Die Stiftung Lesen ruft für den 18. November wie jedes Jahr zum bundesweiten Vorlesetag auf. Dabei geht es aber nicht nur um den Erwerb von Sprache, sagt Antje Werner von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung in Dillingen. „Es gibt gute Gründe, warum Eltern sich abends ein paar Minuten Zeit nehmen sollten, um ihrem Kind etwas vorzulesen.“
Bücher sind die ersten Medien im Leben, sie können ganz individuell „bearbeitet“ werden, so die Expertin der Katholischen Jugendfürsorge (KJF). Beim Anschauen von Bildern und beim Zuhören von Geschichten würden Kinder in eine eigene Welt eintauchen, die Sinne würden trainiert und die Fantasie lasse Bilder entstehen, die viel kreativer seien als das passive Anschauen von Filmen oder Computermonitoren. In den Familien entstünden Momente der Ruhe und Entspannung, und die Kinder würden ein gutes Gefühl zum Buch entwickeln, sagt Werner.
Kinder, denen schon früh vorgelesen wird, haben es oft beim Lesenlernen leichter und das Vorlesen von den Eltern am Abend lässt die Kinder besser einschlafen. Werner weist in einer Pressemitteilung darauf hin, dass die Botschaft eines Märchens, in dem sich ein Held den Problemen stellt und gegen die Bösen gewinnt, eine wunderbare Metapher für das Leben mit all seinen Schwierigkeiten sei. Geschichten hätten schon immer die Menschheit fasziniert und Kulturen verbunden.
„Eltern sollten sich gerade in unserer schnelllebigen Zeit die Zeit nehmen, um Bilderbücher anzuschauen und beim Einschlafen vorzulesen“, sagt Erziehungsberaterin Werner. „Kinder lieben es, sich in den Arm zu kuscheln und der ruhigen Stimme von Mama oder Papa zu lauschen und diese mit in den Traum zu nehmen. Sie brauchen diese Form der Geborgenheit und Nähe und Ruhe, um einzuschlafen. So fühlen sie sich sicher und können die Augen besser schließen und damit Kontrolle abgeben.“ Ein weiterer positiver Faktor sei, dass über Geschichten Wissen weitergegeben und Sprache gefördert werde. „Vorlesen ist gut für die gesamte Entwicklung der Kinder und fördert die Beziehung und Bindung.“
Werner sagt, dass es vielleicht auch für die Gesundheit der Eltern förderlich sei, sich abends eine Pause zu nehmen und Entspannung und Ruhe mit den Kindern zu finden. „Es gibt unseres Wissens keinen wissenschaftlichen Beweis dazu, aber wir vom Team der Psychologischen Beratungsstelle sind davon überzeugt.“ (pm)