Vieles ist in diesen Pandemie-Zeiten nicht mehr einfach. Auch nicht der Weg zum Interview mit dem neuen Leiter des Dillinger Geschirrspülerwerks, Claus Köther. Denn es zählt zu den umfangreichen Schutzmaßnahmen der BSH Hausgeräte GmbH in Dillingen, dass Besucher erst einmal einen kurzen medizinischen Check durchlaufen. „Haben Sie eine Erkältung?“, fragt Werkskrankenschwester Helena Baumhauer und prüft den ausgefüllten Zettel. Danach gibt’s eine Fiebermessung. Und schließlich zeigt die Krankenschwester stolz auf das Corona-Schnelltestgerät der Marke Bosch. Damit kann in etwa 40 Minuten ermittelt werden, ob sich ein Mitarbeiter des Spülerwerks mit Covid-19 infiziert hat.
Die BSH Hausgeräte habe in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt ein weitreichendes Schutzkonzept am Standort Dillingen im Kampf gegen Corona umgesetzt, betont Claus Köther, als das Gespräch mit unserer Zeitung beginnen kann. Bereits am 28. Februar, also gut zwei Wochen vor dem ersten Lockdown, hatte sich in der Firma ein Krisenteam gegründet. Zum Konzept zählt etwa die strikte Trennung von Arbeits-Schichten oder der Einbau von Plexiglas-Trennwänden, wenn der Mindestabstand von 1,50 Metern am Arbeitsplatz nicht eingehalten werden kann. „Inzwischen gilt auf dem ganzen Gelände Maskenpflicht“, erläutert Personalchef Thomas Reuter. Die Akzeptanz bei den Beschäftigten sei groß. Ganz vermeiden ließ es sich aber nicht, dass sich auch BSH-Mitarbeiter in ihrer Freizeit mit dem Coronavirus infiziert haben. In der Summe habe es bisher neun positive Fälle gegeben, informiert Reuter – drei im April, einen im Sommer und fünf in den vergangenen Tagen. „Den Betroffenen geht es gut“, sagt Standortleiter Köther. Keiner der Infizierten, so die Erkenntnisse, habe sich im Unternehmen angesteckt.
Auch bei der BSH Hausgeräte in Dillingen stand die Produktion stillt - aktuell ist Absatz aber hoch
Am 28. März hatte die BSH Hausgeräte die Produktion auch am Standort Dillingen wegen einer Nachfrage-Delle und Lücken bei den Material-Lieferungen für drei Wochen eingestellt. Nach dem Stillstand sei es aber für das Unternehmen unerwartet steil nach oben gegangen, informiert der Werkleiter. Köther erklärt sich das damit, dass die Menschen in dieser Krise mehr zu Hause geblieben sind als sonst. „Und da wurde definitiv mehr daheim gekocht und auch mehr der Geschirrspüler benutzt“, ist der 52-jährige Bächinger überzeugt. Im vergangenen Jahr seien etwa 2,9 Millionen Geschirrspüler in Dillingen produziert worden. Und dieses Jahr werden vermutlich etwas mehr als 2,7 Millionen Geräte von den Bändern laufen, sagt Köther. „Und das trotz eines dreiwöchigen Shutdowns“ – und der bereits seit längerem geplanten Fertigungs-Verlagerung des schmalen Geschirrspülers ins Werk nach Polen. Der Absatz sei gegenwärtig sehr hoch. „Wir können derzeit mit der Produktion der Nachfrage kaum folgen“, teilt er mit. Dies werde bis ins Frühjahr so bleiben.
Der jetzt beschlossene zweite Lockdown bereitet Köther, der seit dem Oktober des vergangenen Jahres die Fabrik leitet, weniger Sorgen als der Einbruch im Frühjahr. Er gehe davon aus, dass die Einschränkungen in den Lieferketten zumindest vorerst nur minimal sein werden. Weltweit rechne der BSH-Konzern bei den Geschirrspülern mit einer steigenden Nachfrage, das Wachstum des Produktionsvolumens soll bei rund drei Prozent liegen. Große Wachstumsmärkte seien dabei China und Indien. Von den sechs Geschirrspülerwerken der BSH Hausgeräte gilt Dillingen als das innovativste, hier sind die Entwicklungsabteilung und die Produktion unter einem Dach vereint. Etwa 35 Prozent der in Dillingen produzierten Geräte werden in Deutschland verkauft, der Rest findet in Europa Abnehmer, aber auch in den USA, Australien und Neuseeland.
Große Hoffnungen setzt Köther auf die neue Geschirrspülerbaureihe GV 650. In diesen internetfähigen Geräten ist ein sogenannter System-Master eingebaut, der dem Nutzer viele Möglichkeiten biete. Es können Updates aufgespielt, Tabs und Spülmaschinensalz bestellt, der Kundendienst für eine Wartung aus der Ferne zugeschaltet werden. Die neue Technik werde in die Geräte aller Preiskategorien – vom Einsteiger- bis zum Premiummodell – eingebaut. „Wir versprechen uns da einen deutlichen Wettbewerbsvorteil“, sagt der Fabrikleiter.
2700 Menschen arbeiten bei der BSH Hausgeräte in Dillingen
Für 2021 hat der Bächinger, wie er einräumt, eher zurückhaltend geplant. 2,35 Millionen Geschirrspüler sollen die Bänder in Dillingen verlassen. „Vermutlich wird es schon ein Tick mehr werden“, sagt Köther. Denn der Trend zeige insgesamt „eher nach oben als nach unten“.
Dies gilt nach Informationen unserer Zeitung auch für die Mitarbeiterzahl. Die Zahl der Beschäftigten werde „stabil bleiben“, sagt Köther. Mit etwa 2700 Mitarbeitern ist die BSH Hausgeräte der größte Arbeitgeber im Landkreis Dillingen. Die Firma setze weiter auf Innovationen bei den Geräten und der Produktion, erläutert der Fabrikchef. Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe seien im Geschirrspülerwerk an der Robert-Bosch-Straße geplant.
Seit 60 Jahren gibt es das Unternehmen am Standort in Dillingen, und seit 1976 werden hier Geschirrspüler produziert. Eine Feier fiel heuer jedoch wegen Corona ins Wasser. 2021 könnte aber, wenn die Infektionswelle abgeflaut sein sollte, ein bedeutendes Jubiläum gefeiert werden. Laut Planung wird im April der 75-millionste Geschirrspüler in Dillingen vom Band laufen. „Wenn die Corona-Welle vorbei ist“, verspricht Köther, „werden wir ein schönes Fest organisieren.“
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