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Dillingen/Gundelfingen: Sarah Straub: So hat ihre Oma aus Ellerbach sie geprägt

Dillingen/Gundelfingen

Sarah Straub: So hat ihre Oma aus Ellerbach sie geprägt

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    Mehr als eine Million Menschen in Deutschland haben Demenz. Angehörige und Betroffene wissen oft nicht, dass bestimmte Veränderungen nicht ganz normale Alterserscheinungen sind, sondern eben eine Demenz.
    Mehr als eine Million Menschen in Deutschland haben Demenz. Angehörige und Betroffene wissen oft nicht, dass bestimmte Veränderungen nicht ganz normale Alterserscheinungen sind, sondern eben eine Demenz. Foto: Homann (Symbol)

    Sie erzählt, lacht und bringt ihr Publikum dazu mitzulachen. Dann wieder wirkt Sarah Straub nachdenklich, traurig. Zwischendurch stehen ihr Tränen in den Augen, als sie vom Schicksal eines Patienten erzählt, das ihr besonders nahe geht.

    Viele Besucher kamen in den Dillinger Stadtsaal, um die Gundelfingerin bei der Vorstellung ihres Buchs „Wie meine Großmutter ihr Ich verlor“ im Rahmen der Dillinger Kulturtage zu erleben. Und Sarah Straub, die vielen eher als Musikerin denn als promovierte Diplom-Psychologin ein Begriff ist, beeindruckte sowohl mit ihrer mitfühlenden Art und Weise, Schicksale Demenzkranker von den ersten Anzeichen bis zum Tod zu schildern, als auch mit wissenschaftlichen Ansätzen, zum Beispiel als sie die Forschungen von Alois Alzheimer ebenso thematisierte wie die Zeit, in der die Erkrankung durch das Schicksal der Schauspielerin Rita Hayworth ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangte.

    Bei der Oma in Ellerbach aufgewachsen

    Schon zu Beginn – nach der Begrüßung durch Leonhard Menz – zeigte sie, dass die Lesung in Dillingen für sie etwas Besonderes war. Denn das erste Kapitel wie üblich vorzulesen, könne sie sich in der Heimat nicht vorstellen. Im Buch habe sie die Oma nur „grob“ vorgestellt, immerhin sei vieles privat und deshalb habe sie, wie auch bei den vorgestellten Familien, Namen und Herkunft verfremdet.

    Sarah Straub bei der Lesung in Dillingen.
    Sarah Straub bei der Lesung in Dillingen. Foto: Brigitte Bunk

    So erzählte sie, wie sie bei der Oma in Ellerbach aufgewachsen war, die Oma geliebt hatte und auch erste Anzeichen der Erkrankung nicht wahrgenommen hatte. Erst als sie während des Studiums zu Besuch gekommen war, sei ihr die Überforderung der in ihrer Erinnerung „alten, weisen Dame“ aufgefallen, beispielsweise während des Einkaufens.

    Ein Buch im Corona-Lockdown geschrieben

    Dass es vielen Familien so gehe und auch Ärzte Veränderungen oft nicht als beginnende Demenz erkennen, habe Sarah Straub während der Zeit des Corona-Lockdowns, in der sie nicht auftreten konnte, dazu veranlasst, das Buch zu schreiben. Sie will, dass die Betroffenen und Angehörigen informiert sind, wissen, wo sie Hilfe bekommen und überhaupt erkennen, dass bestimmte Veränderungen nicht ganz normale Alterserscheinungen sind. Sie hofft, dass Ärzte – Haus- und Fachärzte – es schaffen, mit einem Lächeln auf die Familien zuzugehen, sich Zeit nehmen, um nicht nur die Diagnose mitzuteilen, sondern auch zu besprechen, was dahintersteckt. Und dass Angehörige erkennen, dass es in Ordnung ist zu trauern. Sie verlieren den Menschen, der ihr Partner auf Augenhöhe war. Es sei, als wäre es ein Tabu zu klagen, wo der Partner oder die Partnerin so ein schweres Schicksal hat.

    „Über eine Million Menschen in Deutschland haben Demenz, wie viele traurige, einsame Menschen mag es in dem Zusammenhang geben“, stellt sie die Frage in den Raum. Zwischendurch setzt sie sich ans Keyboard, auch die Texte der Lieder passen zum Thema. Wie das, welches sie als Hommage an pflegende Angehörige geschrieben hat und ansonsten mit Konstantin Wecker singt.

    Wichtig, über Pflege und Krankheit zu sprechen

    Und sie spricht vom Bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek, dem sie bei einem Arbeitstreffen die Nöte der Erkrankten nahebringen will. Eine Zuschauerin meint, dass Sarah Straub geschafft hat, dass das schwierige Thema nicht mehr so angsterfüllend ist. Ihre Freundin meint, dass die Bekanntheit der Künstlerin hilft, weil auch Leute zur Lesung kommen, die sich sonst nicht damit auseinandersetzen würden. Brigitte Schöllhorn stimmt der Autorin zu: „Ich finde es sehr wichtig, dass über Pflege gesprochen wird, auch wenn es negative Aspekte gibt. Nur dann kann man was ändern.“

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