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Dillingen/Heidenheim: TTL Süd ist insolvent: Zukunft der Dillinger Filiale bleibt unklar

Dillingen/Heidenheim

TTL Süd ist insolvent: Zukunft der Dillinger Filiale bleibt unklar

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    Die TTL-Filiale in Dillingen hat noch geöffnet - aber mit kürzeren Öffnungszeiten.
    Die TTL-Filiale in Dillingen hat noch geöffnet - aber mit kürzeren Öffnungszeiten. Foto: Dominik Bunk

    TTL Süd hat mittlerweile Insolvenz angemeldet. Trotzdem bleibt die Filiale des Raumausstatters in Dillingen, im Gegensatz zu den meisten anderen, weiterhin geöffnet – wenn auch nur vormittags. Die Kunden kommen weiterhin, lassen sich Teppiche zuschneiden und beraten. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens, die laut anonymen Hinweisen von mehreren Standorten nach wie vor kein Geld von ihrem Arbeitgeber auf dem Konto sehen, ist der Beginn des Insolvenzverfahrens zumindest dahin gehend eine gute Nachricht. Denn sie erhalten rückwirkend ihre Löhne in Form von Insolvenzgeld. 

    Sie empfinden es allerdings auch als zweischneidiges Schwert, dass sie noch arbeiten. Denn fast alle bewerben sich anderswo oder schauen sich nach einem anderen Arbeitsplatz um, auch wenn sie nach eigenen Angaben gern noch bei TTL Süd arbeiten würden. 

    TTL Nord grenzt sich vom gleichnamigen Unternehmen im Süden ab

    Unterdessen hat sich ein Sprecher des von der Insolvenz nicht betroffenen Verbunds TTL Nord und TTM gemeldet. Sein Unternehmen möchte "festhalten, dass es sich dabei ausschließlich um Märkte der TTL Tapeten-Teppichboden Süd HGmbH, jetzt TTL OP GmbH, handelt". Diese hatte sich schon vor mehr als zwei Jahren auf eigenen Wunsch aus dem Verbund TTL Nord / TTM mit Sitz in Hallstadt herausgelöst. Entsprechend seien die 66 Filialen in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die vom Verbund TTL Nord / TTM betrieben werden, nicht von den aktuellen Berichten betroffen.

    Die Süd-Gesellschaft agiere seit Anfang 2022 unabhängig und habe die Geschäfte anschließend unter dem Markennamen „TTL – mein Raumausstatter“ in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz eigenständig fortgeführt, heißt es in der Klarstellung. Man könne daher auch keine Auskünfte über die aktuelle Entwicklung bei TTL Süd geben. "TTL Nord und TTM stehen, das ist der Geschäftsführung wichtig zu unterstreichen, auf einem wirtschaftlich gesunden Fundament. Abgesehen von der Namensgleichheit bestehe kein Zusammenhang zwischen den Geschäften des Verbunds und des abgespaltenen Ablegers."

    Mitarbeitende von TTL Süd sind verärgert

    Dieser Umstand verärgert viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn das Geschäftsmodell sei bei beiden Gesellschaften dasselbe. Dem Geschäftsführer wird nachgesagt, nie einen Cent in die Firma investiert zu haben, sondern lediglich Gelder aus dem Unternehmen "rausgezogen zu haben". Dazu gehöre beispielsweise auch der Umstand, dass die Beschäftigten in den Filialen die Anweisung erhalten hätten, für von Kunden bestellte Waren eine 100-prozentige Anzahlung zu nehmen, obwohl klar gewesen sei, dass keine Ware mehr zu kriegen ist. Hinter der insolventen TTL OP GmbH steckt laut Handelsregister ein Konstrukt von drei weiteren Gesellschafter-GmbHs, deren Sitz zum Teil in Hannover ist. Am Ende wird der 54-jährige Sven Lampey als alleiniger Gesellschafter aufgeführt, demnach gemeldet in Belgien.

    Steffen Beck, Rechtsanwalt bei der Pluta-Kanzlei in Stuttgart, wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. "Zusammen mit meinem Team werde ich mir nun umgehend einen umfassenden Überblick über die aktuelle wirtschaftliche und finanzielle Situation verschaffen. Zudem werden wir kurzfristig Gespräche mit den Lieferanten, Vermietern und sonstigen Geschäftspartnern führen. Der Geschäftsbetrieb soll unterdessen weitergeführt werden. Außerdem gilt es, mögliche Optionen für die Zukunft zu analysieren", wird Beck in einer Mitteilung von Freitag zitiert. Er kläre derzeit, welche Filialen trotz des Insolvenzantrags geöffnet bleiben können. Die Gehälter der rund 400 Beschäftigten seien für maximal drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. Zudem werde zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit die Möglichkeit einer Insolvenzgeldvorfinanzierung geprüft.

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