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Gundelfingen: Was machen die Vereine ohne die Gundelfinger Kreissporthalle?

Gundelfingen

Was machen die Vereine ohne die Gundelfinger Kreissporthalle?

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    Die Gundelfinger Kreissporthalle wird aktuell für die Erstaufnahme für Geflüchtete verwendet. Was bedeutet das für den Verein?
    Die Gundelfinger Kreissporthalle wird aktuell für die Erstaufnahme für Geflüchtete verwendet. Was bedeutet das für den Verein? Foto: xxx

    Als Kollegen von Michael Schaarschmidt ihre Sachen aus der Gundelfinger Kreissporthalle holen wollen, war dort bereits fast alles aufgebaut. Seit Mitte März ist die Halle umfunktioniert und dient jetzt als Erstaufnahmestelle für die ukrainischen Geflüchteten. "Man konnte sich gerade noch so zwischen den Leuten durchschieben", sagt Schaarschmidt, der die Handballabteilung des TV Gundelfingen leitet.

    Für den Verein kam das überraschend. Schaarschmidt sagt zwar, dass ihnen bewusst war, dass es nötig sein würde die Halle – wie schon 2015 – umzufunktionieren, um die Aufnahme der geflüchteten Menschen im Landkreis zu organisieren. Dass die Helferinnen und Helfer des Landratsamts aber bereits mit gepackten Taschen vor den Türen der Halle standen, ohne die Sportler und Sportlerinnen vorab zu informieren, das hatten sie dann doch nicht erwartet. 

    Sie erfahren nur kurzfristig davon, dass die Halle ab sofort für die Ankunft der Geflüchteten verwendet wird

    Die Vereinsmitglieder hätten nur durch einen großen Zufall von den Plänen erfahren. Ein neuer Trainer wollte seinen Schlüssel bei der Stadtverwaltung abholen. Dort wurde ihm gesagt, dass er ihn in nächster Zeit ohnehin nicht nutzen könnte. Das war kurz nachdem die Stadt Gundelfingen selbst über die sofortige Umfunktionierung der Halle informiert worden war. Zwei Stunden später war dann schon beinahe alles in der Halle für die ankommenden Ukrainerinnen und Ukrainer aufgebaut. 

    Auch Jürgen Wetzstein, Abteilungsleiter der Volleyball-Gemeinschaft in Gundelfingen und Trainer der Volleyball Damen spricht darüber, dass ihnen niemand wirklich Bescheid gesagt habe. Er und die Teams hätten es nur durch einen Facebook-Post von Landrat Leo Schrell erfahren. Auf dem Foto: Eine bereits fast vollständig für die Geflüchteten umgebaute Kreissporthalle. Die Kommunikation durch das Landratsamt beschreibt er als „nicht ideal“. 

    Der Verein fühlt sich durch das Landratsamt nicht wertgeschätzt

    Er findet diese Umgangsform schade, denn es zeige für ihn eine fehlende Wertschätzung der Vereine durch das Landratsamt. Man hätte „vollstes Verständnis“ dafür, dass die Gundelfinger Kreissporthalle aktuell für die Erstaufnahme ukrainischer Flüchtlinge verwendet wird. Das sei selbstverständlich. „Aber Vereine müssen auch überlebensfähig bleiben“, sagt er. Besonders, weil sie auch für die zukünftige Integration der Menschen handlungsfähig sein müssten. 

    Zunächst habe sie die neue Situation ratlos gemacht. Schließlich würden sich die Teams gerade erst im Wiederaufbau nach den Corona-Schließungen befinden. „Da fühlte sich das an, wie ein nächster Nackenschlag“, sagt Wetzstein. Die Sorge sei da gewesen, dass es ihnen so ergehen würde wie 2015, als sie überhaupt keine Trainingszeiten für die Jugend-Teams anbieten konnten. Das habe die Betroffenen damals gewaltig zurückgeworfen: „Der ganze Jugendbereich ist weggebrochen.“ Die jungen Volleyballspieler und -spielerinnen seien damals in andere Vereine oder Sportarten abgewandert, die nicht auf die Gundelfinger Kreissporthalle angewiesen sind. 

    Volleyball und Handball können auf andere Hallen ausweichen

    Dieses Mal scheint dem Verein, das zumindest erspart zu bleiben. Seitdem bekannt ist, dass in der Gundelfinger Kreissporthalle zunächst nicht mehr trainiert werden kann, haben sowohl die Volleyball- als auch die Handball-Teams Lösungen für ihre Spiele und Trainingseinheiten gefunden. Einfach war das allerdings nicht. Handball-Chef Schaarschmidt spricht von einem "enormen Aufwand". 

    Sie würden jetzt 90 Prozent ihrer Spiele in Sontheim austragen. Die verschiedenen Trainings seien allerdings auf so viele Hallen und Orte aufgeteilt, dass es mittlerweile beinahe einen Vollzeit-Job benötige, um das Ganze zu planen. "Hätten wir die Organisation nicht auf mehrere Schultern verteilt, müsste ich meinen Job für den Verein aufgeben", sagt Schaarschmidt. Möglich sei es auch vor allem gewesen, weil sie so gut mit anderen Vereinen zusammenarbeiten konnten.

    Das Landratsamt half nicht bei der Umplanung

    Auch Wetzstein erzählt von einer guten Zusammenarbeit mit den umliegenden Vereinen. Bächingen hätte sich sofort bei ihnen gemeldet, als man dort von der Schließung der Halle erfuhr. "Das lief alles eher intern zwischen den Vereinen ab", sagt er. Die Kommunikation zwischen den Vereinen hat demnach das wettgemacht, was er vonseiten des Dillinger Landratsamts vermisst hat. Das Landratsamt hätte sie nicht nur vorab mangelhaft informiert, sondern auch im Anschluss keinerlei Unterstützung angeboten, um alles neu zu planen.

    Der "größte Hemmschuh" sei derzeit außerdem die Tatsache, dass auch die Brenzhalle, die zweite Gundeflinger Halle, nur teilweise benutzbar ist. Dort finden immer noch regelmäßig Impfaktionen des Dillinger Impfzentrums statt. Da nur noch so wenige Menschen zum Impfen vorbeikommen würden, stellt sich für Wetzstein die Frage, wie sinnvoll diese Nutzung derzeit noch sei. Denn: "Wenn wir die Halle ganz nutzen könnten, würde es unsere Situation erheblich verbessern."

    Beim Landratsamt kann man die Kritik nicht ganz nachvollziehen

    Konfrontiert mit den Vorwürfen reagiert das Landratsamt etwas verwundert. Peter Hurler, Pressesprecher am Landratsamt Dillingen, sagt, dass sie bereits in einer Pressemitteilung vom 1. März bekannt gemacht hätten, dass die Kreissporthalle im Bedarfsfall kurzfristig zur Aufnahmestelle umfunktioniert wird. Dies hätten sie auch bereits vorab der Stadt Gundelfingen mitgeteilt. Kurzfristig ist in diesem Fall das entscheidende Stichwort: Das Landratsamt habe alle Vorbereitungen getroffen, um die Halle in einem solchen Bedarfsfall innerhalb von 24 Stunden umzufunktionieren. Und so geschah es letztendlich auch. 

    Laut Hurler forderte sie die Regierung von Schwaben erst am Donnerstag, 10. März, auf, Raum für bis zu 300 Geflüchtete für das folgende Wochenende zu schaffen. Der Freistaat nahm zu diesem Zeitpunkt an, dass sich die Situation deutlich verschärfen würde. "Deshalb wurde mit der Aktivierung der Halle als "Aufnahmestelle" mit Unterstützung der Hilfsorganisationen noch am 10. März, 17 Uhr, begonnen", sagt Hurler. Seither stehe die Halle nicht mehr für den Vereinssport zur Verfügung. 

    Das hätte das Landratsamt der Stadt Gundelfingen allerdings noch am selben Tag mitgeteilt und von der Bürgermeisterin sämtliche Unterstützung zugesichert bekommen. "Wir sind dabei davon ausgegangen, dass die Kommunikation an die Vereine ebenfalls über die Stadt läuft, zumal sie die Belegung der Halle durch die Vereine verantwortet."

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