Die Kulturlandschaft im Landkreis Dillingen ist vielfältig. Es gibt längst nicht nur Orgelkonzerte in der Basilika und lokale Theatervorstellungen. Immer wieder dominieren auch laute Bässe und gedimmte Lichter, die gelegentlich hell aufblitzen. Norman Kümpel aus Donaualtheim organisiert Technopartys im Landkreis. Zunächst privat, nun im Dillinger „Rhymes Club“. Wie er zur Musik gekommen ist und warum er – obwohl sie in der Szene üblich sind – selbst keine Drogen nimmt.
Im Alltag macht Kümpel eine Ausbildung zur Pflegefachkraft, aktuell ist er im dritten Lehrjahr. Zunächst hatte er eine Schreinerausbildung begonnen, diese habe ihn aber nicht erfüllt. „Es war so eintönig, den ganzen Tag an der CNC-Fräse zu stehen“, erzählt er. Also brach er ab. Über seine Mutter ist Kümpel dann zur Pflege gekommen. „Ich habe gemerkt, dass mir das liegt. Ich gehe in dem Beruf total auf.“ Wenn die Arbeit vorbei ist, kümmert er sich um sein Hobby: Techno und Rave. Zwischen 30 Minuten und vier Stunden verbringt Kümpel täglich damit; außer sonntags.
Der Donaualtheimer Norman Kümpel legt manchmal auch selbst als DJ auf
Eigentlich sind Raves einmalige Veranstaltungen an Orten, die gar nicht dafür vorgesehen sind, etwa Lagerhallen oder Bunker – und finden oftmals illegal statt. Große Anlagen werden aufgestellt, teils werden die Lautsprecher Kilometer durch den Wald getragen. Und dann wird im Stroboskoplicht getanzt, zu schnellen Bässen und oft unter Drogeneinfluss. Auch im Landkreis Dillingen finden regelmäßig illegale Raves statt, die Verbreitung läuft meist via Telegram. Die Szene ist groß, viele fahren quer durch Bayern auf die Events, sagt Kümpel.
Kümpel ist selbst regelmäßig zu Techno feiern gegangen; oder stampfen, wie es oft in der Szene heißt. „Hart, laut, schnelle Bässe, das ist meins“, sagt er. Auch als DJ legt Kümpel immer wieder auf. Er sagt aber auch, dass die Musik nicht jedem gefalle: „Aber es kann jedem gefallen!“ Aus diesem Grund sollte seiner Ansicht nach jeder Mensch einmal auf einen Rave gehen. Und obwohl das Interesse da ist, gibt es in der Szene nicht viele Menschen, die Veranstaltungen organisieren. Also hat Kümpel angefangen, selbst private Techno-Feiern zu planen.
Die Godrave-Veranstaltungsreihe ist zunächst monatlich für ein halbes Jahr geplant
Dafür hat der 21-Jährige mittlerweile eine eigene Eventagentur angemeldet, denn er möchte legale Raves veranstalten. „Ich mache das aber nicht zum Geldverdienen, sondern aus Leidenschaft und Liebe zur Musik und Szene.“ Der Vorverkauf des „Godrave-XXL“ am 22. November im Rhymes Club in Dillingen läuft gut, bereits 50 Prozent der Tickets sind verkauft. Die Fixkosten habe er damit bereits eingeholt. „Der Rest ist Lohn für meine Arbeit.“ Die DJs für den Abend kommen aus dem Umkreis von etwa 50 bis 80 Kilometern. Seine Gäste lässt er die Veranstaltung mitgestalten. Via Instagram wurde etwa abgestimmt, dass keine Bilder erlaubt sind. Handykameras werden beim Einlass abgeklebt.
Im Rhymes Club hat Kümpelden neuen Besitzern geholfen, die Lichttechnik ein- und die Bar umzubauen, da machte sich die begonnene Schreinerlehre bezahlt. Geld hat er dafür keins bekommen. Der Ort sei ihm einfach wichtig, erzählt Kümpel. Aber er darf im Gegenzug im Club alleinig Hardtechno-Raves veranstalten – so heißt die gespielte Musikrichtung bei seinen Events. Ob sein Konzept aufgehe, werde er sehen, sagt Kümpel. Geplant ist, die „Godrave“-Veranstaltungsreihe im Rhymes Club zunächst monatlich für ein halbes Jahr bis April. „Da sind Abschlussprüfungen, da muss ich lernen.“
Drogen sind in der Technoszene beliebt, im Dillinger Rhymes Club soll es jedoch strenge Kontrollen geben
Bleibt da noch die Sache mit den Drogen. Denn der Konsum ist in der Techno-Szene ausgeprägt. Kümpel will dagegen streng vorgehen. „Ich habe den größten Hass gegenüber Dealern, die hier eine gefundene Geldquelle sehen“, erklärt er. An der Tür wird es Taschenkontrollen und sogar Body-Checks geben. „Wenn Leute hier Drogen reinbringen wollen, werden sie festgehalten, bis die Polizei kommt.“ Zudem werden ihm auch private Freunde, die als Gäste auf der Party sein werden, unter die Arme greifen. „Wenn sie etwas angeboten bekommen, geben sie mir Bescheid.“ Dann würden die Securitys übernehmen.
Dennoch weiß Kümpel, dass viele Gäste Drogen konsumieren, etwa vor der Veranstaltung. Deswegen werden Sanitäter zur Erstversorgung anwesend sein. Selbst nimmt Kümpel keine Drogen. „Alleine die Musik und Effekte geben mir das Feeling.“ Zudem habe er durch seine Ausbildung in der Pflege viele Probleme mit Drogen gesehen, deswegen halte er Abstand. „Das brauche und will ich nicht“, sagt er. Obwohl es nicht sein Hauptverdienst ist, hat seine Tätigkeit als Eventmanager einen Einfluss auf sein Hobby. Denn privat geht er deutlich seltener feiern als früher. „Ich kann nicht mehr abschalten, da ist die Arbeit immer im Hinterkopf.“
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