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Dillingen
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Dillingen: Romantische Choralmelodien in der Basilika

Andrea Trovato überraschte das Publikum in der Dillinger Basilika mit einer Folge unbeschwerter Choralmelodien. Der enorme Schlussbeifall bei der vorletzten Orgelmatinee bestätigte die Begrüßungsworte des Stadtpfarrers Monsignore Harald Heinrich. Dieser hatte die universale Sprache der romantischen Musik angeführt, die beim Hören entsprechende Gefühle auslösen würde. In der Tat ereignete sich vor nahezu 150 Gästen die angekündigte Erwartung. Der souveränen Kombination von melodischer Ausarbeitung und kontrapunktischer Struktur, wie wir sie von Johann Sebastian Bach kennen, strebte Siegfrid Karg-Elert in seinen sechzig Choral-Improvisationen nach. 

Drei davon stellte der italienische Organist aus Arezzo vor. Der Reichtum an unterschiedlichen Bearbeitungsmöglichkeiten war zu spüren. „Freu dich sehr, o meine Seele“ erklang als Sarabande feinsinnig, heiter und gelöst. Die Dank-Choräle op. 65 Nr. 37 und 59 erweiterten den Orgelklang hinsichtlich der Lautstärke, der Klangfarbe und des Ausdrucks. Als „Marche triomphale“ enthielt „Nun danket alle Gott“ viele Anspielungen und festlichen Glanz. Andrea Trovato verstand es, den Klang lebendig und durchsichtig zu machen. Das Pendant bei Franz Liszt hatte mehr den Charakter einer Fantasie, die sich mächtig erhob, im Mittelteil leise und mit Echowirkung erschien, um sich dann mit vollen Akkorden wuchtig zu entfalten.

Andrea Trovato begeistert in der Dillinger Basilika mit Choralmelodien

In der dritten Sonate A-Dur op. 65 von Felix Mendelssohn Bartholdy verbirgt sich der Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“. Hier werden zwei Fugen miteinander kombiniert, während der Choral im Pedal abgebildet wird. Der Organist bewältigte die Aufgabe souverän, dank kluger Registrierung geriet das Andante als Flötenreigen wunderbar zart. Wie schön stieg in den barocken Himmel der Basilika die gefällige Melodie eines „Cantabile“ des Belgiers Jacques-Nicolas Lemmens. Eine vertraute Achtelbewegung führte Andrea Trovato in einen Gegensatz zur Sopranmelodie, die er geschickt harmonisch modulierte. Das Ungreifbare, Verfeinerte in Claude Debussys Klavierwerk „Arabesque“ wirkte in der Orgelfassung noch schwebender und unwirklicher.

Der Organist betonte die melodisch fließende Farbenkunst, die träumerische Qualität besaß. Einen Höhepunkt platzierte Andrea Trovato an den Schluss: die „Variations de Concerts“ von Joseph Bonnet (1908). Den Choralsatz mit vier unterschiedlichen Variationen stellte der Organist mit virtuoser Grandezza dar. Stakkato gespielte Oktavmotive im Pedal, ein dreistimmiger Kontrapunkt, das Thema im Tenor mit fugierten Zwischenspielen und eine immense Steigerung lösten Bravorufe und riesigen Beifall aus, den Andrea Trovato mit einer stupenden Dreingabe belohnte.

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