Der Fassadenbauer Josef Gartner in Gundelfingen steckt in einer handfesten Krise. Seit Monaten ist klar: Stellen müssen abgebaut werden. Aber wie viele? Immer wieder kursieren Gerüchte, auch unsere Zeitung erhält Anfragen und Anrufe von besorgten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Nun gibt es erstmals eine konkrete Zahl, die im Umlauf ist. Es ist von 161 Stellen die Rede. Das Onlineportal B4B Schwaben veröffentlicht diese Zahl auf seiner Website. Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt das Gundelfinger Fassadenunternehmen diese Zahl aber nicht. Sie sei sogar falsch, heißt es von einer Mitarbeiterin am Telefon. Offizielle Angaben und konkrete Zahlen sind am Montag seitens Gartner nicht zu bekommen.
Was bekannt ist, dass die Gundelfinger Firma Teile der Produktion an andere Standorte der Muttergesellschaft Permasteelisa verlagern möchte. Das sei laut Geschäftsführer Jürgen Wax nötig, wie er im September gegenüber unserer Zeitung sagte, um auf dem internationalen Markt geschäftsfähig zu bleiben, auch wenn sich die Auftragslage des Unternehmens „spürbar verbessert“ habe. Die Folge ist unter anderem die Verkleinerung der Produktion in Gundelfingen. Bisher gebe es keine Pläne, die Herstellung am Standort Gundelfingen aufzugeben, hieß es. „Gartner wird weiterhin dasselbe machen wie alle Jahre zuvor. Nur nicht mit demselben Volumen“, sagte Geschäftsführer Wax vor wenigen Wochen.
Betriebsratsvorsitzender Leo Bunk ist am Montag erreichbar. Er sagt: „Wir haben um jeden Mitarbeiter gekämpft.“ Es sei gelungen, die Anzahl der Entlassungen nach unten zu korrigieren. Eine genaue Zahl nennt aber auch er nicht. Aktuell bestehe die Hoffnung, dass auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden könne. Ein wichtiges Werkzeug dafür sei eine betriebliche Transfergesellschaft, die betroffene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an andere Unternehmen vermitteln soll. Auch mit der Bundesagentur für Arbeit stehe die Firma Josef Gartner in engem Kontakt, erklärt es der Betriebsratsvorsitzende. Das Ziel sei laut Bunk, die Umstrukturierung „so sozialverträglich wie möglich“ zu gestalten. Dafür seien auch weitere Maßnahmen geplant, über die er jedoch nicht sprechen möchte.
Mehrere wegfallende Großaufträge führten bei Josef Gartner in Gundelfingen zu Problemen
Zu Beginn dieses Jahres platzten mehrere Großaufträge der Firma Josef Gartner. Wegen Sanktionen gegen Russland endeten etwa die Arbeiten an der Sberbank in Moskau. Das Volumen lag bei einem deutlich dreistelligen Millionenbetrag. Gartner hatte zu dieser Zeit eigentlich das nächste Großprojekt in der Warteschlange: ein großes Gebäude des Online-Versandhandels Amazon in den USA, der geplante neue Hauptsitz namens „Pen Place“. Doch auch dort hieß es kurz darauf: Baustopp. Wieder ein herber Schlag für Gartner. Derzeit führt das Unternehmen Fassadenarbeiten unter anderem an der neuen europäischen Google-Zentrale in London, am Hochhaus-Komplex „Four“ in Frankfurt und an der Kathedrale Sagrada Família in Barcelona durch.
Die Firma habe laut einer Pressemitteilung im Sommer zudem bedeutende neue Projekte in der Pipeline, darunter „New Zealand House“, „50 Fenchurch Street“ und „Lansdowne House“ in London sowie das „Sailsbury Square Development“ für die City of London Corporation. Gartner verstärke darüber hinaus derzeit seine Marktpräsenz im Nahen Osten und in Nordamerika.
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