Es sind zwei besondere Anlässe, die an diesem Abend im Dillinger Stadt- und Hochstiftmuseum gefeiert werden. Da ist zum einen das Aufatmen spürbar, dass das Museum nach dem Umbau nun wieder nahezu uneingeschränkt für interessierte Bürger und Bürgerinnen geöffnet werden kann. Zum anderen präsentiert der Museumsarbeitskreis an diesem Mittwochabend eine Sonderschau. So erinnert das Museum an den begnadeten Schreiner und Maler Anton Basler (1899 bis 1980), der in Wittislingen geboren wurde und später auch ganz in der Nähe in Dillingen wohnte.
Oberbürgermeister Frank Kunz zeigt sich erleichtert, dass die Sanierung nun abgeschlossen ist. Der Brandschutz im Stadt- und Hochstiftmuseum hatte nicht mehr den Anforderungen entsprochen. Um das Gebäude weiter für Besucher und Besucherinnen öffnen zu können, war seit Jahresbeginn ein Umbau im Unteren Stiftshaus nötig. Es bildet zusammen mit dem Angerer-Haus das Museum. Im Schulterschluss von Stadtbauamt, Museumsarbeitskreis und Kulturamt sei es gelungen, den Großteil der Arbeiten in Eigenleistung auszuführen, erläutert der Rathauschef. Dennoch habe die Stadt Dillingen für den Weiterbetrieb des Stadt- und Hochstiftmuseums 200.000 Euro investiert.
Museumskurator Joerg Roller dankt dem Oberbürgermeister und dem Stadtrat, „dass das Museum nach einer langen Durststrecke aus Teil- und Vollschließung nun wieder nahezu komplett geöffnet sein kann“. Wie bei einer Münze gebe es immer zwei Seiten, eine schöne und eine nicht so schöne. In dem Gebäude könnten nun wieder Exponate gezeigt werden, die in der Fachwelt zum Teil hochgeschätzt werden. Auf der anderen Seite stünden dagegen die Kosten. Bei dem Umbau und der Sonderausstellung habe man versucht, diese möglichst gering zu halten, betont Roller.
In die Basler-Sonderschau führt die Leiterin des Museumsarbeitskreises, Felicitas Schmid-Grotz, ein. Verwandte des Malers hätten angefragt, ob nicht anlässlich des 125. Geburtstags des Künstlers eine Werkschau möglich wäre. Felicitas Schmid-Grotz zeigt sich nach der Beschäftigung mit dem Künstler fasziniert von dessen Vita. Die Rednerin formuliert dabei den Leitgedanken des „Zwischen“. Anton Basler habe, so der Titel der Schau, ein Leben „zwischen Holz und Kunst“ und „zwischen Bozen und Dillingen“ geführt. In dessen Leben spiegelt sich die Zeitgeschichte wider.
Nach der Geburt in Wittislingen und einer Schreinerlehre arbeitet Basler im Flugzeugbau in Wilhelmshaven. Nach dem Krieg studiert er an der Kunstakademie in München. Die Neugier führt ihn nach Südtirol. Basler macht sich als Schreiner selbstständig und Bozen zu seiner Wahlheimat. 1942 sieht er sich schließlich wie viele deutschstämmige Südtiroler gezwungen, seine neue Heimat wieder zu verlassen. „Die Entscheidung, nach Dillingen zu ziehen, bezeichnete Basler als den größten Fehler seines Lebens“, sagt Felicitas Schmid-Grotz. Im längst abgerissenen Kastellanhaus (heute Sparkasse) gegenüber der Schlosswache findet der Schreiner, Maler und Antiquitätenhändler ein Zuhause. 1965 folgt er wiederum einem Ruf aus Bozen, wo er die Leitung des Ladens seiner Schwägerin übernimmt.
Alte Aquarelle und aktuelle Fotos zeigen Veränderungen im Dillinger Stadtbild auf
Die Schau ist deswegen ungewöhnlich, weil sie die Aquarelle und Holzdrucke des Malers zusammen mit von ihm gefertigten Möbeln zeigt. Neben einer Kommode mit kunstvollen Einlegearbeiten stehen ein Schrank und Frisierkommoden. Baslers Bild mit nackten Frauen haben die Ausstellungsmacher dort dezent an der Seite „versteckt“. Schmid-Grotz scheint fast mehr von den Schreinerarbeiten des Malers fasziniert. „Es ist immer gut, wenn Basler etwas mit Holz macht.“
Die Aquarelle sind auch deshalb interessant, weil aktuelle Fotos beigefügt sind. So lässt sich etwa die Veränderung des Dillinger Stadtbildes erkennen. Die Spinnerei und Weberei in Zöschlingsweiler findet sich ebenso auf einem Bild wie eine Ansicht Wittislingens. Zur Ausstellungseröffnung ist auch Elisabeth (Else) Giuliani aus Kaltern angereist. Die 72-Jährige ist die Nichte von Baslers zweiter Frau und hat viele Jahre im Haushalt des Künstlers gelebt. „Er war ein geselliger, ruhiger und gütiger Mensch – und für mich wie ein Vater“, sagt Giuliani, die seit Jahrzehnten mehrmals im Jahr Dillingen besucht.
Ernestina Guffler aus Zöschlingsweiler ist ebenfalls angetan von der Schau. Sie bleibt bei einem Bild der einstigen Weberei in Zöschlingsweiler stehen und erinnert sich an einen Besuch von „Onkel Basler“. Der Verwandte habe sich einst mit den Worten „Was für eine wunderbare Distel“ über die Schönheit der Natur gewundert.
Info: Die Ausstellung „Anton Basler. Ein Leben zwischen Holz & Kunst – Bozen & Dillingen“ ist bis zum 27. April jeden Mittwoch und Sonntag in der Zeit von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am Samstag, 26. Oktober, um 14 Uhr gibt es am Hafenmarkt 11 ein Museums-Spezial mit dem Titel „Kaffeeratsch bei Baslers“. Die Nichten Elisabeth Giuliani und Luise Frohnmaier werden dabei anwesend sein. Großnichte Frohnmaier hat das Buch „Anton Basler 1899–1980 – Ein Leben mit Kunst“ geschrieben. Es ist eine Fundgrube für alle, die sich mit dem Schreiner und Maler beschäftigen wollen.
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