Immer wenn es regnet, wächst die Pfütze auf der Donaubrücke in Dillingen zu einem kleinen See an. Das stört nicht nur die Autofahrer, sondern vor allem die Fußgänger und Fahrradfahrer. Diese stellen sich dem widrigen Wetter und werden zum Dank auch noch von der Fahrbahn aus nass gespritzt. Was wie ein Schaden wirkt, der schnell behoben werden kann, ist jedoch mit größerem Aufwand verbunden.
Denn entweder müsste das Gefälle der Brücke angepasst werden – dafür bräuchte es einen neuen Straßenbelag – oder ein neuer Wasserschacht gelegt werden. „Alles im Bereich Brücke ist komplex und fast nie leicht zu lösen, auch Kleinigkeiten haben eine große Auswirkung“, erklärt Ramona Riebler vom Staatlichen Bauamt Krumbach, welches auch für den Landkreis Dillingen zuständig ist. Wie steht es also um die Brücken im Landkreis?
163 Brücken werden im Landkreis Dillingen vom Staatlichen Bauamt betreut
Im Landkreis gibt es 163 Brücken, die vom Staatlichen Bauamt betreut werden. Diese Brücken sind Teil der Bundes- und Staatsstraßen; als prominente Beispiele die Donaubrücken, welche den nördlichen Teil des Landkreises mit dem südlichen verbinden. Hinzu kommen viele weitere kommunale Brücken, die in der Hand der jeweiligen Gemeinde oder Stadt sind. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass maximal zehn Prozent aller Brücken in einem nicht ausreichenden oder gar ungenügenden Zustand sein dürfen.
In Bayern sind 6,9 Prozent der Brücken an Staatsstraßen und 5,4 Prozent derer an Bundesstraßen in schlechtem Zustand. Damit stehe der Freistaat deutlich besser da als andere westdeutsche Bundesländer, wie das Verkehrsministerium in einer Presseerklärung mitteilt. Anders sieht die Lage bei kommunalen Straßenbrücken aus. Laut des Deutschen Institut für Urbanistik sind viele in schlechtem Zustand, bis 2030 müssen deutschlandweit etwa elf Milliarden Euro für die Sanierung aufgewendet werden.
Brücken werden zum Teil auch im Zuge von Straßensanierungen erneuert
Um Mängel rechtzeitig festzustellen, werden Brücken in Deutschland alle drei Jahre von Fachleuten geprüft. Dabei werden die Brücken auf Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit untersucht und benotet. Aus den drei Teilnoten ergibt sich eine Gesamtnote über den Zustand der Brücke. Fällt ein Bauwerk durch, wird eine Sanierung oder Neubau durch das zuständige Bauamt veranlasst.
Doch nicht nur nach Bauwerksprüfungen, auch im Zuge von Straßenerneuerungen werden Brücken teilweise renoviert. Entscheidet das Staatliche Bauamt, einen Streckenabschnitt zu renovieren – wie aktuell die B16 bei Lauingen –, werden auch die Brücken in dem Bereich überprüft. Ist eine Renovierung oder ein Neubau vonnöten, werde dies in die Planungen aufgenommen, erklärt Riebler. So wurden während der Vollsperrung der B16 auch kleinere Arbeiten an der Brücke beim Zwergbach durchgeführt. Die Kosten trägt bei Landstraßen der Freistaat, bei Bundesstraßen der Bund; wie auch aus dem Namen ersichtlich ist. Durchgeführt werden die Planungen entweder durch das zuständige Bauamt oder der Auftrag wird an ein Ingenieursbüro vergeben.
Im Landkreis Dillingen gibt es keine mangelhaften Brücken, jedoch sind nur etwa 20 Prozent in einem mindestens guten Zustand
Im Landkreis Dillingen sind laut Riebler alle vom Staatlichen Bauamt betreuten Brücken in mindestens ausreichendem Zustand. Gleichzeitig sind nur etwa 20 Prozent in gutem oder sehr gutem Zustand. „Wir haben einen relativ alten Brückenbestand“, erklärt Ramona Riebler. Es gebe jedoch keinen Grund zur Beunruhigung. Größere Maßnahmen seien aktuell nicht geplant. Baustellen wird es dennoch geben: Das Staatliche Bauamt Krumbach informiert, dass ab Oktober im Zuge des Ausbaus der Ortsdurchfahrt in Unterbechingen an der Zwergbachbrücke gearbeitet werde. In den kommenden Jahren werden die Brücken in Aislingen über die Glött, in Frauenstetten über den Hohenreicher Mühlbach und in Unterliezheim über den Nebelbach saniert. Bayernweit kostet die Erhaltung der Brücken an Bundes- und Staatsstraßen mehr als 150 Millionen Euro, wie das Bayerische Verkehrsministerium in einer Pressemitteilung erklärt. Für den Landkreis Dillingen gibt es keine genauen Zahlen.
Alle deutschen Bundesstraßen benötigen eine Mlc-Kennung für militärische Fahrzeuge
Bereits abgeschlossen ist die Renovierung der Donaubrücke in Dillingen, die im vergangenen November stattfand. 40.000 Euro kostete die Maßnahme. Die eingebaute Konstruktion war jedoch schadhaft, weswegen im September noch einmal nachgebessert werden musste. Die Kosten hierfür trug die Firma, welche mit dem Einbau beauftragt war.
Zudem müssen alle Bundesstraßen – und damit auch die zugehörigen Brücken – eine Militärische Lastenklasse (Mlc-Klasse) vorweisen können. Diese gibt an, wie schwer die Fahrzeuge sein dürfen, welche die Straße respektive Brücke befahren. Dabei wird zwischen Belastungen durch Rad- und Kettenfahrzeuge unterschieden. Die Mlc-Klassen sind von der Nato vorgegeben und entstanden zu Zeiten des Kalten Krieges. Die Schilder – rund und gelb, mit schwarzen Ziffern – sind zwar seit 2009 keine Pflicht mehr, jedoch weiterhin an vielen Brücken zu finden. Auf Landstraßen sind aktuell keine Mlc-Klassen vorgegeben. „Die meisten neueren Brücken haben die Kennzeichnung dennoch“, sagt Riebler.
Während des Hochwassers im Juni waren alle Donaubrücken gesperrt
Wie wichtig Brücken sind, haben die Nachrichten der vergangenen Wochen und Monate mehrmals gezeigt: Nicht nur beim Zusammensturz der Carolabrücke in Dresden, sondern auch während des Hochwassers. Zeitweise gab es im gesamten Landkreis keine Möglichkeit, die Donau zu überqueren. Im Vergleich dazu fällt eine Pfütze auf der Fahrbahn der Dillinger Donaubrücke schon gar nicht mehr auf.
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