Was macht das traditionelle Gundelfinger Schnellefest auch 50 plus eins Jahre nach seiner Gründung so beliebt? Dafür setzt die Stadtkapelle Gundelfingen als Veranstalter von Beginn an auf das besonders stimmungsvolle Ambiente im Schnellepark. Was vor gut einem halben Jahrhundert mit einer spontan geplanten Serenade begann, hat sich zu einem Blasmusikfest in entspannter Biergartenatmosphäre entwickelt, das jedes Jahr tausende Besucherinnen und Besucher anlockt. Wie genau das damals, 1972, mit dem Schnellefest anfing, darüber ist man sich fünfzig Jahre später an einem der vielen Biertische nahe der Bühne nicht ganz einig. Erklärungsversuche.
Wie wurde aus einer Serenade ein Fest mit Tausenden Besuchern?
Fritz Kindig, damals Mitglied der Gundelfinger Stadtkapelle, ist sich zumindest „zu 99 Prozent“ sicher, dass seine Erinnerung stimmt: „Unser damaliger Dirigent Hermann Burger wollte eine Serenade im Park spielen. Dazu haben wir ein paar Biertischgarnituren aufgestellt, es gab auch etwas zu trinken. Und wir haben 300 selbst gemachte Windlichter auf die Wege im Schnellepark gestellt, das sah sehr romantisch aus.“ Die Musik der Stadtkapelle habe überraschend viele Leute aus der Nähe angelockt, es seien immer mehr dazugekommen, „aber die hatten gar nicht alle einen Sitzplatz, also haben sie sich von daheim Gartenstühle geholt und eine Brotzeit dazu“, lacht Kindig. Wegen des großen Erfolgs hat dann schon im Jahr darauf das erste Schnellefest stattgefunden und ist seitdem immer größer geworden.
Inzwischen ist es selbst über die Landesgrenze hinweg ein beliebter Treff. Das bestätigen auch mehrere Radausflügler aus Hermaringen, die auf dem Brenzradweg nach Gundelfingen beim Fest vorbeigekommen sind: „Wir wollten vor dem Heimweg eigentlich bloß in einem Biergarten einkehren. Aber das hier auf dem Schnellefest ist ja noch viel besser“, freuen sich die Radler über das Ambiente im Park.
Schnellepark muss Vergleich mit Münchner Hirschgarten nicht neuen, findet der Zweite Bürgermeister
Schon zum Festauftakt am frühen Samstagabend begrüßt die Gundelfinger Jugendkapelle musikalisch zahlreiche Gäste. Das sommerliche Biergartenwetter passt perfekt, und im lauschigen Schatten der hohen Bäume füllen sich die Plätze schnell. „Hier ist es doch wie im Münchner Hirschgarten, da fehlt sich nichts“, findet Roman Schnalzger, Gundelfingens Zweiter Bürgermeister.
Vom Grillhendl, Fischsemmeln oder Grillwürsten bis zum Feinschmeckerburger, von Pasta und Pizza bis zu Schupfnudeln oder Pommes reicht das Angebot, die Jugendkapelle backt Crêpes. Viele fleißige Helferinnen und Helfer der Stadtkapelle sorgen für die flinke Bewirtung am Ausschank und Weinstand, bei sommerlichen Temperaturen ist der Andrang an der Bar natürlich groß. Abends übernehmen dann zum 51. Mal die Gastgeber die musikalische Unterhaltung beim diesjährigen Schnellefest. Bis spät in die Nacht ist mit der Gundelfinger Stadtkapelle Volksfeststimmung bei den zahlreichen Gästen angesagt.
Priesterjubiläum im Schnellepark
Eine ganz andere festliche Stimmung verbreitete sich am Sonntagmorgen im Schnellepark. Unter freiem Himmel feierten viele Gläubige mit kirchlichen Ehrengästen und Bürgermeister Dieter Nägele das 60. Priesterjubiläum des Gundelfinger Missionspaters Paulo Günter Süss. Der bekannte Vertreter der Befreiungstheologie lebt und wirkt seit Jahrzehnten in Brasilien, hat aber den Kontakt zu seiner Heimatstadt nie verloren. Mit vielen Aktionen unterstützte die Gundelfinger Pfarrgemeinde sein Hilfswerk für Straßenkinder in dem lateinamerikanischen Land. Viele Jahre berichtete Pater Paulo Süss in seinen Adventsbriefen an die Gemeinde von seiner Tätigkeit im Indigenenmissionsrat und schilderte die Lebensrealität der entrechteten indigenen Bevölkerung Brasiliens. Eindringlich ruft der 86-Jährige den Gläubigen beim Jubiläumsgottesdienst zu, die Entrechteten und Ausgestoßenen nicht mit Brotkrumen abzuspeisen, sondern ihnen „einen Platz zum Leben am Tisch des Herrn zu schaffen“.
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