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Dillingen: Wird der Landkreis nachhaltiger?

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Wird der Landkreis nachhaltiger?

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    Klima- und Umweltschutz sind in aller Munde. Doch dabei muss jeder vor seiner eigenen Haustüre kehren. Wie nachhaltig leben die Bürger im Landkreis Dillingen? Wo liegen die Dinge im Argen, und wo stehen die Zeichen auf Besserung?
    Klima- und Umweltschutz sind in aller Munde. Doch dabei muss jeder vor seiner eigenen Haustüre kehren. Wie nachhaltig leben die Bürger im Landkreis Dillingen? Wo liegen die Dinge im Argen, und wo stehen die Zeichen auf Besserung? Foto: Symbolfoto: Matthias Becker

    Im vergangenen Jahr wurde der Klima- und Umweltschutz mit einem Schlag allgegenwärtig in der öffentlichen Diskussion. Vor allem lag das an der Jugendbewegung „Fridays for Future“, die sich mittlerweile auch im Landkreis etabliert hat, schwerpunktmäßig in Wertingen.

    Die Aktivisten fordern ein völliges Umdenken in allen gesellschaftlichen Feldern. Nachhaltigkeit – also eine Ausrichtung auf regenerative Energien und umweltschonende Verfahren – soll zum obersten Ziel werden. Dazu fordern sie nicht nur die Bundesregierung auf. Auch bei uns im Landkreis sollen große Veränderungen stattfinden.

    Befindet sich der Landkreis Dillingen auf einem guten Weg? Der Blick auf das vergangene Jahr liefert Belege, die das eher verneinen. Der öffentliche Rückhalt für die Anliegen von Fridays for Future war mäßig, die Bürgermeister sowie der Landrat zeigten wenig Interesse an einer weitreichenden Auseinandersetzung mit dem Thema. In Wertingen wurden die letzten Vorrangflächen für Windkraft aufgelöst. Der Anteil der bewaldeten Flächen ist im Landkreis Dillingen kleiner als im Rest Bayerns. Während im Schnitt 36 Prozent der Flächen mit Wald bedeckt sind, liegt der Landkreis mit nur 22 Prozent deutlich dahinter. Außerdem beklagen Umweltschützer eine mangelhafte Umsetzung von Artenschutzprojekten. Ein Beispiel ist das Wiesenbrüterschutzprogramm in der Häfelesmahd nahe Buttenwiesen.

    Es gibt gute Nachrichten für den Landkreis Dillingen

    Alles schlecht also? Keineswegs. Es gibt genügend Trends, die zeigen, dass die Bürger des Landkreises durchaus aufgeschlossen sind für einen Wandel hin zu einem öko-verträglichen Lebensstil. Ein Beispiel dafür ist die „Sonnenkampagne“, mit welcher der Landkreis seinen Bürgern die Anschaffung von Fotovoltaikanlagen schmackhaft machen wollte. Das Interesse war laut Landratsamt groß – hunderte Bürger besuchten die Informationsveranstaltungen. Die Anzahl der installierten Solaranlagen für 2018 hat ein Plus von 232 neuen Anlagen ergeben, auf insgesamt nun 7947. 195 Millionen Kilowatt wurden ins Stromnetz eingespeist. Hinzu kommt noch eine beträchtliche Anzahl von Anlagen, die nicht erfasst sind, da sie den erzeugten Strom ausschließlich zum Eigenbedarf verwenden.

    Dieser Eigenbedarf kann beispielsweise im Aufladen des eigenen Elektroautos bestehen. Auch hier zeigt sich, wenn auch auf recht bescheidenem Niveau, ein steigendes Interesse an alternativen Antriebsformen. Die Zahl der zugelassenen Elektrofahrzeuge hat sich 2019 fast verdoppelt – von 83 auf 160 Fahrzeuge. Noch größer fällt der Zuwachs bei Fahrzeugen mit Hybridantrieben aus – mittlerweile fahren 643 solcher Pkw durch den Landkreis.

    Die Ladeinfrastruktur legt im Kreis ebenfalls ordentlich zu. Mittlerweile gibt es 15 öffentliche Ladestationen im Kreis – 2018 waren es nur vier. Wertingen hat zudem als erste Stadt im Landkreis ein Car-Sharing-Modell gestartet, bei dem drei Fahrzeuge zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung stehen. Das Projekt wird recht gut angenommen. Auch der Gemeinderat Wittislingen hat schon Interesse an einem Car-Sharing-Modell gezeigt, allerdings noch nichts beschlossen.

    Mehr Landwirte wollen "bio" produzieren

    In der Landwirtschaft gibt es ebenfalls zaghafte Signale, die Gutes für den Umweltschutz hoffen lassen. So sei das Programm „Der Landkreis blüht auf“ ein voller Erfolg gewesen, sagt Ottmar Hurler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Wertingen. In dem Programm wurde Saatgut für Blühflächen zur Verfügung gestellt und verteilt. Belastbare Daten gebe es hierfür allerdings noch nicht. Statistisch erfasst ist dagegen eine Zunahme der landwirtschaftlichen Flächen, die für Bio-Produkte genutzt werden. Um etwa sechs Prozent legten diese Flächen 2019 zu. Mittlerweile haben sich 51 landwirtschaftliche Betriebe der ökologischen Landwirtschaft verschrieben. Hier habe die Firma „Südzucker“ eine große Rolle gespielt, sagt Hurler, da diese intensiv für Bio-Zuckerrüben geworben hätte. Insgesamt bewegt sich der Landkreis allerdings noch immer auf eher niedrigem Niveau bei der Erzeugung von Bio-Produkten. Laut Hurler sei es gerade für Produzenten von Weizen und Milch immer noch schwierig, auf dem Bio-Markt Abnehmer zu finden.

    Eine große Baustelle ist und bleibt der Wald. Die ohnehin schon spärlichen Waldflächen im Landkreis haben Probleme, wie Marc Koch vom AELF sagt „Wir sehen von Jahr zu Jahr zunehmende Schäden an Fichten, durch Trockenheit und vor allem Borkenkäfer“, sagt Koch. Die große Aufgabe ist es nun, die abgestorbenen Waldflächen aktiv aufzuforsten. Mit Bäumen, die dem Klimawandel besser standhalten werden als Fichten, wie Tannen, Eichen, Buchen und Douglasien. Die 3700 Waldbesitzer würden dabei unterstützt. „Der Mensch braucht den Wald, und der Wald braucht den Menschen – aktuell mehr denn je“, sagt Koch.

    Dazu der Kommentar unseres Redakteurs: Ein Ausweg aus dem Teufelskreis

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