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Finningen: Finninger kommen der Bachmuschel zu Hilfe

Finningen

Finninger kommen der Bachmuschel zu Hilfe

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    Aus den Fässern wird das Wasser in den Graben des Brunnenbachs gelassen, um die Bachmuscheln mit dem notwendigen Nass zu versorgen. Die Rettungsaktion für die Bachmuschel in Finningen war ein voller Erfolg.
    Aus den Fässern wird das Wasser in den Graben des Brunnenbachs gelassen, um die Bachmuscheln mit dem notwendigen Nass zu versorgen. Die Rettungsaktion für die Bachmuschel in Finningen war ein voller Erfolg. Foto: Brigitte Bunk

    Samstagvormittag. Um halb neun haben Finninger Feuerwehrleute begonnen, die Gerätschaften am Weiher bei der Brunnenmühle aufzubauen: zwei Pumpen, die vom Feuerwehrauto und dem Tragkraftspritzenanhänger angetrieben werden mit jeweils zwei Schläuchen, die bis zum Weg reichen, erklärt Feuerwehrkommandant Philipp Wittmann. Hand in Hand arbeiten rund ein Dutzend Feuerwehrleute und vier Landwirte, die mit ihren Traktoren große Fässer ziehen, in die das Wasser läuft. Sie sind dabei, Leben zu retten.

    Die Bachmuscheln sind in Gefahr, weil der Brunnenbach am Austrocknen ist. So bringen die Landwirte das Wasser zum rund vier Kilometer entfernten Oberlauf und lassen es dort in den Graben laufen. Einer davon ist Martin Kraus aus Mörslingen. Er wurde kurzfristig angerufen und erklärte sich bereit, denn: „Jeder Landwirt lebt mit und von der Natur, von den Ländereien, der Frucht, die auf den Feldern wächst. Da hilft man sich gegenseitig.“ Gut findet die Maßnahme auch Michael Keis, der Besitzer der Brunnenmühle. Dem Weiher schade sie nicht, der werde von Quellen gespeist und Wittmann sagt: „Vor vier Jahren haben wir morgens einen Strich gemacht und am Ende der Aktion war der Wasserstand nur um zwei Zentimeter niedriger.“

    Die Situation hat sich für die Bachmuschel zugespitzt

    Warum die Aktion unumgänglich war, erklärt Muschelbetreuer Werner Oblinger: „Ich schaue jeden zweiten Tag und letzte Woche habe ich gemerkt, dass die Situation kritisch wird.“ Er alarmierte Susanne Kling vom Landschaftspflegeverband Donautal Aktiv, die wiederum die Muschelkoordinatoren in München hinzugezogen hat. Die waren am Donnerstag vor Ort und bestätigten den dringenden Handlungsbedarf.

    Tat es, schon am frühen Nachmittag meinte Susanne Kling, „noch ein, zwei Durchgänge, dann sind wir fertig“. Es gebe durchaus Jahre, wo sie den Bach austrocknen lassen, erläutert sie. Doch dass es schon so früh im Jahr so trocken sei und kein ausreichender Niederschlag in Sicht, gab den Ausschlag, die Aktion anzukurbeln. So werde in dem rund 500 Meter langen Abschnitt, wo die meisten Muscheln sind, das Wasser eingefüllt, um den Bestand zu retten.

    Früher gab es in Finningen immer wieder Hochwasser

    Darüber ist auch Zweiter Bürgermeister Thomas Riedel froh, denn abgesehen vom Umweltaspekt sei auch der finanzielle Aufwand hoch gewesen vor 33 Jahren. Bis in die 90er habe es immer wieder Hochwasser gegeben in Finningen. Als ein Damm gebaut werden sollte, seien bei Untersuchungen die Bachmuscheln entdeckt worden, woraufhin der Brunnenbach renaturiert wurde. Mehr Schleifen und Ausweitungen hat er seitdem, damit das Bachbett mehr Wasser führt. Und er sagt: „Heute bringen wir das Wasser in den Bach und in der Gemeinderatssitzung im September beraten wir über Hochwasserschutzmaßnahmen für Mörslingen mit Kosten zwischen vier und fünf Millionen Euro, womit auch die dahinterliegenden Orte geschützt sind.“

    Der Landschaftspflegeverband betreut seit etwa zehn Jahren die Bachmuschelgewässer im Landkreis Dillingen und auch der Nebelbach bereitet Susanne Kling und ihren Helfern Sorgen. Doch da können sie einen ehemaligen Fischweiher, der als Wasserreservoir dient, ablassen und die Gemeinde Lutzingen hat einen Brunnen zur Verfügung gestellt, um die Bachsohle zu befeuchten. Der Klosterbach, die Glött und die Kessel führen immer Wasser. Biberdämme, die das Wasser aufstauen, helfen ebenfalls. Probleme gibt es allerdings auch in den Gräben im Eppisburger Ried, wo zwar keine Bachmuscheln, aber ebenfalls ein wertvoller Lebensraum durch die Trockenheit gefährdet ist.

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