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Dillingen: Ein Sommermärchen für Klein und Groß beim Dillinger Orgelsommer

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Ein Sommermärchen für Klein und Groß beim Dillinger Orgelsommer

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    Julia Kohler und Katharina Anna Wagner an der Orgel der Basilika. Während Wagner vorne am Altar Erich Kästners Fabel vortrug, sorgte Kohler von der Empore herab für die musikalische Untermalung.
    Julia Kohler und Katharina Anna Wagner an der Orgel der Basilika. Während Wagner vorne am Altar Erich Kästners Fabel vortrug, sorgte Kohler von der Empore herab für die musikalische Untermalung. Foto: Silvia Schmid

    Könnte man doch manches Problem einfach der Musik oder der Tierwelt überlassen, die Lösung schiene so einfach. Fast punktgenau zum 50. Todestag des großen deutschen Literaten Erich Kästner am 29. Juli erklang sein Werk „Die Konferenz der Tiere“ am Samstag zum Dillinger Orgelsommer in der Basilika. Erich Kästner auf der Orgel? Richtig gelesen. Zum Text, der aus der Feder des Schriftstellers stammt (bearbeitet von Eva Martin-Schneider), hat die Musikerin Christiane Michel-Ostertun mit viel Feingefühl die passende Musik für Orgel komponiert. Die Orgel, gerne auch als „Königin der Instrumente“ bezeichnet, ist dafür mehr als geeignet – vereint sie doch in ihren zahlreichen Registern die Instrumente eines ganzen Orchesters. Die Geschichte ist eine satirische Utopie, in der die Tiere, frustriert über die Unfähigkeit der Menschen, die Probleme auf der Welt in den Griff zu bekommen, selbst die Initiative ergreifen und für eine waffen- und gewaltfreie Zukunft der Kinder kämpfen.

    Vor nahezu vollem Haus, darunter viele kleine Gäste, trug Schauspielerin und Kabarettistin Kathrin Anna Wagner am Altar Kästners Fabel vor, während von oben von der Empore der passende Soundtrack von Organistin Julia Köhler erklang – fein abgestimmt, berührend und mitreißend. Überaus lebendig, unter Einsatz einer liebevollen Mimik und beachtlichem Stimmenpotenzial las Kathi Wagner die Geschichte und lieh den Tieren ihre Stimme: Der grantige, aber doch einfühlsame Löwe Alois, der Elefant Oskar mit in Dillingen wohlbekanntem urschwäbischen Idiom und die mit weiblicher Intuition, Pragmatismus und klarem Blick ausgestattete Giraffe Leopolda wurden in Wagners amüsantem Vortrag lebendig. Im Stil der Programmmusik lieferte die Musik die passenden akustischen Bilder. Mit verschiedensten musikstilistischen Mitteln, in mehreren Oktaven und unter Verwendung der zahlreichen Register lautmalerte sich die Orgel unter den Händen Julia Köhlers durch die Tierwelt.

    Großartige Aufführung eines wunderbaren Musikstücks und einer aktuellen Geschichte

    Erich Kästners satirische Utopie als äußerst klangschönes und spannendes Orgelkonzert war eine großartige Aufführung eines wunderbaren Musikstücks ebenso wie einer nie aus der Mode kommenden Geschichte. Kästner schrieb seinen Roman mit dem Untertitel „für Kinder und Kenner“ im Jahr 1949. Heute, 75 Jahre später, hat die Thematik nicht an Aktualität verloren. Der Kunst und ganz besonders der Musik gelingt es immer wieder, auch kritische Themen ästhetisch umzusetzen.

    Hervorzuheben ist bei diesem Konzert unbedingt das Charisma der beiden Akteurinnen der Darbietung. Sie hätten nicht besser gewählt sein können: Kathi Anna Wagner fesselte mit ihrem Vortrag kleine wie große Gäste, Kohler präsentierte dem Dillinger Publikum nicht nur ein wunderschönes Musikwerk, sondern überzeugte auch mit ihrer Interpretation und Dynamik. Das Zusammenspiel der beiden Künstlerinnen, für die der Auftritt in Dillingen das erste gemeinsame Projekt darstellte, war perfekt. Die Idee, gerade diese Geschichte als Programmmusik umzusetzen, ist grandios. Den Organisatoren des Dillinger Orgelsommers gebührt ein dickes Lob dafür, dass sie sich in diesem Jahr nicht nur für eine höhere Frauenquote unter den Künstlern, sondern auch erstmals für eine spezielle Matinee „für junge Leute“ im Programm entschieden haben.

    Monsignore Heinrich: „So eine Vorstellung sollten wir unbedingt wiederholen“

    Die Zuhörerinnen und Zuhörer waren begeistert von diesem Debüt beim Dillinger Orgelsommer – ebenso übrigens wie der Gastgeber in der Basilika, Stadtpfarrer Harald Heinrich, der bereits von einer Fortsetzung träumt: „So eine Vorstellung sollten wir unbedingt wiederholen“, schwärmte er nach dem Konzert. Gerne darf daraus also eine neue Tradition bei den künftigen Orgelsommern entstehen.

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