Immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Haushaltsgeräteherstellers BSH in Dillingen gehen am Mittwochvormittag, an der Pforte vorbei, auf die Straße. „Braucht ihr Equipment?“, fragen IG Metall-Mitglieder, die Schilder, Mützen, Trillerpfeifen und Fliegenklatschen in Rot, der Farbe der Gewerkschaft, mitgebracht haben. Weit mehr als 100 sind es zu Beginn der ersten Rede auf der Bühne, dazu einige vom benachbarten Zweigwerk der Röhm-Gruppe. Sie fordern sieben Prozent mehr Lohn für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, außerdem 170 Euro mehr pro Monat für Auszubildende. Letztere litten laut IG Metall besonders unter den gestiegenen Lebenshaltungskosten. Das Angebot der Gegenseite liege weit fernab der Forderungen. Laut der Gewerkschaft stelle diese sogar, „hart erkämpfte tarifliche Standards“ infrage.
Carla Sommer, die Vertreterin der Jugend und Azubis bei BSH, betont auf der vor dem Werk aufgebauten Bühne, dass das Gehalt der angehenden Fachkräfte in der Metall- und Elektroindustrie im Vergleich zu anderen Branchen zu niedrig sei. „Azubis lassen sich nicht mit Versprechungen und Obstkörben zufriedenstellen“, führt sie aus. Sie würden sich in vielen Fällen nicht mehr „bei den Eltern durchfuttern“, rund ein Viertel sei mittlerweile älter als 22, viele lebten in eigenen Hausständen oder müssten ihre Eltern finanziell unterstützen. „Das Gesamtangebot der Arbeitgeber ist eine Frechheit“, schließt Sommer ab.
Dillinger Azubi würde mehr Geld Sorgen ersparen
Eine Nachwuchskraft, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, erzählt etwa von der gestiegenen Autoversicherung, das sei eine Belastung für sie. Mehr Geld würde ihr einige Sorgen ersparen. Dass er in seinem ersten Ausbildungsjahr bereits streikt, findet sie wichtig. Denn: „Solange wir nicht streiken, verändert sich auch nichts.“
Die Arbeitgeber stellen den sieben geforderten Prozent Lohnerhöhung über eine Laufzeit von einem Jahr 1,7 Prozent ab Juli 2025 und weitere 1,9 Prozent ab Juli 2026, damit über eine Laufzeit des Tarifvertrags von zwei Jahren, entgegen. Ferdije Rrecaj, Vertreterin der IG Metall Augsburg, sagt in Dillingen: „Wir sind nicht hier, um zu betteln.“ Verhandlungen müssten „auf Augenhöhe“ stattfinden. Arbeitgeber sollen ihrer Aussage nach „aufhören zu jammern“. Dass steigende Löhne Unternehmen zerstören würden, höre sie in jeder Tarifrunde. Mehr Geld, „das steht uns zu“, betont Rrecaj. Drei Warnstreiks haben schon zuvor in anderen Betrieben stattgefunden, erzählt sie. Der bei BSH in Dillingen werde nicht der letzte sein.
Viktoria Bicok vom BSH-Betriebsrat fordert vom Unternehmen „ein klares Zeichen für Solidarität“. „Die Arbeitnehmer verdienen ihren gerechten Anteil am Erfolg“, sagt sie. Trotz Krisen und Unsicherheit seien die Umsätze gestiegen, heißt es weiter, „das ist das Ergebnis unserer Arbeit“. Auch Betriebsratsvorsitzende Ingrid Eggenmüller bekräftigt: „Wir fordern nicht ohne Grund sieben Prozent mehr Lohn.“ Durch die Inflation und damit einhergehend steigende Preise lande für das gleiche Geld immer weniger im Einkaufswagen. „Wir werden weitermachen, bis die Arbeitgeber uns ein sinnvolles Angebot machen“, so Eggenmüller. Aktuell sind rund 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei BSH Haushaltsgeräte in Dillingen beschäftigt.
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