Das Moos in Gundelfingen soll renaturiert werden. Mit Blick auf den Klimaschutz ist das die schnellste Möglichkeit, um CO2 einzusparen. Denn das Moor wurde wie vielerorts im 18. und 19. Jahrhundert entwässert und ist von Torfabbauflächen durchzogen. Durch die trockenen Moore in Bayern entstehen jährlich 5,4 Millionen Tonnen an Emissionen. Im Freistaat gibt es 220.000 Hektar an Mooren, 125.000 Hektar davon werden landwirtschaftlich genutzt. Durch die Wiedervernässung könnten die Treibhausgase erheblich reduziert und ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Eine Chance mit einer gewissen Dringlichkeit.
Doch das Verfahren, bis das im Gundelfinger Moos möglich ist, dauert mehrere Jahre. Bei einem Erörterungstermin mit Personen, die dort Flächen besitzen, wurden nun erneut über die Sorgen der Wiedervernässung gesprochen. Einen solchen Termin gibt es aufgrund rechtlicher Vorgaben, wie die Leiterin der Abteilung Bau und Umwelt im Landratsamt Dillingen, Christa Marx, erklärt. Für das Moor gebe es eine wasserrechtliche Planfeststellung wegen der Veränderungen vor Ort.
So soll das Gundelfinger Moos wieder vernässt werden
Denn bei der Wiedervernässung wird der zentrale Entwässerungsgraben „Roher Teichgraben“ auf der ganzen Länge mit Torf zugeschüttet. Als zweite Maßnahme soll Wasser aus den Nordgräben eingeleitet werden. Danach soll in der dritten Phase das Grundwasser von den nahegelegenen Vollmer-Seen zugeleitet werden. Bisher ist es dort bis Mai oder Juni nass. Nach der Renaturierung kann das Wasser vom Winter möglicherweise bis Juli gehalten werden.
Gut zu wissen: Moos, Moor und Ried
Wird über das Moor in der Gärtnerstadt gesprochen, heißt es immer das "Gundelfinger Moos". Denn Moos ist der traditionelle bayerische Begriff für ein Moor oder Feuchtgebiet. Im angrenzenden Württemberg wird wiederum vom "Ried" gesprochen.
Um das durchzuführen, benötigt es eine sogenannte gehobene wasserrechtliche Erlaubnis, wie Marx erklärt. Der Antragsteller ist die Regierung Schwaben. Dafür wurden ein Planungsbüro beauftragt und die umfangreichen Unterlagen öffentlich ausgelegt. Denn jede Person, sie sich in seinen oder ihren Rechten beeinträchtigt fühlt, kann Einwände erheben. Bei der Wiedervernässung des Gundelfinger Moos haben das 160 Personen gemacht, darunter auch die Stadt Gundelfingen, Günzburg, der Bauernverband, der AELF. „Ein Schritt zur Wiedervernässung ist der Erörterungstermin“, erläutert Marx.
Viele haben Angst, dass Grundstücke im Moor in Gundelfingen nass werden
Zu den drei Terminen im Landratsamt kamen 60 Personen, die besonders eine Sorge haben. „Viele Privatpersonen haben Angst, dass Grundstücke nass werden und diese danach nicht mehr bewirtschaftet werden können“, berichtet Marx. Ein Einwand, der immer wieder zu hören ist, wenn es um Wiedervernässung von Mooren geht. Doch dieser Fall wird nicht eintreten.
Denn in den Plänen ist das Gundelfinger Moos in drei Zonen eingeteilt: die Kern-, Puffer- und Beobachtungszone. „Nur die Kernzone soll nass werden“, erklärt Biologe und der Leiter der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Schwäbisches Donaumoos Ulrich Mäck. Der Landwirtschaftspflegeverband mit Sitz in Leipheim (Landkreis Günzburg) befasst sich seit 30 Jahren mit der Renaturierung im Donaumoos. In der Kernzone wird nach der Wiedervernässung im Gundelfinger Moos, aber nicht nur noch Wasser zu sehen sein, wie einige sich das vorstellen. Sondern der Grundwasserspiegel wird dort bis zehn Zentimeter unter der Grasnarbe von 224 Hektar angehoben werden.
Absicherung für Landwirte, falls Flächen nass werden sollten
In der Pufferzone kann Mäck zufolge nach der Renaturierung nicht ausgeschlossen werden, dass es nass wird. Aber in der Beobachtungszone soll es nach den Berechnungen trocken bleiben. Bevor das Moor wieder vernässt wird, sollen durch eine Flurbereinigung die Flächen der öffentlichen Institutionen in die Kernzone verlegt werden. Unter anderem der Landkreis Dillingen, Gundelfingen oder Günzburg besitzen bereits Land im Moor und nutzen diese als Ausgleichsflächen. Privatpersonen wiederum sollen ein gleichwertiges Grundstück in der Beobachtungszone erhalten oder können dieses auf eigenen Wunsch an die ARGE Donaumoos verkaufen.
Für Schäden, die durch Wasser außerhalb der Kernzone nass werden, gibt es Vereinbarung zwischen den Bauernverbänden, der ARGE Donaumoos und dem Freistaat, die Landwirte zu entschädigen. „Das ist eine Sicherheit für die Privatleute, dass die einen finanziellen Ausgleich für einen Ernteausfall erhalten“, erklärt Marx vom Landratsamt. Sie findet, dass das eine „verständliche Befürchtung“ sei.
Eine andere Sorge beim Erörterungstermin war, dass die Wegeverbindung durch das Gundelfinger Moos vom Süden in den Norden nach der Wiedervernässung nicht mehr fahren könne. Doch Marx versichert, dass das weiterhin möglich sein werde. Ihrem Eindruck nach hat man die Bedenken beim Erörterungstermin aufklären können. Marx versichert: „Die Leute brauchen keine Angst haben, was auf die zukommt.“
Moor in Gundelfingen könnte bis 2030 renaturiert sein
Doch ab wann wird das Gundelfinger Moos wieder nass sein? Mäck schätzt, dass es mindestens bis Ende des Jahres dauern werde, bis sich das Landratsamt entschieden habe, ob die Pläne verwirklicht werden könnten. Danach folge über zwei bis drei Jahren die Flurneuordnung. Wenn bis dahin bereist ein Großteil der 180 Hektar der Vernässungszone in öffentlicher Hand seien, könne die Flurbereinigungsbehörde einer teilweisen Wiedervernässung ab 2024/2025 an ausgewählten Schwerpunkten zustimmen.
„Dann könnte das Moor bis 2030 wieder vernässt sein. Vielleicht ist das aber auch ARGE-Optimismus“, schätzt Mäck und lacht. Sonst wird es später. Für jeden Bauabschnitt müsse man ungefähr ein Jahr plus Beobachtungszeiträume einrechnen, da während der Brutzeit nicht im Naturschutzgebiet gebaggert werden kann. Wenn erst nach der Flurneuordnung renaturiert wird, dauert es noch länger, bis das Gundelfinger Moos wieder CO2 speichert.