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Gundelfingen: Deshalb tritt Gundelfingens Bürgermeisterin Miriam Gruß nicht mehr an

Gundelfingen

Deshalb tritt Gundelfingens Bürgermeisterin Miriam Gruß nicht mehr an

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    Gundelfingens Bürgermeisterin Miriam Gruß wird bei der Wahl im März nicht mehr kandidieren.
    Gundelfingens Bürgermeisterin Miriam Gruß wird bei der Wahl im März nicht mehr kandidieren. Foto: Andreas Zidar (Archivbild)

    Die Nachricht trifft die mehr als 100 Besucher und Besucherinnen der Bürgerversammlung in der Gundelfinger Brenzhalle überraschend. Etwa eine Stunde lang hat Bürgermeisterin Miriam Gruß am Montagabend über die Entwicklung der Gärtnerstadt referiert. Gegen 20 Uhr richtet die Rathauschefin noch "eine persönliche Anmerkung" an die Versammlung. "Es waren gute Jahre für Gundelfingen", sagt Gruß. "Da habe ich mich dann auf eine Wahlkampfrede eingestellt", sagt eine Teilnehmerin unserer Redaktion. Die frühere FDP-Bundestagsabgeordnete Gruß nennt in der Folge auch die geschaffenen Grundlagen zur Sanierung der Kläranlage sowie des Wasser- und Kanalnetzes, die Ausweisung von Bauflächen und die Sanierung wichtiger Gebäude wie die Brenzhalle, die Grund- und Mittelschule, die Versorgung mit Kita-Plätzen und die Errichtung einer Tagespflege und eines Feuerwehrgerätehauses. Doch plötzlich nimmt die Rede einen ganz anderen Verlauf als erwartet. Die Amtsinhaberin erklärt, dass sie bei der Gundelfinger Bürgermeisterwahl im März nicht mehr antreten wird. "Ich habe in mich geschaut. Sehr lange. Und sehr intensiv. Meine familiäre Situation ist, wie sie ist. Es deckt sich nicht mit den Anforderungen, die anstehen", sagt Miriam Gruß, Mutter zweier Kinder. Deshalb habe sie sich entschlossen, nicht mehr erneut für das Amt der Bürgermeisterin anzutreten.

    Auch die Mitarbeitenden der Verwaltungsgemeinschaft macht die Entscheidung sprachlos

    In der Brenzhalle ist es auf einmal mucksmäuschenstill. Auch den Beschäftigten der Gundelfinger Verwaltungsgemeinschaft ist anzumerken, dass sie die Entscheidung der Rathauschefin sprachlos gemacht hat. Miriam Gruß erklärt, warum noch vor eineinhalb Wochen in unserer Zeitung zu lesen war, dass sie wieder kandidieren werde. Sie habe eine Entscheidung dieser Tragweite nicht als Erstes der Zeitung und dem Flurfunk erzählen wollen. "Ich wollte, dass Sie, die Bürgerinnen und Bürger, die mich gewählt haben, es heute als Erste von mir erfahren", sagt Gruß. Bis zur Neuwahl im März 2023 werde sie selbstverständlich ihre Aufgaben als Stadtoberhaupt von Gundelfingen in vollem Umfang erfüllen.

    Gegenüber unserer Redaktion wiederholt Miriam Gruß am Dienstag, dass ausschließlich familiäre Gründe die Ursache für ihre Entscheidung gewesen seien. Die Gundelfinger Rathauschefin hat einen volljährigen Sohn und eine siebenjährige Tochter. "Bürgermeister und Mutter zu sein, das ist schwierig", erläutert die 46-Jährige. Die meisten Männer in der Politik hätten Frauen, die sie unterstützen. Als sie Bundestagsabgeordnete war, sei ihr Mann für ein paar Jahre aus dem Beruf ausgestiegen. In Gundelfingen habe sie die Erfahrung gemacht, nicht überall dabei sein zu können. "Ich habe mich jetzt für die Kinder und die Familie entschieden", erläutert Gruß. Und das ohne doppelten Boden. Ob sie wieder einmal politisch tätig sein will, könne sie derzeit noch nicht sagen.

    Drei Bürgermeister-Kandidaten haben in Gundelfingen bereits ihr Interesse signalisiert

    Der Kampf ums Gundelfinger Rathaus hat bereits vor dieser entscheidenden Wende voll an Fahrt aufgenommen. Als Erster kündigte der Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Wertingen, Dieter Nägele (Freie Wähler), an, dass er Rathauschef in Gundelfingen werden will. Am Sonntag hat nun der Sozialdemokrat Niklas Junkermann wissen lassen, dass er ebenfalls antreten wird. Und am Montag informierte der Gundelfinger Günther Ruck über seine Ambitionen auf das Bürgermeisteramt. Als parteiunabhängiger Kandidat benötigt Ruck noch 120 Unterstützerstimmen, um in Gundelfingen kandidieren zu können.

    Zu diesem Trio werden aller Voraussicht nach weitere Kandidaten oder Kandidatinnen hinzukommen. CSU-Ortsvorsitzende Ute Bucher will am Dienstag darüber noch nicht konkret sprechen. Zeit sei genug, im November ende die Frist für die Kandidatenkür, sagt Bucher, die von der Entscheidung der amtierenden Rathauschefin ebenfalls überrascht wurde. Eines aber sei sicher, betont die Chefin des Ortsverbands: "Die CSU wird mit Sicherheit jemanden bringen."

    CSU und Grüne wollen ebenfalls Bürgermeister-Kandidaten in Gundelfingen nominieren

    So sieht es dem Vernehmen nach auch beim Ortsverband der Gundelfinger Grünen aus, den Walter Altmann und Roswitha Stöpfel führen. "Das ist ja eine ziemlich neue Entwicklung, da hat niemand damit gerechnet", sagt Stöpfel nach der Entscheidung der Amtsinhaberin, nicht mehr anzutreten. "Wir werden mit Sicherheit eine Kandidatin oder einen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl nominieren", betont die Grünen-Ortsverbandsvorsitzende. Am Wochenende soll die Entscheidung fallen.

    Wird aus dem Kandidaten-Quintett möglicherweise noch ein Sextett? Und schickt die FDP einen Bewerber oder eine Bewerberin ins Rennen? Der Ehrenvorsitzende der Gundelfinger Liberalen, Walter Lohner, kann dazu am Tag nach der Erklärung der Bürgermeisterin noch nichts sagen. Gruß sei sich noch vor der Bürgerversammlung nicht ganz sicher gewesen, wie sie sich entscheide, glaubt Lohner, der 2017 als Ortsvorsitzender die FDP-Kandidatin Gruß mit vollem Einsatz unterstützt hatte. Die Wahl der Politikerin zur Bürgermeisterin sei einer der größten Erfolge der Liberalen in der Region gewesen. "Wir wissen noch nicht, was wir jetzt tun", sagt Lohner. Er und seine Parteimitglieder müssten das Ganze erst einmal sacken lassen.

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