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Dillingen: Stefanie Wahl: Auch mit 70 noch auf dem Platz stehen

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Stefanie Wahl: Auch mit 70 noch auf dem Platz stehen

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    Stefanie Wahl schwingt sie ihr Racket inzwischen für den TC Hausen.
    Stefanie Wahl schwingt sie ihr Racket inzwischen für den TC Hausen. Foto: Karl Aumiller

    Vor zweieinhalb Jahrzehnten dominierte sie die Tennis-Szene im Landkreis Dillingen kaum wie eine andere Spielerin zuvor. Damals fegte sie unter ihrem Mädchennamen Stefanie „Steffi“ Schmid die Konkurrenz förmlich vom Platz. In den Jahren 1999 und 2000 gelang ihr das Kunststück, jeweils fünf Titel innerhalb einer Woche auf einmal zu gewinnen. Sie wurde bei den Juniorinnen Meisterin im Einzel und Doppel und wurde wenige Tage danach im Wettbewerb der Damen ebenfalls Erste im Einzel und Doppel. Zudem gewann sie noch den Titel im Mixed. „Ja, da war ich sehr gut drauf“, blickt die inzwischen 40-Jährige auf ihre großen sportlichen Erfolge zurück, die sie sogar in den schwäbischen Auswahlkader hievten, was zur Folge hatte, dass sie oft zum Trainingsstützpunkt nach Friedberg gebracht werden musste.

    Ihr Hobby, das die in Aislingen aufgewachsene Tochter einer tennisbegeisterten Familie betrieb, war sehr zeitaufwendig, gesteht Steffi Wahl, die 2008 geheiratet hat und seitdem den Familiennamen ihres Ehemannes trägt. Auf die Frage, wie es denn mit den schulischen Leistungen war, als sie im Teenageralter und ein paar Jahre darüber hinaus mehrmals die Woche auf dem Tennisplatz stand?“, antwortet Steffi Wahl lachend: „Ohne Tennis wären diese wohl nicht besser gewesen.

    Was es mit „schulischen Leistungen“ ganz allgemein auf sich hat, kann die Mutter von zwei Kindern ganz gut beurteilen. Sie studierte nämlich Lehramt in Eichstätt und unterrichtet seit mehreren Jahren als Hauptschullehrerin Buben und Mädchen an der Mittelschule in Lauingen. Und das 22 Stunden pro Woche. Nebenbei unterstützt sie ihren Ehemann Joachim in dessen Firma vor allem bei Büroarbeiten, füllt ihre Mutterrolle voll aus und bringt ihren neunjährigen Sohn Vincent zudem zum wöchentlichen Turntraining nach Dillingen. „Ich glaube, der hat Talent“, ist die Mama gespannt, wie sich der Filius in dieser Sportart entwickelt. Ihre Tochter, die noch nicht zur Schule geht, könnte eventuell Tennisspielerin wie die Mama werden. „Aber da muss man noch ein bisschen warten“, will sich Steffi Wahl mit einer Prognose nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

    In Glött die ersten Bälle geschlagen

    Sie selbst hielt im zarten Alter von drei Jahren zum ersten Mal einen Tennisschläger in der Hand, mit fünf spielte sie die ersten Bälle übers Netz. Das geschah alles in Glött, wo ihr Papa seinem Hobby frönte. Der Vater sei ihr erster großerer Förderer in Sachen Tennis gewesen, später war es Tennislehrer Werner Pfeiffer aus Dillingen, der sie unter seine Fittiche genommen hatte. „Von ihm habe ich viel gelernt“, lobt Steffi Wahl ihren damaligen sportlichen Mentor. Während ihr beim Training und bei den Spielen keine Stunde zu viel war, interessierte sich Steffi Schmid sehr wenig für das große Tennis im TV. Liveübertragungen von Boris Becker oder einer Steffi Graf, die in den 1990er Jahren so erfolgreich waren, hat sie sich nicht angeschaut. Später habe sie sich dann schon manchmal vor die Glotze gesetzt, um Spiele von Roger Federer anzuschauen. Die Technik und die Ruhe, welche der Schweizer auf dem Platz und bei den Interviews danach ausgestrahlt habe, hinterließen Eindruck bei ihr.

    Das eigene Interesse am Tennis hat bei Steffi Schmid während des Studiums nachgelassen. Sie hat in dieser Phase ihres Lebens in ihrer Freizeit mehr Regale in einem Supermarkt aufgefüllt als Bälle übers Netz geschlagen. „Ich musste ja meine Kasse ein wenig aufbessern“, erzählt sie mit einem Schmunzeln im Gesicht. Von 2004 bis 2009 habe sie den Schläger für circa fünf Jahre sprichwörtlich ganz an den Nagel gehängt. „Danach fing es aber langsam wieder zu kribbeln an“, schildert sie die Zeit, als es bei ihr das Tennis-Comeback gegeben hat. Seitdem spielt Steffi Wahl nicht mehr für den TC Lauingen, sondern für den TC Hausen.

    Seit 17 Jahren im Dillinger Stadtteil

    Im Dillinger Stadtteil wohnt die Lehrerin seit 17 Jahren. Für sie war klar, in den Verein im neuen Heimatort zu wechseln. Befürchtungen, dass es nach der langen Pause mit dem Tennisspielen nicht mehr so klappen würde, bestätigten sich nicht: „Der Schlag war noch da, die Beweglichkeit vielleicht nicht mehr ganz so“, lacht sie und verweist darauf, dass es gewichtsmäßig ein wenig nach oben gegangen sei. In der abgelaufenen Saison konnte der TC Hausen keine Damenmannschaft für den Punktspielbetrieb wegen Schwangerschaften zweier Spielerinnen melden. Steffi Wahl hofft, dass dies im nächsten Jahr anders wird und sie dann nach den Spielen auch wieder als Hobbyköchin gefragt ist. Am liebsten mache sie Spaghetti Bolognese, die oft nach den Matches serviert werden.

    Große Gedanken über die Zukunft macht sich die Mutter zweier Kinder, die im CSU-Ortsverband Dillingen passives Mitglied ist und bei den Maltesern in der Kreisstadt pro Jahr mehrere Erste-Hilfe-Kurse gibt, nicht. Sie sei zufrieden mit ihrem Leben und hofft auch mit 70 Jahren noch auf dem Tennisplatz stehen zu können, um dort weiterhin Freundschaften mit Gleichgesinnten pflegen zu können. Entspannung findet Steffi Wahl freilich auch, wenn sie Bücher in der Hand hält. Sie bevorzuge vor allem leichte Literatur wie Romane und freue sie sich nun auf schöne Herbstabende im Lesestuhl.

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