Juli 2023 im Zuge der Finanznot an den Kreiskliniken aufgegeben.

    Durch die Kooperation mit dem Stiftungskrankenhaus Nördlingen spart sich nicht nur der Landkreis Dillingen das Geld für den Messplatz. Auch die Große Kreisstadt Dillingen spart jene 500.000 Euro ein, die sie für das Projekt bereits zugesagt hatte. 

    Klinik in Nördlingen hat bereits ein großes Einzugsgebiet

    Am Stiftungskrankenhaus in Nördlingen wird dagegen Ende 2024 ein zweiter, von Bund und Land geförderter, Herzkatheder-Messplatz in Betrieb gehen. Der Baubeginn für das Projekt ist bereits erfolgt. Denn der bestehende Platz ist bereits voll ausgelastet. Die Fallzahlen in diesem Jahr würden mehr als dreimal so hoch sein als im Kreis Dillingen, heißt es bei der Pressekonferenz. Der Leiter der Klinik für Innere Medizin am Stiftungskrankenhaus, Dr. Bernhard Kuch, rechnet mit rund 1700 Patienten bis Ende des Jahres. Zudem wachse das Einzugsgebiet stetig und reiche inzwischen bis in die Ostalb und nach Mittelfranken. 

    Kuch hat die Innere Medizin in Nördlingen seit 2011 zum Herzzentrum ausgebaut. Doch, das machte der Mediziner im Sitzungssaal des Landratsamtes auch sehr deutlich: „Messplätze allein reichen nicht.“ Wichtig sei kompetentes und vor allem ausreichendes Personal. Nur mit einer exzellenten intensiven Versorgung könne eine Rund-um-die-Versorgung an sieben Tagen in der Woche, 365 Tage im Jahr, gewährleistet werden, ergänzte Jürgen Busse, Vorstandsvorsitzender des Stiftungskrankenhauses Nördlingen. 

    Die Kliniken sollen sich über eine „schnelle Datenverbindung“ austauschen können

    Patientinnen und Patienten erwartet laut Kuch in Nördlingen „invasive Therapie bei akuten Notfällen, insbesondere Herzinfarkt-Patienten, die direkt in unser Herzkatheterlabor übernommen werden können“. Darüber hinaus stehe sein Team auch für „konsiliarische Fragestellungen“ zur Verfügung, etwa bei Rhythmusstörungen oder Herzklappenproblemen. Für diese telemedizinische Beratung wird eigens eine schnelle Datenverbindung zwischen den Krankenhäusern eingerichtet, sodass zum Beispiel mithilfe von Telemedizin zwischen Dillingen, Wertingen und Nördlingen auch „Herz-Ultraschallbefunde mitbeurteilt werden können“.

    Sonja Greschner, Geschäftsführerin der Dillinger Kreiskliniken, sagte, dass an den Standorten Dillingen und Wertingen weiterhin eine kardiologische Versorgung mit Echokardiografie, spezifischer Diagnostik wie CT, EKG, Laboruntersuchung und klinischer Untersuchung erfolgen könne. Zudem stimmten die beiden Häuser „die Aufgaben der Behandlung von Herz-Kreislauf-Patienten künftig eng miteinander ab“, betonten Greschner und Busse. Die Patienten würden dann zur Nachsorge nach Dillingen oder Wertingen verlegt.

    Bei der Pressekonferenz stellten (von links) Jürgen Busse (Vorstandsvorsitzender des Stiftungskrankenhauses Nördlingen), Stefan Rößle (Landrat im Donau-Ries), Markus Müller (Landrat Dillingen) und Sonja Greschner (Geschäftsführerin der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen) und Bernhard Kuch die neue Kooperation vor.
    Bei der Pressekonferenz stellten (von links) Jürgen Busse (Vorstandsvorsitzender des Stiftungskrankenhauses Nördlingen), Stefan Rößle (Landrat im Donau-Ries), Markus Müller (Landrat Dillingen) und Sonja Greschner (Geschäftsführerin der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen) und Bernhard Kuch die neue Kooperation vor. Foto: Hans Gusbeth

    Ein neuer Internist soll ins Wertinger Krankenhaus kommen

    Auch die Tätigkeit eines neuen Internisten werde die Versorgung in Wertingen stärken, allerdings gibt es gegenwärtig dazu noch keine Vereinbarung. Der Mediziner, der dort ab dem 1. Januar tätig wird, stammt aus dem Team von Bernhard Kuch. Dieser machte ausdrücklich darauf aufmerksam, dass der kardiologisch geschulte Internist „nicht von uns zur Verfügung gestellt“ werde, sondern „voll in die Kreiskliniken wechselt und seine Fälle auch hier abrechnet“.

    Bernhard Kuch, Internist im Stiftungskrankenhaus Nördlingen.
    Bernhard Kuch, Internist im Stiftungskrankenhaus Nördlingen. Foto: Hans Gusbeth

    Die Kooperation zwischen den beiden Landkreisen läuft schon seit dem 1. Oktober. Erste Patienten aus dem Landkreis Dillingen sind bereits per Rettungswagen ins Nördlinger Stiftungskrankenhaus gebracht worden. Wichtig für Bernhard Kuch ist in diesem Zusammenhang eine verstärkte Kommunikation. Schließlich müssten „auch die Rettungsdienste wissen, wohin sie die Patienten bringen sollen“. 

    Markus Müller und Sonja Greschner hoben hervor, dass diese Zusammenarbeit auch die Perspektiven für die Aus- und Weiterbildung von Ärzten an den Kreiskliniken Dillingen-Wertingen schaffen werde. 

    Große Einigkeit herrschte in der Runde bei der Ablehnung der nun verschobenen Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Wenn der Entwurf von Lauterbach in seiner bisherigen Form durchgegangen wäre, „hätte es in der Fläche keine Kardiologie mehr gegeben, auch nicht in Nördlingen“, so die Nördlinger Experten unisono. So hoffen alle auf den weiteren Widerstand der Bundesländer, die für die Krankenhausplanung zuständig sind.

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