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Dillingen/Wertingen: Gaskrise: Dillinger Geschirrspülerwerk reaktiviert stillgelegten Heizöltank

Dillingen/Wertingen

Gaskrise: Dillinger Geschirrspülerwerk reaktiviert stillgelegten Heizöltank

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    Die BSH Hausgeräte GmbH in Dillingen  hat sich auf einen drohenden Gasnotstand vorbereitet. Unter anderem wurde ein stillgelegter Heizöltank reaktiviert.
    Die BSH Hausgeräte GmbH in Dillingen hat sich auf einen drohenden Gasnotstand vorbereitet. Unter anderem wurde ein stillgelegter Heizöltank reaktiviert. Foto: Jan Koenen, Stadtverwaltung (Archivbild)

    Russlands Präsident Wladmimir Putin drosselt die Gaslieferungen. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat inzwischen die zweite Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Die Wirtschaft ist auch in der Region beunruhigt. „Das Risiko einer ausbleibenden Gasversorgung insbesondere für Unternehmen wächst. Die Lage ist sehr ernst“, sagt Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben. Daher sei jetzt noch mehr Tempo bei den Gegenmaßnahmen erforderlich.

    Firmen in der Region stellen sich offensichtlich auf einen Gasnotstand ein. Die BSH Hausgeräte GmbH in Dillingen beschäftige sich bereits seit Monaten intensiv mit dem Thema der drohenden Gasknappheit, sagt Sprecher David Hofer auf Anfrage unserer Redaktion. Gas werde im Dillinger Werk hauptsächlich für die Erzeugung von Prozess- und Heizwärme benötigt. In der aktuellen Krise stelle Heizöl eine zusätzliche Möglichkeit als Ersatzbrennstoff dar, die für die Produktion der Geschirrspüler notwendige Wärme zu erzeugen, erläutert Hofer. Um in diesen Zeiten flexibel zu bleiben, habe das Unternehmen einen Heizkessel auf den dualen Betrieb von Gas und Öl umgerüstet. "Zudem wurde ein aus früherer Nutzung noch vorhandener Öltank reaktiviert", informiert der Sprecher.

    Der Gasbedarf kann "signifikant" gesenkt werden

    Die Wertinger Firma Alois Killisperger hat der Firma BSH Hausgeräte in Dillingen eine halbe Million Liter Heizöl geliefert: (von links) Katja Killisperger (Finanzbuchhaltung), Anna Anzenhofer (Finanzbuchhaltung), David Anzenhofer (Assistenz Geschäftsleitung) und  Stefan Radler (Verkaufsleiter).
    Die Wertinger Firma Alois Killisperger hat der Firma BSH Hausgeräte in Dillingen eine halbe Million Liter Heizöl geliefert: (von links) Katja Killisperger (Finanzbuchhaltung), Anna Anzenhofer (Finanzbuchhaltung), David Anzenhofer (Assistenz Geschäftsleitung) und Stefan Radler (Verkaufsleiter). Foto: Firma Killisperger

    Der Öltank hat ein Volumen von 500.000 Litern. Die Wertinger Firma Alois Killisperger hat dem Dillinger Geschirrspülerwerk inzwischen mittlerweile eine halbe Million Liter Heizöl geliefert, teilt David Anzenhofer, Assistent der Geschäftsleitung, mit. Die Lieferung einer solch großen Menge komme auch nicht alle Tage vor. Etwa 32.000 Liter Heizöl passen in einen Tank-Lkw. Und so wurden 16 Lkw-Fahrten des Wertinger Unternehmens, das etwa 70 Mitarbeitende beschäftigt, nötig, um den wieder in Betrieb genommenen Heizöltank bei der BSH Hausgeräte zu füllen, informiert Anzenhofer. Das Risikomanagement des Dillinger Unternehmens sei top gewesen, sagt Anzenhofer. Am Donnerstagmittag hat der Wertinger Energielieferant den letzten Heizöl-Lkw nach Dillingen gefahren.

    BSH-Sprecher Hofer erklärt, dass seit 2017 kein Heizöl mehr am Standort Dillingen für die Stromerzeugung eingesetzt wurde. Bislang liegt der Gesamtbedarf der Energie im Dillinger Werk bei rund 70 Gigawattstunden (GWh) im Jahr, das sind 70 Millionen Kilowattstunden. Rund 65 Prozent davon können mit grünem Strom (CO2-frei) gedeckt werden, erläutert Hofer. Etwa vier Prozent werden bereits via Fotovoltaik auf dem Gelände erzeugt. Rund 31 Prozent des Energiebedarfs seien bislang über Gas abgedeckt worden, teilt der Sprecher mit. Durch die getroffenen Maßnahmen könne der Gasbedarf bei Eintritt der Notfallstufe "signifikant bis auf einen vergleichsweise geringen Restanteil verringert werden". Durch die bereits frühzeitig in die Wege geleiteten Anpassungen sei der Energiebedarf des Standorts abgedeckt und die Produktion nicht eingeschränkt.

    Creaton in Wertingen ist in Alarmbereitschaft

    Auch weitere große Betriebe in der Region sind angesichts des Notfallplans Gas alarmiert, wie beispielsweise Creaton in Wertingen und Roggden. Sebastian Dresse, Geschäftsführer in

    Aktuell hat das für uns noch keine Auswirkungen. Wird allerdings die Notfallstufe durch die Regierung ausgerufen, werden wir als Industriekunde angehalten, den Gasverbrauch stark zu drosseln oder gar einzustellen." Daher arbeite das Unternehmen seit einigen Wochen an einem Notfallplan, in dem alle Szenarien durchgespielt werden. "Ziel ist es, die wirtschaftlichen Gefahren so gut wie möglich beherrschen zu können“, betont Hartmann. Creaton hat einen durchschnittlichen Gasverbrauch pro Jahr von rund 468 Millionen Kilowattstunden. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt in Deutschland 799 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an sieben Standorten.

    Bei Gartner Extrusion in Gundelfingen droht der Stillstand

    Die Gaskrise bereitet auch dem Geschäftsführer der Gundelfinger Firma Gartner Extrusion, Alexander Merenda, große Sorgen. "Wenn die Gaslieferungen komplett eingestellt würden, dann steht unser Betrieb", sagt der Chef der Firma, deren 350 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Aluminiumprofile für Fassaden, Gerüste, Schiebedachführungen und vieles mehr produziert. In der Aluminiumproduktion brauche es viel Gas. Merenda erläutert, dass etwa 65 Millionen Kilowattstunden pro Jahr benötigt werden. Hinzu kommen etwa 18 Millionen Kilowattstunden Strom. 20 Prozent des Gasanteils könnten kurzfristig durch Strom ersetzt werden, informiert Merenda, das bedeute aber zusätzliche Kosten von zwei Millionen Euro im Jahr. Es sei "dramatisch, was da derzeit passiert", sagt der Geschäftsführer. Im vergangenen Jahr lagen die Energiekosten bei 3,5 Millionen Euro im Jahr. "In diesem Jahr werden wir dafür rund zehn Millionen zahlen", erklärt Merenda. Diese Preissteigerungen könne man nicht an die Kunden weitergeben.

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