Endlich. Soweit waren die Pläne noch nie fortgeschritten. Seit vielen Jahren wünschen sich die Menschen in Deisenhofen eine schöne Dorfmitte. Einen Ort, an dem die Vereine eine Heimat haben, Feste gemeinsam gefeiert werden und sich alle Bürger und Bürgerinnen wohlfühlen. Immer wieder wurde das Projekt Bürgerhaus aber geschoben. Sei es aus finanziellen Gründen, ungeklärten Fragen oder einem unpassenden Nutzungskonzept. Jetzt gibt es Pläne, die aus dem langgehegten Wunsch der Deisenhofener bald Realität werden lassen könnten. So einfach ist es aber nicht.
Bei der Bürgerversammlung stellt Höchstädts Bürgermeister Stephan Karg, der schon im Wahlkampf dieses Thema hoch oben angesiedelt hat, die Pläne vor. Die Zeichnungen, die auf der Leinwand im Schützenheim zu sehen sind, gefallen den vielen Frauen und Männern, die am Donnerstagabend gekommen sind. Eigentlich ein Grund zur Freude, oder? „Ich sage es ganz deutlich und stelle einen Satz unter das Projekt: Die Einigungsbereitschaft aller Seiten ist die Voraussetzung. Das wird nicht leicht, aber ich bin überzeugt, wir schaffen das“, sagt Bürgermeister Karg.
Drei Deisenhofener sitzen im Stadtrat
Denn was an diesem Abend auch deutlich wird: Nicht alle Deisenhofener sind restlos von den Plänen begeistert. Und ausgerechnet einer von ihnen ist Johann Kaltenegger – Stadtrat aus Deisenhofen. Er sitzt seit 2020 im Gremium, mit ihm sind erstmals neben Armin Hopfenzitz und Johann Jall drei Vertreter aus dem Stadtteil vertreten. Kein Wunder, dass das Thema dann plötzlich emotional wird. Der Grund: Er habe die Befürchtung, dass mit der Neugestaltung der Dorfmitte auch die Veranstaltungen noch mehr werden und damit verbunden auch mehr Lärm entsteht, vor allem nachts. Seit über zehn Jahren schon käme es immer wieder vor, dass bis spät in die Nacht ein Lärmpegel herrsche. Sei es, wenn draußen geraucht werde oder sich Gäste und Vereinsmitglieder nach Versammlungen oder Festen auf den Heimweg machen würden. Nichts werde unternommen, so sein Vorwurf. „Ich will ja nur, dass man sich an die Vorschriften hält. Um 22 Uhr müssen alle rein. Und seit der große Baum weg ist, ist es schlimmer. Der hat viel geschluckt“, sagt Kaltenegger. Er ist an diesem Abend bei der Bürgerversammlung der Einzige, der Einwände öffentlich äußert, Bürgermeister Stephan Karg betont aber mehrfach, dass es weitere Anwohner gibt, die Bedenken haben. Kaltenegger wohnt direkt gegenüber der Dorfmitte.
Parkplätze für den Kindergarten Deisenhofen
Geplant ist aktuell, dass an den Bestand, worin unter anderem Schützenverein und Gaststätte untergebracht sind, angebaut wird. Eine moderne Küche, Sanitäranlagen, helle Fensterfronten und viel Platz für Lagermöglichkeiten in Erd- und Obergeschoss sollen entstehen. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Feuerwehr, die künftig zwei Stellplätze für ihre Fahrzeuge bekommen soll, eine Ausfahrt auf die Kreisstraße sowie moderne Umkleiden und Toiletten. Zusätzlich entsteht ein Raum, der von allen genutzt werden könnte. Etwa von den Turnfrauen, oder vielleicht gibt es bald eine Mutter-Kind-Gruppe in Deisenhofen? Karg erklärt: „Die Pläne sind gut, auch die Städtebauförderung geht mit und das Schöne ist, dass viele Deisenhofener Vereine sich darin wiederfinden.“ Auch der Kindergarten wird voll integriert, sieben Parkplätze im Hof sollen entstehen. Aber: „Es ist direkt auf die Grenze geplant und wir müssen einen ganz üblichen Bauantrag stellen. Dafür brauchen wir Unterschriften“, so Karg weiter. Vor allem von Anwohnern, wie es etwa Johann Kaltenegger ist.
Dem wird am Abend unter anderem an den Kopf geworfen, er wolle das Dorfleben stören. Kaltenegger schüttelt vehement den Kopf und sagt: „Nein, das will keiner. Es geht doch nur darum, die Vorschriften einzuhalten. Fertig.“ Bürgermeister Karg beendet die hitzige Diskussion bald darauf, genau das wolle er vermeiden. „Ihr könnt mir glauben, ich war in den letzten Monaten viel in Deisenhofen unterwegs und habe mit allen Parteien viele Gespräche geführt und es geht noch weiter. Wir müssen einen Kompromiss finden“, so Karg. Sei es, dass alle möglichen Lärmschutzmöglichkeiten rund um das neue Bürgerhaus ausgeschöpft werden. „Aber soweit sind wir noch nicht. Wir müssen alle miteinander reden und zwar bald. Ich gebe das Thema Bürgerhaus nicht auf, wir schaffen das gemeinsam.“
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