Es ist gut fünf Monate her, als im Glötter Gemeinderat beeindrucktes Schweigen herrschte. Zwei Mitarbeiter von GP Joule, einem Energieversorger, sind vor Ort und stellen den Räten ihr Wärmekonzept vor. Damals war die Debatte ums Heizungsgesetz noch nicht ganz so hitzig geführt worden wie im Sommer dieses Jahres. Doch klar war dem Rat bereits damals, dass sich in Sachen Heizen etwas tun muss. In etwa 90 Prozent der Glötter Haushalte sei schließlich eine Ölheizung verbaut. Um die Klimaziele zu erreichen, muss sich das nicht nur dort ändern. In vielen Gemeinden wurden deshalb Nahwärmekonzepte ins Auge gefasst. In Glött sollte die Anlage binnen fünf Jahren fähig sein, alle Haushalte anzuschließen. Doch das Projekt ist gescheitert. Woran es genau lag, dazu gibt es verschiedene Ansichten.
Eine Solaranlage, die den Ort mit "grüner" Heizenergie versorgt, das war der Plan für Glött, den im März die Firma GP Joule im Gemeinderat vorstellte. Die Hälfte der Haushalte müsse dafür mitmachen. Damals war die Zuversicht auch seitens der Planer groß "Bisher ist es an den 50 Prozent nie gescheitert", sagte damals Nadine Eimecke von GP Joule. Das Interesse an der Nahwärme war eigentlich groß, sagt Bürgermeister Friedrich Käßmeyer.
Bürgermeister: "Das war schon eine Enttäuschung"
Auf die Interessenabfrage habe es viele positive Rückläufer gegeben. Und sogar bei der Bürgerversammlung habe sich das große Interesse der Bürgerinnen und Bürger gezeigt: 140 Menschen seien zu der Veranstaltung im Juli gekommen. Da hatte Käßmeyer aber bereits schlechte Nachrichten: GP Joule habe sich aus dem Projekt zurückgezogen. Die Begründung laut Käßmeyer: Es lohnt sich für das Unternehmen nicht, weil die Gemeinde nicht genug Wärme benötigt. "Das war schon eine Enttäuschung", sagt Käßmeyer.
Käßmeyer vermutet, dass es wohl an den Preisschwankungen liegen könnte, die auf dem Strommarkt derzeit zu beobachten sind. Waren die Strompreise im März noch vergleichsweise hoch, sanken sie im Verlauf des Jahres 2023 immer weiter. Um die Anlage querzufinanzieren, hätte GP Joule Strom in Überschusszeiten verkauft. Der gesunkene Preis sorge nun dafür, dass sich das nicht mehr lohne, vermutet der Bürgermeister.
GP Joule: Nicht genug Abnehmer für Wärme
Fragt man bei GP Joule nach, warum aus dem Nahwärme-Projekt in Glött nichts wurde, werden andere Gründe genannt. In diesem Falle habe die Refinanzierungslücke durch geringe Strompreise keine Rolle gespielt, heißt es. Vielmehr sei die Wärmenachfrage zu gering ausgefallen. "Um ein Wärmenetz umsetzen zu können, brauchen wir einen gewissen Wärmeabsatz, der sich aus einem Mix aus Haushalten und Großabnehmern zusammensetzt", sagt Sprecherin Gloria Geißler. "Gibt es zu wenige Großabnehmer, dann ist diese Lücke in kleineren Orten nur schwer zu kompensieren."
Der Hintergrund: Der potenzielle Großabnehmer, die Einrichtung von Regens Wagner, hat bereits vor zwei Jahren in dreien seiner fünf Häuser eine neue Pelletheizung installiert. Leiterin Claudia Ruf-Hegele sagt: "Wir hätten uns beteiligt mit dem Bedarf, den wir haben." Doch der hat dann wohl nicht mehr ausgereicht, um das Projekt für den Anbieter profitabel zu gestalten.
Glött sucht nun einen anderen Anbieter
War GP Joule denn zu voreilig mit den Vorhersagen, dass sich ein Nahwärmenetz leicht verwirklichen ließe? Im Gemeinderat jedenfalls war meist von Haushalten die Rede, die in einer bestimmten Anzahl nötig wären, um das Projekt zu realisieren. Gloria Geißler von GP Joule sagt, die Gemeinde hätte wohl schon früher alle informieren müssen, dass ein Netz geplant ist. Vor zwei Jahren war der Bedarf für ein Wärmnetz jedoch noch kaum Thema.
Das Nahwärme-Vorhaben in Glött ist bereits das zweite auf der Liste für GP Joule, das im Aschberg nicht umgesetzt werden kann. In Eppisburg scheiterte ein Netz nach erfolglosen Grundstücksverhandlungen. Nötig wären die Flächen gewesen, um die Fotovoltaikanlage zu errichten, die die Wärmepumpe mit Strom versorgen soll. Viele Bürgerinnen und Bürger hatten sich für den Nahwärmeanschluss interessiert.
Auch in Glött ist man enttäuscht: "GP Joule scheint nun weg zu sein, für uns war das ein großer Anker", sagt Bürgermeister Käßmeyer. Nun müsse sich die Gemeinde nach einem anderen Anbieter umsehen. Ganz ausgeträumt sind die Nahwärme-Träume in Glött damit noch nicht. Doch rücken sie in etwas weitere Ferne.