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Helmut Schleich fesselt Lauterbach: Ein Kabarettabend der Spitzenklasse

Wertingen

Viele Lacher und politische Schärfe: Ein Abend mit Helmut Schleich

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    Helmut Schleich bietet in Lauterbach ein Feuerwerk der Satire, das politische Schärfe mit Humor verbindet.
    Helmut Schleich bietet in Lauterbach ein Feuerwerk der Satire, das politische Schärfe mit Humor verbindet. Foto: Franz Käsinger

    Hatte die Kleinkunstbühne mit dem Fußballspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark an diesem schwül-heißen Abend einen starken Gegner, so fanden doch viele eingefleischte Kabarettbegeisterte den Weg in die Lauterbacher Sporthalle, um Helmut Schleich zu erleben. Sie mussten ihr Kommen nicht bereuen, denn Schleich reizte mit seinen treffsicheren, geistreichen Pointen und seinen hintergründigen Bosheiten nicht nur die Lachmuskeln des Publikums, sondern auch den empfindlichen Nerv der Anwesenden in Sachen Realpolitik und woker Gesellschaft. Die Hitze im Saal, weiter angeheizt durch stürmische Applauskaskaden, trieb ihn nicht nur zu Schweißausbrüchen, sondern vor allem zu sprachlicher Höchstleistung, immer wieder gewürzt mit schonungslosen Wortspielen und schwarzem Humor.

    Helmut Schleich begeistert in Lauterbacher Sporthalle mit scharfem Witz

    Gekonnt seziert Helmut Schleich Aussagen der politischen Garde auf deren Wahrheitsgehalt. So bekommt Wirtschaftsminister Habeck für sein Credo „ Die Lage ist nicht schlecht, nur die Zahlen“ ebenso sein Fett weg wie Olaf Scholz. Der Kanzler gerät in seine Pointenschleuder, denn bei der Dichte seines Fells „brauche er kein Rückgrat“ und mit seiner Augenbinde wäre er als Einäugiger „König unter den Blinden“. Querbeet nimmt Schleich die aktuellen Mandatsträger aufs Korn, ob Finanzminister Christian Lindner mit seinem Spartipp „Die Deutschen sollen mit Verstand heizen“ oder Ministerpräsident Winfried Kretschmann, dem ein Waschlappen zur Ganzkörperreinigung reichen muss.

    Helmut Schleich kann auch leise Töne anschlagen

    Die „wertorientierte Außenpolitik“ der für 130.000 Euro gestylten Annalena Baerbock, die Wandlung des Toni Hofreiter vom grünen Friedensengel zum olivgrünen Krieger und die Irrungen und Wirrungen des Bundesseuchenheiligen Lauterbach veranlassen ihn zum Schluss, dass die politische Wirklichkeit das Kabarett Tag für Tag übertrifft und Pointen liefert, die ihm nie eingefallen wären. Dass Helmut Schleich auch leise Töne anschlagen kann und dabei „hörbare Stille“ im Saal herrscht, beweist er mit seinen Friedensvorschlägen, denn echter Friede mache Mühe und müsse jeden Tag erkämpft werden, was ihm mit tosendem Applaus bestätigt wird,

    Schleich beschäftigt sich in Lauterbach auch mit der Sprachverhunzung

    Nicht nur die hohe Politik, auch die alltäglichen Auswüchse der Sprachverhunzung und die moralisierende „woke Einengungskultur“ bietet der gekonnten satirischen Polemik eines Helmut Schleich unerschöpfliche Quellen. Die Behauptung der Queer-Denker „Gott ist queer“ lässt für ihn nur den Schluss zu, dass der Teufel divers sei. Natürlich hat er die Lacher auf seiner Seite, wenn er die Verfechter einer woken Geisteshaltung als Leute definiert, „die alles bestreiten außer ihren Lebensunterhalt“, den habe die Gesellschaft zu tragen.

    Natürlich darf zum Schluss die Rolle des Übervaters Franz-Josef Strauß nicht fehlen – gerade angesichts der Dramatik dieser „Zeitenwende“. Grollend, polternd und schwitzend im Lodenjanker parodiert Helmut Schleich unter den Jubelstürmen des Publikums seine Paradefigur und kommt dabei zum Schluss: „Das waren halt noch Zeiten, als rechts von der CSU eine Wand war, und links von ihr eine Mauer – und hinter dieser Angela Merkel.“

    Doch ohne Zugabe lassen ihn die vielen Kabarettbegeisterten trotz über 30 Grad Hitze nicht von der Bühne. So kommt es zu einer einmaligen himmlischen Begegnung der Ratzinger-Brüder Peppi und Schorschi, die noch einmal Begeisterungsstürme auslöst und zwei Stunden bestes Kabarett das Spiel der deutschen Kicker gegen die Dänen vergessen lässt. In seiner Schlusspointe bezieht er sich auf ein Wort von Joachim Ringelnatz: „Der Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt“ – trotz verkorkster Realpolitik und woker Sprachfletterei.

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