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Dillingen: Muss Holz im Wald verkommen gelassen werden?

Landkreis Dillingen

Waldbesitzer fürchten, dass man bald Holz im Wald verkommen lässt

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    Dass Holz nicht mehr als klimafreundlicher Brennstoff eingestuft werden könnte, macht der Forstbetriebsgemeinschaft Dillingen Sorgen.
    Dass Holz nicht mehr als klimafreundlicher Brennstoff eingestuft werden könnte, macht der Forstbetriebsgemeinschaft Dillingen Sorgen. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    "Holz im Wald verkommen zu lassen ist eine wirtschaftliche Sünde", empörte sich Alwin Hieber auf der Jahresversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Dillingen. Was das Herz der Waldbesitzer so sehr bluten lässt: die Überlegungen auf EU-Ebene, die Verwertung von Holz als Brennstoff nicht mehr als klimafreundlich einzustufen. Das würde nicht nur Einnahmeeinbußen für die Waldbesitzer mit sich bringen, sondern wäre mit Blick auf den Klimaschutz sogar kontraproduktiv. „Auch wenn Holz verrottet, wird das in ihm gespeicherte Kohlendioxid freigesetzt“, sagte der FBG-Vorsitzende im Holzheimer Vereinszentrum.

    Dass die EU bei ihrer RED III-Richtlinie mit Blick auf die energetische Holzverwertung inzwischen ein Stück zurückgerudert sei, ist für Hieber nur ein schwacher Trost. Es sei nämlich zu befürchten, dass das Thema noch nicht vom Tisch ist. „Wer weiß, was EU und Bundesregierung hier noch alles aushecken werden?“ So werde im Entwurf des deutschen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) Holz nicht als erneuerbare Energiequelle für das „65 %-Ziel“ im Neubau anerkannt. Ihren Protest gegen dieses Vorhaben drückten die Dillinger Waldbesitzer in einem Brandbrief an die Augsburger SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr aus.

    Der Umbau zu gesunden und klimatoleranten Mischwäldern läuft

    Ein weiterer Risikofaktor für die Waldbesitzenden sind das Klima und die Witterungsverhältnisse. Was hier für die Landwirtschaft heuer allmählich zum Problem werde, sei für die von langjähriger Trockenheit geplagten Wälder ein Segen, erklärte Hieber und spielte damit auf die kühle und nasse Witterung im Frühjahr 2023 an. Untersuchungen zufolge sei bundesweit nur noch jeder fünfte Baum gesund. Auch in den bayerischen Wäldern hätten die langen und heißen Trockenperioden zum Absterben vieler Bäume geführt. Immerhin, anders als beispielsweise in Franken, habe der Borkenkäfer im fichtenreichen Schwaben bislang keine katastrophalen Schäden verursacht. Gleichwohl engagierten sich auch die schwäbischen und Dillinger Waldbesitzenden stark im Umbau von Fichtenreinbeständen hin zu gesunden und klimatoleranten Mischwäldern. 

    In seinem Geschäftsbericht bezifferte Johann Stuhlenmiller die im vergangenen Jahr über die FBG Dillingen vermarktete Holzmenge auf insgesamt 58.337 Festmeter. Das sind rund 10.000 fm mehr als im Vorjahr. Im Einzelnen wurden 8480 Raummeter Brennholz, 18.919 Schüttraummeter Hackschnitzel und 3271 Raummeter Papierholz abgesetzt. Im Stammholzbereich entfielen 39.915 fm auf Fichte und Tanne, 1066 fm auf Kiefer, Lärche und Douglasie. Mit 116 fm Buche, 374 fm Eiche, 770 fm Buntlaubholz und 303 fm Pappel wurden insgesamt 1563 fm Laubholz vermarktet. Damit belief sich der Gesamtumsatz der FBG Dillingen auf 6,72 Millionen Euro. Nach 4,97 Millionen Euro im Jahr 2021 sei damit ein neues Rekordergebnis erreicht worden, bekundete der FBG-Geschäftsführer – „viel Holz und gute Preise“.

    Das Papierholzsegment könnte zum Auslaufmodell werden

    Zum Jahresende 2022 beliefen sich die Mitgliederzahl der FBG Dillingen auf 1692 und die gesamte Mitgliedsfläche auf 9151 Hektar Wald. Für 121 Privat- und Körperschaftswälder, mit einem Umfang von insgesamt 1489 Hektar, übernahm die FBG per Vertrag die Bewirtschaftung. Mit Holzpreisen von bis zu 120 Euro konnten die Waldbesitzer im vergangenen Jahr zufrieden sein, die steigende Nachfrage nach Energieholz heizte den Markt weiter an. Papierholz dagegen war weniger gefragt. Wie Stuhlenmiller befürchtet, könnte das Papierholzsegment zum Auslaufmodell werden.

    Eva-Maria Birkholz, Bereichsleiterin Forsten und stellvertretende Leiterin des AELF Nördlingen-Wertingen, würdigte den Einsatz der Waldbesitzer bei der Pflege ihrer Forste. Mit der Pflanzung von standortgerechten Baumarten sei es bei Weitem nicht getan. „Der Mensch muss sich auch um sie kümmern, sie hegen und pflegen.“ Nach Grußworten von MdL Georg Winter und Holzheims Bürgermeister Simon Peter wählten die FBG-Mitglieder einen neuen Vorstand. Dabei wurden Alwin Hieber (Eppisburg) im Amt des Vorsitzenden bestätigt, zu seinem Ersten Stellvertreter Walter Joas (Bergheim) und zum Zweiten Stellvertreter Mathias Fritz (Baiershofen) gewählt.

    FBG-Geschäftsführer Johann Stuhlenmiller gratulierte dem wiedergewählten Vorsitzenden Alwin Hieber und seinen neu ins Amt berufenen Stellvertretern Walter Joas und Mathias Fritz (von links).
    FBG-Geschäftsführer Johann Stuhlenmiller gratulierte dem wiedergewählten Vorsitzenden Alwin Hieber und seinen neu ins Amt berufenen Stellvertretern Walter Joas und Mathias Fritz (von links). Foto: Patrizia Schallert

    Zu Beiräten berufen wurden Thomas Bunk (Kicklingen), Markus Eggenmüller (Wortelstetten), Ulrich Mayerle jun. (Wittislingen), Roland Nothofer (Kesselostheim), Anton Dirr jun. (Hettlingen), Tobias Hahn (Weisingen), Josef Käsmayr (Buttenwiesen) und Thomas Urban (Unterbechingen).

    Elmar Sinning.
    Elmar Sinning. Foto: Karl Aumiller

    Nach 34-jähriger Tätigkeit als Beirat, Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender wurde Elmar Sinning (Schwenningen) aus der Führungsriege der FBG Dillingen verabschiedet. Damit zieht sich eine „Galionsfigur“, so Hieber, aus der Spitze der FBG zurück. Nach langjähriger Tätigkeit als Beirat und stellvertretender Vorstand nahm auch Anton Hahn (Weisingen) den Hut. Weiter zogen sich Ulrich Mayerle sen. (Wittislingen), Eugen Götz (Lutzingen), Alfred Schmid (Kicklingen) und Stefan Birkner (Mörslingen) aus dem Beirat zurück.

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