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Dillingen: Eine 97-jährige Dillingerin wartet verzweifelt auf ihre Corona-Impfung

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Eine 97-jährige Dillingerin wartet verzweifelt auf ihre Corona-Impfung

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    Eine Frau aus Dillingen ist schon 97 Jahre alt und seit Mitte Januar für eine Corona-Impfung registriert. Doch bislang hat es nicht geklappt. Das könnte sich jetzt ändern.
    Eine Frau aus Dillingen ist schon 97 Jahre alt und seit Mitte Januar für eine Corona-Impfung registriert. Doch bislang hat es nicht geklappt. Das könnte sich jetzt ändern. Foto: Alexander Kaya (Symbol)

    Eine Frau hat sich an die Zeitung gewandt, denn sie ist verzweifelt: Ihre 97-jährige Mutter ist immer noch nicht geimpft. Dabei werden im Landkreis seit Ende Dezember vorrangig Menschen, die älter als 80 Jahre sind geimpft. Doch die Seniorin kommt nicht dran. Inzwischen ist die 97-Jährige so verunsichert, dass sie beschlossen hat, auf ihren Hausarzt zu warten.

    Die Tochter (Namen sind der Redaktion bekannt), wohnt rund 60 Kilometer entfernt. Das sei kein Problem, denn bislang könne sich ihre Mutter weitestgehend selbst versorgen. Eine Haushaltshilfe kommt alle 14 Tage vorbei und erledigt auch die Einkäufe. Schon vor Wochen hatte die Tochter ihre Mutter zum Impfen angemeldet. Da die 97-Jährige nicht mehr lange stehen kann, setzte die Familie auf das mobile Impfteam. „Sie wurde auch so aufgenommen“, erzählt die Tochter. „Da ich eine Generalvollmacht für sie habe, habe ich auch meine Telefonnummer angegeben.

    Viele Telefonate später noch immer keinen Termin

    Meine Mutter ist noch sehr fit im Kopf, aber am Telefon mit fremden Leuten wird sie sehr nervös, ihr Blutdruck steigt teilweise auf 200 und sie hört auch schlecht. Also übernehme und erledige ich alles für sie.“ Vier Wochen später wussten die beiden Frauen immer noch nicht mehr. Mitte Februar reklamierte die Tochter und erfuhr, die Mutter sei gar nicht registriert worden. Also führte sie die Anmeldung erneut aus. „Mir wurde danach versichert, alles sei in Ordnung, wir müssten nur noch ein bisschen warten. Das wurde mir am 1. März noch mal versichert. Am 9. März wurde ich dann an eine andere Nummer verwiesen.“ Dort versprach eine Dame der Tochter, sie werde den Fall an ihren Vorgesetzten weiterleiten. Binnen zwei Tagen sollte die Tochter eine Nachricht erhalten. „Nichts passierte.“ Beim nächsten Anruf landete die Tochter bei einer Frau, die ihr einen vorgefertigten Text vorlas – und brach das Telefonat frustriert ab.

    Die Tochter wandte sich schließlich an die Leiterin der Alltagsbegleiter Dillingen und rief beim Hausarzt ihrer Mutter in Dillingen an. Dort teilte ihr die medizinische Fachangestellte mit, dass es kein mobiles Impfteam für Dillingen gibt. Sie könne der Mutter aber einen Krankentransportschein ausstellen, um sie nach Wertingen zu bringen. Dazu müsse die Registrierung erneut vorgenommen werden, dieses Mal für eine mobile Person. Doch nachdem die 97-Jährige in unserer Zeitung las, dass man vor dem Impfzentrum durchaus mit Wartezeiten rechnen muss, fürchtet sie sich davor.

    Die Dillingerin setzt auf einen Hausbesuch vom Hausarzt

    „Wir haben jetzt beschlossen, wir warten darauf, dass ihr Hausarzt sie impfen kann. Dieser kommt ja dann zu ihr ins Haus. Aber das alles wird ja auch noch sehr lange dauern“, sagt die Tochter. Sie hat in Wertingen wieder angerufen und dort verkündet, dass es gar kein mobiles Impfteam gibt. Daraufhin sei der nette, freundliche Herr am anderen Ende der Leitung aus allen Wolken gefallen. „Wir können es alle nicht fassen, dass so etwas möglich ist“, sagt die Tochter frustriert. Auch sie und ihr Mann würden die Mutter nach Wertingen fahren, fürchten aber Wartezeiten.

    Solange die 97-Jährige nicht geimpft ist, hält sich die ganze Familie ohnehin mit Besuchen zurück. „Das fällt auch den Enkeln zunehmend schwer“, sagt die Tochter. Daraufhin wollten alle darauf warten, dass die Hausärzte impfen dürfen. Anfang dieser Woche meldete sich prompt jemand vom Impfzentrum bei der Tochter und erkundigte sich wegen eines Impftermins. Da bemerkte sie, dass es kein mobiles Impfteam gibt. „Kein Problem, ich kümmere mich und wenn ich mich nicht melde – dann meldet sich das mobile Impfteam“, habe der Mann gesagt. Seitdem herrscht wieder Funkstille.

    Mobiles Impfteam im Landkreis Dillingen nun im Einsatz

    Laut Pressemitteilung des Dillinger Landratsamtes hat bereits am vergangenen Samstag ein mobiles Team des Impfzentrums Wertingen mit der Impfung der immobilen Personen begonnen. Nachdem mit den Hausbesuchen ein gewisser organisatorischer und zeitlicher Aufwand verbunden ist, sind seit Donnerstag täglich drei mobile Teams im Landkreis unterwegs, um die Impfungen vorzunehmen. Es habe sich gezeigt, dass ein Impfteam maximal zehn Impfungen am Tag bewältigen kann. Mit der Aufstockung auf drei mobile Teams könnten täglich bis zu 30 Impfungen erfolgen.

    Um die pflegebedürftigen, bettlägerigen Menschen so zügig wie möglich impfen zu können, hat Landrat Leo Schrell aufgrund der bisherigen Erfahrungen seine Verwaltung veranlasst, die aktuell noch als immobil registrierten Personen anzuschreiben und über die Vorgehensweise zu informieren. So könne der Impfvorgang beschleunigt werden, wenn die dafür erforderlichen Unterlagen wie das Aufklärungsblatt und der Impfbogen bereits ausgefüllt und unterschrieben bereitliegen, ebenso der Personalausweis sowie – falls vorhanden – der Impfpass. Die genannten Formulare und weitere Informationen können über die Internetseite des Landkreises https://www.landkreis-dillingen.de/formulare-zur-corona-impfung abgerufen werden. Zudem bittet Landrat Leo Schrell die Personen, die sich als immobil haben registrieren lassen, zu prüfen, ob mit Unterstützung von Angehörigen, Bekannten oder ehrenamtlichen Diensten wie beispielsweise den Seniorengemeinschaften ein Fahrdienst zum Impfzentrum und damit eine Impfung im Impfzentrum möglich ist.

    Dies würde zum einen die Impfungen der tatsächlich bettlägerigen Menschen beschleunigen und den noch mobilen Personen eine frühere Impfung ermöglichen. So hat das Landratsamt nach Prüfung der Registrierungsdaten festgestellt, dass sich zunächst 792 Personen über das Callcenter von Ecolog als nicht mobil registriert haben. Davon haben sich aber 365 Personen gleichzeitig über das Registrierungsportal www.impfzentren.bayern für eine Impfung im Impfzentrum registriert und zwischenzeitlich bereits eine Impfung, zumindest aber einen Impftermin, erhalten.

    Hoffnung auf einen baldigen Impftermin zu Hause

    Wegen der vorläufigen Aussetzung der Impfung mit dem Impfstoff AstraZeneca hat das Impfzentrum Wertingen alle bis einschließlich Montag, 22. März, vorgesehenen 1000 AstraZeneca-Impfungen im Moment abgesagt. Die 205 Personen, die bereits für Impftermine eingeladen wurden, werden darüber zeitnah informiert. Aktuell liegen dem Landratsamt noch keine Informationen über die konkreten Liefermengen für die kommende Woche vor. Voraussichtlich werden dann mit wenigen Ausnahmen nur Zweitimpfungen mit den Impfstoffen BioNTech/Pfizer und Moderna stattfinden können. Landrat Schrell bedauert die Entwicklung und hofft, dass die Impfkampagne auch angesichts der aktuellen Risikobewertung des Robert-Koch-Instituts (RKI) sehr zeitnah wieder Fahrt aufnehmen kann. So schätzt das RKI aufgrund der anhaltend hohen Fallzahlen und des aktuell beschleunigten Wiederanstiegs der Inzidenz die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland insgesamt als sehr hoch ein.

    Die Familie der 97-Jährigen und die alte Dame selbst hoffen jetzt, dass sie bald Besuch von dem Impfteam bekommt. Ein Mitglied der Familie wird der Oma dann die Hand halten und auch über Nacht bleiben. „Sie hat keine Angst vor der Impfung, sie macht sich einfach Sorgen. Die werden ihr hoffentlich bald genommen und dann ist einer von uns dabei“, sagt die Tochter zuversichtlich. (mit pm)

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