Viele Unternehmen in der Region schlagen Alarm. Nach der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer erwarten einige Firmenchefs und -chefinnen, dass sich die wirtschaftliche Situation angesichts der gegenwärtigen Probleme – vom Fachkräftemangel bis zu den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs – verschlechtern wird. Davon hebt sich die Lage beim größten Arbeitgeber im Landkreis Dillingen deutlich ab. Der Leiter der BSH Hausgeräte GmbH in Dillingen, Claus Köther, zeigt sich für sein Werk "vorsichtig optimistisch". Der Trend spreche weiter für den Geschirrspülermarkt, betont der Standortchef beim Jahrespressegespräch mit unserer Redaktion.
8000 Menschen waren am Familientag im Dillinger Geschirrspülerwerk
Im Juli hatten beim Familientag etwa 8000 Mitarbeitende und deren Angehörige die Hallen des Dillinger Werks gestürmt. Damals lag die Produktion noch etwa 15 Prozent über dem Plan. Wegen des Halbleitermangels hätten viele Händler sicherheitshalber mehr Geräte bestellt, als es die ohnehin hohe Nachfrage hergab. Köther ging zu diesem Zeitpunkt noch davon aus, dass bis zum Jahresende 2,8 Millionen Geschirrspüler in Dillingen vom Band rollen werden. "Inzwischen hat sich die Nachfrage aber wieder auf das normale Niveau eingependelt", erläutert der Werkleiter. In Dillingen werden in diesem Jahr etwa 2,5 Millionen Geschirrspüler gefertigt, pro Produktionstag ist das die gigantische Menge von 11.500 Geschirrspülern. Und 2023 sollen es nicht weniger sein. Köther rechnet beim "Weltmarktführer BSH" mit einem stabilen Wachstum.
Die BSH Hausgeräte arbeitet an einer nachhaltigen Ausrichtung, der Standort will bis 2025 klimaneutral sein, betont Köther. Das Werk beschäftigt sich dabei mit den vier Themenfeldern Energieeffizienz, eigene Energieerzeugung, Verzicht auf fossile Brennstoffe und Verbesserung der Kernprozesse. Auf der Logistikhalle hat die BSH Hausgeräte bereits eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 960 Kilowatt Peak installiert. Jetzt erhalten weitere Hallen Photovoltaikanlagen. "Wir bauen die Leistung auf 1600 Kilowatt Peak aus", informiert der Werkleiter.
Für ihre Erfolge beim Energiesparen und dem Schonen von Ressourcen heimst die BSH Hausgeräte GmbH in Dillingen Preise ein. Durch ein neues Schweißverfahren kann beispielsweise auf das Waschen von Rahmen und Innentüren verzichtet werden, die Aufbereitung von Wasser, das mit Schadstoffen belastet ist, entfällt dadurch. Es wird in den Hallen LED-Beleuchtung eingesetzt, neue Lüftungsanlagen brauchen weniger Strom. Die Optimierung führte dazu, dass im Dillinger Werk jährlich 6,6 Millionen Kilowattstunden Strom und Gas eingespart werden können, der Ausstoß von rund 1650 Tonnen CO₂ wird vermieden.
Die BSH Hausgeräte hat dafür den Bayerischen Energiepreis in der Kategorie Energieeffizienz in industriellen Prozessen und Produktion sowie Energieeffizienznetzwerke erhalten (wir berichteten). Inzwischen kam ein weiterer Preis hinzu. Die Deutsche Energie-Agentur hat die BSH Hausgeräte GmbH mit dem Energy Efficiency Award 2022 in der Kategorie "Think Big! Komplexe Energiewendeprojekte – Industrie" ausgezeichnet. Werkleiter Köther zeigt zufrieden die Urkunde. Gewürdigt werden, so die Begründung, "herausragende unternehmerische Leistungen im Bereich Energieeffizienz und Klimaschutz".
Qualitätskontrolle mit Robotern und Kameras
Die Automatisierung und Digitalisierung spielen eine Schlüsselrolle im Dillinger Geschirrspülerwerk, in dem auch die weltweite Entwicklungsabteilung für die Geräte sitzt. Bisher ist die Fehlerkontrolle in der Montage ein aufreibender Job für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wer die Oberflächen Hunderter Spüler auf Materialfehler kontrolliert, ermüdet schnell. Dominik Hauf und Peter Lang vom Innovations-Lab erklären beim Rundgang mit Produktionschef Christian Wild, wie die Bildverarbeitung für die Qualitätskontrolle eingesetzt werden kann. Roboter fertigen mit Kameras Bilder der Spüler, die künstliche Intelligenz wertet die Fotos schließlich aus und erkennt die Fehler. Auch die Montageassistenten werden weiterentwickelt. Mitarbeitenden soll über den Bildschirm nicht nur erklärt werden, wie sie etwa ein Vlies im Gerät montieren müssen. In der Folge soll, wie Hauf erläutert, der nächste Arbeitsschritt erst eingeleitet werden können, wenn das Teil richtig sitzt.
Bewährt habe sich das Trainingscenter, das es nun seit drei Jahren gibt und das von Jürgen Späth geleitet wird. Vor der Einstellung durchlaufen Interessenten hier eine etwa einstündige Schulung. Gezeigt wird ihnen unter anderem, wie man Schrauben in ein Gerät dreht. "Wir stellen hier fest, ob ein Mitarbeiter für die Tätigkeit in der Geschirrspülermontage geeignet ist", erläutert Späth. Interessierte wiederum könnten in der Praxis austesten, ob die Arbeit ihren Vorstellungen entspricht.
In Dillingen seien insgesamt rund 2800 Mitarbeitende beschäftigt, informiert Personalchef Thomas Reuter beim Jahrespressegespräch. Darunter sind etwa 100 junge Menschen, die derzeit bei der BSH Hausgeräte in Dillingen eine Ausbildung oder ein duales Studium absolvieren. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soll auch im kommenden Jahr konstant auf diesem Niveau bleiben.