Die letzten Gerüste am Kirchturm sind abgebaut, die aufwendige Sanierung der Stadtpfarrkirche St. Martin Gundelfingen ist abgeschlossen. Der frische weiße Fassadenanstrich strahlt jetzt weithin sichtbar, und am höchsten Punkt des Kirchturms leuchtet golden die restaurierte Turmkugel. Am Sonntag feierte die Gundelfinger Kirchengemeinde mit zahlreichen Gästen den Abschluss der Sanierung. Beim festlichen Gottesdienst in St. Martin strahlte die Sonne durch über hundert neue Butzenfenster ins Innere der Kirche, deren Gewölbe nun für die kommenden 50 Jahre statisch grundlegend ertüchtigt wurde. Generalvikar Wolfgang Hacker und Stadtpfarrer Johannes Schaufler dankten den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für ihren großen Einsatz. Zusammen mit den politisch Verantwortlichen der Stadt Gundelfingen, des Landkreises und des Landtags sowie den zahlreichen beteiligten Gewerken haben sie dazu beigetragen, dass die Kirche als Wahrzeichen für die Stadt und die Heimat erhalten bleibt.
Generalvikar Hacker betonte: „Kirchen wollen und dürfen keine Museen sein.“ Erst die Menschen bildeten den lebendigen Baustein eines Gotteshauses, damit der Glaube sichtbar und lebendig wird. Ein Zeichen dafür war auch der anschließende Festumzug durch die Gundelfinger Innenstadt. Dem Zug voraus die Ministranten mit kirchlichen Fahnen, folgten mehrere örtliche Vereinsabordnungen in Tracht und mit Fahnenträgern. Zur Blasmusik der Musikkapelle Haunsheim begleiteten sie ganz traditionell die Honoratioren aus Stadt und Landkreis und die Gemeindemitglieder zum Festakt im Pfarrheim.
Dillinger Landrat Markus Müller bekennt sich zu Kirchen
In ihren Grußworten betonten Landrat Markus Müller und Landtagsabgeordneter Manuel Knoll die Bedeutung des Ehrenamts und der Kirche, die dazu beitragen, dass die Gesellschaft sozial und menschlich bleibe. „Kirche sind die Menschen, die mitwirken. Als Landrat möchte ich mich ausdrücklich zu unseren Kirchen bekennen. Für unseren Landkreis müssen wir das Miteinander nach außen tragen“, sagte Müller. Manuel Knoll und Architekt Weißbecker hoben die Bedeutung der Kirchen als wichtiges Kulturgut hervor, das es zu erhalten gelte.
Kreisrat Georg Winter, der sich in seiner aktiven Zeit im Bayerischen Landtag maßgeblich für eine Förderung der bayerischen Landesstiftung einsetzte, zeigte sich in seinem Grußwort beeindruckt von der Notsicherung aus vielen, über 30 Meter langen Spanngurten, die das Kirchengewölbe zuvor gegen Einsturz sicherten. Die hohe Qualität der ausgeführten Arbeiten zeige, dass man im Landkreis viel für eine gute Handwerker-Ausbildung getan habe.
Das Projekt in Gundelfingen nahm immer größere Ausmaße an
Architekt Dieter Domes und sein Nachfolger Johann Weißbecker schilderten, dass der Umbau im Verlauf des Projekts immer größere Ausmaße annahm. „Und aufwendiger heißt auch immer teurer“, bedauerte Domes die inzwischen deutlich gestiegenen Baukosten. Unter anderem 35 Kubikmeter durchfeuchteten Schutt hat das ehrenamtliche „Team Kirchendach“ in mühevoller Handarbeit aus dem Dachstuhl geholt. Der feuchte Schutt ließ im Laufe der Jahrzehnte die Stichbalken verrotten. Statt 60 Prozent, wie zuerst angenommen, mussten schließlich mehr als 90 Prozent erneuert werden. Eine spezielle Stahlkonstruktion in Form eines Mercedessterns sichert nun das Kirchengewölbe.
Unter großem Beifall der Gäste im Pfarrheim wurde Werner Bay, Mitglied der Kirchenverwaltung, für seinen großen Einsatz von Architekt Domes zum Bauleiter honoris causa ernannt. Der sieht das anders: „Ich bin ein kleines Rädchen unter vielen, die für so ein Projekt nötig sind. Es braucht eine Menge Leute, die mithelfen, für andere mitdenken und Luft lassen, damit die ehrenamtliche Hilfe organisiert werden kann.“