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Dillingen: Pfarrer Hartmanns Weg führt nach Weißenhorn

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Pfarrer Hartmanns Weg führt nach Weißenhorn

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    „Das ist mein Ruhepol“, sagt Pfarrer Lothar Hartmann. Im Dillinger Auwald geht er bereits seit Jahrzehnten spazieren, um Kraft zu tanken.
    „Das ist mein Ruhepol“, sagt Pfarrer Lothar Hartmann. Im Dillinger Auwald geht er bereits seit Jahrzehnten spazieren, um Kraft zu tanken.

    Er begleitet Menschen gerne, sowohl in Höhen als auch in Tiefen, sagt Pfarrer Lothar Hartmann. Er hat viel aufgebaut in Dillingen, wo er geboren ist, und drumherum, wo er bislang sein ganzes Priesterleben verbracht hat. Jetzt zieht Pfarrer Hartmann nach Weißenhorn im Landkreis Neu-Ulm. Er wird weiterhin Gottesdienste mit den Dillinger Franziskanerinnen feiern. Aber was wird aus der Schulseelsorge am Bonaventura-Gymnasium? Was wird aus den Flüchtlingen, die er so intensiv betreut hat?

    Nördlingen, Fremdingen, Lauingen, Unterliezheim

    Am Samstag feiert er noch eine Taufe an seiner alten Station, in Lauingen. Danach traut er noch ein Paar an seiner jüngsten Wirkungsstätte, in Unterliezheim. Am Sonntag gestaltet er schon einen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche in Weißenhorn. „Ich wollte nie weg. Ich hab’ mich nie beworben.“ Er wurde geschickt. Nach seiner Zeit als Kaplan in Nördlingen und Augsburg trat er nach seiner Priesterweihe 1991 seine erste Pfarrstelle Fremdingen an. Im September 2002 rückte er seiner Heimat Dillingen wieder näher: Da wurde der 55-Jährige im Martinsmünster in

    Dillingens Stadtpfarrer Wolfgang Schneck brauchte ihm

    Schon in Nördlingen als Kaplan engagierte sich der 55-Jährige in der Jugendseelsorge. Und dann, vor drei Jahren, kamen die Flüchtlinge. Da rief Dillingens Pfarrer Wolfgang Schneck seinen Kollegen an: „Du kannst doch gut mit jungen Leuten.“ Ein junger afghanischer Flüchtling wollte etwas über den christlichen Glauben erfahren. Zu dem einen gesellte sich ein zweiter Flüchtling. Während Hartmann sich mit beiden im Dillinger Taxispark unterhielt, kam ein dritter Afghane mit dem Fahrrad vorbei und fragte: „Worüber redet ihr denn?“ Die Antwort: „Über Gott und die Welt.“ Da setzte sich der junge Afghane. 2017, nach der Zustimmung von Bischof Konrad Zdarsa, taufte Hartmann alle drei und firmte sie. „Es war wie bei Jesus“, sagt er. Einer hat bereits bei der Fronleichnamsprozession in Mörslingen im Anzug assistiert, ein anderer am gleichen Feiertag in Dillingen das Mikro getragen. Monatelang hatte Hartmann das Trio intensiv auf die Taufe vorbereitet. Er wollte den dreien den Glauben und die Kultur vermitteln, „damit sie sich beheimaten“. Also wanderte er mit ihnen den Tegelberg bei Füssen rauf und runter, besuchte Kirchen und Klöster, ging stundenlang mit ihnen spazieren und diskutierte über seinen Glauben. Parallel dazu rief er ein wöchentliches Fußballtraining ins Leben. Manchmal treten da mehr als 22 Spieler an. Schiri Hartmann sorgt für Ordnung. „Was habe ich seitdem Geschirr, Trikotsätze, Fußbälle oder Möbel bekommen“, sagt der Geistliche und fasst sich dabei lachend an den Kopf. Er hat für alles dankbare Abnehmer gefunden.

    Lothar Hartmann kümmert sich liebevoll um Flüchtlinge

    Hartmann, der gerne reist, hat vor Jahren schon in Syrien und dem Libanon Urlaub gemacht. Er spricht ein paar Worte Farsi. Inzwischen kann er iranisches Schafkopf, hat sich an das Abendessen bei seinen jungen Freunden am Boden und die exotischen Gewürze gewöhnt. Jetzt, im Herbst, beginne für viele ein neuer Zeitabschnitt: Viele der einst „unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge“ starten mit der Ausbildung als Maler, Maurer, Zimmermann – und einer sogar bei Audi in Ingolstadt. Andere arbeiten bereits als Altenpflegehelfer oder Elektriker. Hartmann ist unglaublich stolz auf die jungen Männer. Jeder Ausbildungsvertrag sei ein Kampf gewesen. Weil die jungen Leute zwar gut Deutsch sprechen, aber in Mathe und Prüfungsfragen Probleme haben. Mit 20 jungen Flüchtlingen hat er per WhatsApp regelmäßig Kontakt. Er weiß, wer die Bantan Boys (BTS) sind, die derzeit erfolgreichste Band der Welt aus Südkorea, oder mit welchem Fußballer Popstar Shakira verheiratet ist. „Die wissen das alles. Man fühlt sich jung.“ Wie damals bei den Pfadfindern, wenn sie alle zusammen picknicken und Karten spielen, bis die Sonne untergeht. Das ist die eine Seite.

    7000 Katholiken in Weißenhorn

    „Natürlich war ich viel im Gericht. Erst mal sind ja alle abgelehnt worden.“ Eine junge Frau hatte ein Richter gefragt, ob sie noch etwas sagen wollte. Sie habe geantwortet: „Jesus ist mein

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