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Heimat-Check: Das bedeutet der Heimat-Check für den Landkreis Dillingen

Heimat-Check

Das bedeutet der Heimat-Check für den Landkreis Dillingen

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    Dillingens Landrat Markus Müller (rechts) und der Geschäftsleiter von Donautal-Aktiv, Lothar Kempfle, haben die Ergebnisse des Heimat-Checks interessiert gelesen.
    Dillingens Landrat Markus Müller (rechts) und der Geschäftsleiter von Donautal-Aktiv, Lothar Kempfle, haben die Ergebnisse des Heimat-Checks interessiert gelesen. Foto: Benjamin Reif

    Der Landkreis Dillingen liegt mit einem Gesamtergebnis von 5,8 leicht über dem Durchschnitt der befragten Landkreise. Was bedeutet das Ergebnis für Sie?
    MARKUS MÜLLER: Wir sind zufrieden, es ist insgesamt ein gutes Ergebnis. Gerade die starke Bewertung im Bereich des Vereinslebens freut mich, es ist eine Bestätigung für die gute Arbeit unserer ehrenamtlich Tätigen. Ungeachtet dessen dürfen wir in allen Bereichen nie aufhören, uns immer wieder anzustrengen. Deshalb haben wir eine lokale Entwicklungsstrategie samt einer Stärken-Schwächen-Analyse entwickelt. Ob gut oder schlecht: Wir werden in jedem Feld alles tun, damit wir unseren Landkreis gut für die Zukunft ausrichten.

     
    LOTHAR KEMPFLE: Wir folgen hier dem Prinzip: Stärke deine Stärken. Die Zusammenarbeit mit Vereinen, die Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements mit gezielt eingesetzten öffentlichen Mitteln – da sehen wir viele unserer Handlungsfelder. Wir müssen besonders im Blick behalten, viel für die jungen Leute zu tun. Treffpunkte in den Orten schaffen. Dafür sorgen, dass die jungen Leute ihre Kommunen positiv wahrnehmen. Dann bleiben sie später auch hier.

    Inwieweit beziehen Sie die Ergebnisse überhaupt auf Ihre Aufgaben? Es wurden schließlich Fragen zu Kommunen gestellt, nicht direkt zum Landkreis.
    MÜLLER: Der Landkreis ist die Summe aus 27 Kommunen. In jedem Ort gibt es andere Präferenzen, aber das ist alles für uns sehr relevant.

    Verschiedene Präferenzen kann man nicht von der Hand weisen. Was denken Sie beispielsweise darüber, dass die Sicherheit in Bissingen, Wertingen, Holzheim, Schwenningen und Wittislingen hervorragend bewertet wurde – in Laugna, Blindheim und Ziertheim aber beispielsweise deutlich schlechter?
    MÜLLER: Das Gefühl der Sicherheit ist eben etwas sehr Persönliches. Da kann vieles mit hineinspielen. Ich finde aber, dass unsere Polizei einen guten Spagat zwischen Präsenz und Arbeit im Hintergrund hinbekommt. Auch diese Wahrnehmung zeigt sich im guten Ergebnis von fast sieben Punkten wieder.

     
    KEMPFLE: Es ist für mich klar, dass auch die Leute in Laugna beispielsweise keine Angst zu haben brauchen, wenn sie nachts nach Hause gehen. Da denke ich, dass der Bereich "Verkehrssicherheit" eine größere Relevanz hat

    Es gibt aber auch bei uns im Landkreis Phänomene, die bei manchen Leuten Sorgen auslösen. Etwa die "Spaziergänge", die im vergangenen Herbst und Winter immer montags in Wertingen abgehalten worden sind.
    MÜLLER: Das bringe ich persönlich überhaupt nicht mit dem von Ihnen abgefragten Sicherheitsaspekt in Verbindung. Wir haben hier auf jeden Fall eine gefestigte Bürgerlichkeit, die viele verschiedene Meinungen zulässt.

    Wie wollen Sie es schaffen, noch mehr auf die Interessen der Jugendlichen einzugehen?
    KEMPFLE: Wir wollen sukzessive unsere Kommunikation auch in Richtung soziale Netzwerke ausrichten. Junge Leute erreichen Sie großteils nicht mit öffentlichen Sitzungen und Ähnlichem. Deshalb wird eine Mitarbeiterin künftig damit befasst sein, Inhalte für Jugendliche etwa auf Instagram bereitzustellen.

     
    MÜLLER: Für die Jugendlichen etwas zu tun, heißt oft auch, für Familien und Alleinerziehende entsprechende Angebote bereitzustellen. Freizeitangebote werden und wurden sukzessive gefördert und ausgebaut. Insgesamt kann man immer mehr machen, aber die Möglichkeiten in Bildung und Freizeit sind breit gefächert.

    Beim Individualverkehr zeigt sich die größte Diskrepanz auf. Während etwa Lutzingen und Medlingen mit 8,1 und 8 Punkten auf diesem Themenfeld hervorragend abschneiden, ist der Wert etwa in Höchstädt mit 2,5 grottenschlecht. Wie erklären Sie sich die Unterschiede?
    MÜLLER: In Höchstädt läuft die B16 immer noch durch den Ort. Die Umfahrung ist im Bundesverkehrswegeplan verankert. Deren Umsetzung stockt, da aktuell ein Verfahren zum Wasserschutzgebiet in Gange ist. Darauf aufbauend können konkrete Planungen erfolgen. Wir haben rechtsstaatliche Verfahren, die in der Umsetzung dauern.

    Herr Müller, Sie waren ja im hinter Ihnen liegenden Wahlkampf viel mit ihrem bekannten, orangenen Kleinbus auf den Straßen des Landkreises unterwegs. Sind die Straßen hier in der Region nicht gut genug, dass man da mal etwas weniger Geld für Sanierungen ausgeben könnte? Es würde ja an vielen Stellen gebraucht.
    MÜLLER: Es ist richtig, wir haben viele Herausforderungen, nicht nur die Sanierung unserer Straßen. Wir sind ein Landkreis ohne Autobahnanbindung. Die Staatsstraße 2033 und die B16 sind wichtige Verkehrsadern. Bei allen Straßen sollte der Belag immer wieder erneuert werden, um keinen Investitionsstau zu bekommen.

    Und das Radwegenetz?
    KEMPFLE: Das ist bei uns schon sehr gut – zumindest überörtlich. Da sind wir ja auch im Vier-Sterne-Bereich unterwegs. Was aber viele vergessen: Das Radwegenetz hört eben nicht am Ortsschild auf. Und da wartet auf die Kommunen auch in Zukunft viel Arbeit, um die Interessen von Verkehrsteilnehmern im Auto und auf dem Fahrrad zu einem guten Ausgleich zu bringen.

    Großes Ärgernis unter den Teilnehmenden ist anscheinend der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Was kann hier getan werden?
    MÜLLER: Der ÖPNV ist ein Thema, mit dem wir uns derzeit intensiv beschäftigen und auch bereits in der Vergangenheit sehr beschäftigt haben. Wir wollen die beiden Verkehrsgebiete der Region – Schwabenbus und AVV – besser miteinander verzahnen. Bisher sind sie das nur bedingt, hier sehe ich noch Optimierungsbedarf. Prüfungen dazu laufen, Konzepte werden entwickelt. Unser Landkreis investiert bereits jetzt circa 2,4 Millionen Euro im Jahr für den ÖPNV. Derzeit haben wir allerdings neben den steigenden Energiepreisen ein weiteres, sehr großes Problem: Es fehlen die Busfahrerinnen und Busfahrer, weshalb es momentan nicht möglich ist, den vollständigen Fahrplan im Verkehrsgebiet der Schwabenbus durchzuführen, und es notwendig war, einen Notfallfahrplan zu aktivieren. Die fehlenden Fachkräfte sind auch in anderen Regionen und Sektoren ein großes Problem.

    Und gibt es vielleicht irgendwann eine Bahnverbindung von Dillingen ins Zusamtal?
    MÜLLER: Im Nachhinein war es ein Fehler, die damals bestehenden Gleise zu entfernen. Momentan ist das Thema illusorisch. Aber sag niemals nie.

    Im Wahlkampf haben Sie betont, dass der Klimaschutz eines ihrer zentralen Aufgabenfelder werde. Mit 5,6 wird dieser im Landkreis eher durchschnittlich bewertet. Was heißt das für Sie? Könnten beispielsweise mehr Freiflächenphotovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen gebaut werden?
    MÜLLER: Wir wollen über unser Regionalmanagement Innovationskreise zu Klimaschutz und Energiewende ins Leben rufen und Akteure aus verschiedenen Bereichen zusammenbringen, um so Innovation und gute Lösungen zu fördern. Hier sind wir jedoch erst am Anfang. Beim Aufbau der erneuerbaren Energien brauchen wir alle Bereiche von Photovoltaik, bis Biogas, Holz, Wasserstoff und vieles mehr. Viele Dachflächen sind im Landkreis außerdem ungenutzt. Zur Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen für Solarenergie: Hier wird es Zubau geben, wir brauchen jedoch diese Flächen auch, um unsere Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

    Und schließlich gibt es noch die Bereiche Senioren und Gesundheitsversorgung, bewertet mit 5,3 und 4,9 Punkten.
    MÜLLER: Wir sind hier dabei, in der Gesundheitsregion plus mit vielen Betroffenen ständig Lösungen und Konzepte zur Verbesserung der Situation zu entwickeln. Neben der ärztlichen Versorgung geht es dabei auch um die Pflege. Unser Pflegestützpunkt im Landkreis leistet gute Arbeit. Auch in diesem Bereich herrscht ein großer Fachkräftemangel vor.

    Und muss man sich Sorgen machen, dass das Wertinger Krankenhaus irgendwann geschlossen wird? So ist es ja schon vielen Kliniken im ländlichen Raum in ganz Deutschland ergangen.
    MÜLLER: Landauf, landab zieht ein Sturm über die Kliniklandschaft hinweg. Da gibt es große Aufgaben. Aber wir stehen zu unseren zwei Krankenhäusern. Und wir tun alles, um von diesen beiden Standorten aus die bestmögliche medizinische Versorgung für die Menschen im Landkreis zu organisieren.

    Zur Person

    Der 43-jährige Wertinger Markus Müller (Freie Wähler) ist seit 13. Juli als Nachfolger von Leo Schrell (ebenfalls freie Wähler) Landrat von Dillingen. Zuvor hatte er für den Bayerischen Bauernverband gearbeitet. Lothar Kempfle ist Geschäftsführer des Regionalentwicklungsvereins Donautal-Aktiv und betreibt gemeinsam mit seiner Frau und seinen vier Kindern einen Bio-Bauernhof in Reisensburg im Landkreis Günzburg.

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