Das Wasser steigt und steigt. Donau-Lech, Wörnitz, Zusam, Schmutter, Friedberger Ach, ja selbst kleinere Bäche im Jura treten über die Ufer und vereinigen sich stellenweise zu einer geschlossenen Seenlandschaft, die freilich nichts mit Idylle zu tun hat, sondern Gefahr in sich birgt. Die Fluten entwickeln eine eigene, eine reißende Dynamik dringen in Keller ein, schneiden Straßen ab, gefährden Hab und Gut, im schlimmsten Fall auch Leben. Überflutungen durch Starkregen oder Dauerniederschläge bringen uns nicht nur verheerende Bilder aus dem fernen Ahrtal. Sie gehören auch im Landkreis Dillingen immer wieder zu den herausfordernden Naturereignissen und sind eines der großen Themen, für die das Wasserwirtschaftsamt (WWA) mit Sitz in Donauwörth zuständig ist.
Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese Behörde gegründet – inzwischen hat sie ihren Standort seit exakt 100 Jahren in der Förgstraße 23. Dort spielt sich intern hinter den Kulissen viel ab, was die gesamte Bevölkerung betrifft. Im Grunde alles, was mit Wasser zu tun hat, wird hier verwaltet, durchdacht, geplant. Oft drehen sich die Themen um zu viel Wasser, immer mehr aber auch um zu wenig Wasser, um Hitzeperioden, die unsere Reservoirs austrocknen lassen. Es geht aber auch um Renaturierung, um Sauberkeit der Gewässer, um Fischsterben und vieles mehr.
Wasserwirtschaftsamt Donauwörth besteht seit 100 Jahren
Am Wochenende ist das Wasserwirtschaftsamt aus dem Verborgenen an die Öffentlichkeit getreten und hat beim Tag der offenen Tür, Einblicke gewährt und gezeigt, welche Phänomene dort verwaltet werden und wie man sich technisch und logistisch für so manche Herausforderung rüsten kann.
Wie hat alles dort begonnen? Schon Ende des 19. Jahrhunderts gab es Straßen- und Flussbauämter. Ab 1909 kamen Kulturbauämter dazu. Eines davon in Donauwörth. Dessen Aufgaben waren die Förderung der landwirtschaftlichen Bodenkultur und die Betreuung der Wasserversorgungsanlagen kleiner Gemeinden. Vor Ort gab es damals außerdem ein Landbauamt in der Reichsstraße 32.
Aus dem Kulturbauamt wurde das Wasserwirtschaftsamt
„Infolge Unzulänglichkeit der Amtsräume des Landbauamts“ – so geht aus der Jubiläumsbroschüre hervor – wurde etwa zehn Jahre später ein Neubau geplant. Neben den Räumen für das Landbau- und das Kulturbauamt waren auch Wohnungen für die Amtsvorstände und vier Mietwohnungen vorgesehen. Die Baukosten sind ebenfalls dokumentiert: „8.049.211.219.791,23 Papier-Mark + 40 Goldmark“ hat der damalige Vorsitzende des Landbauamts, Oberregierungs-Baurat Hans Lippert im Jahr 1922, festgehalten.
In den 1950ern wurde dann aus dem Kulturbauamt das Wasserwirtschaftsamt. Und da mit den Aufgaben auch die Zahl der Mitarbeitenden gewachsen ist, wurde das Gebäude 2007 saniert und umgebaut. Wohnungen für die Amtsvorsteher gibt es in dem Gebäude inzwischen keine mehr. Heute arbeiten dort 180 Mitarbeitende in 15 verschiedenen Berufen.
Für WWA-Leiterin Gudrun Seidel ist Wasser ihr Lebenselement
Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth ist eines der großen in Bayern. Der Amtsbereich umfasst die Landkreise Donau-Ries, Aichach-Friedberg, Augsburg, Dillingen, Günzburg und Neu-Ulm sowie die Stadt Augsburg. Neben Donauwörth gibt es einen zweiten Dienstort in Krumbach. Über 1000 Kilometer Fließgewässer liegen im Zuständigkeitsgebiet des Amtes. Sie müssen gepflegt, entwickelt und überwacht werden.
Vom Phänomen Hochwasser war das Donauwörther Wasserwirtschaftsamts in 1999, 2002, 2005 und 2013 betroffen. Seit 2022 ist Gudrun Seidel die Amtsleiterin in Donauwörth - und damit die erste Frau in dieser Position. Sie erklärt:. „Viele dachten, die Hochwassergefahr sei in Deutschland gebannt. So etwas wie die Überflutung des Ahrtals mit 135 Toten konnte sich eigentlich niemand mehr vorstellen.“
Doch diese Annahme ist trügerisch. Das Ereignis zeigt, dass auch weiterhin daran gearbeitet werden muss zu verstehen, wie Hochwasser entsteht, um die Gefahren zu verringern. Dem Schutz vor Hochwasser dienen Deiche, Wehre, Rückhaltebecken, Schutzmauern. Sie müssen gebaut, unterhalten, und betrieben werden.