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Dillingen: Dillinger Kinderarzt klärt über Kinderimpfung gegen Corona auf

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Dillinger Kinderarzt klärt über Kinderimpfung gegen Corona auf

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    Zwei Impftermine für Kinder gegen das Coronavirus fanden im Kreis Dillingen bereits statt, ein dritter steht am kommenden Sonntag bevor.
    Zwei Impftermine für Kinder gegen das Coronavirus fanden im Kreis Dillingen bereits statt, ein dritter steht am kommenden Sonntag bevor. Foto: David Young (Symbolbild)

    Vergangene Woche erschien in unserer Zeitung ein Leserbrief zu einem Bericht über Kinderärzte. Wir hatten mit mehreren aus dem Landkreis Dillingen über das Thema Kinderschutzimpfungen gegen das Coronavirus gesprochen. Daraufhin hatte eine Leserin Dr. Dominic Hegele vorgeworfen, das Thema nicht ernst genug zu nehmen. In Bayern würden Long-Covid-Ambulanzen an den Kinderkliniken „wie Pilze aus dem Boden schießen“.

    Das, so Dr. Hegele, sei leider falsch. „Es gibt eine am Universitätsklinikum München für Kinder; das war es aber auch schon.“ Doch vor allem entsetzt es ihn, dass die Leserin den Kinderärztinnen und Kinderärzten in dem Bericht und dem Robert-Koch-Institut (RKI) Unwissenheit zum Thema vorwirft. Deswegen hat der Dillinger Kinderarzt ausführlicher darauf reagiert und das Thema aus fachlicher Sicht noch mal erklärt.

    Es gibt keine generelle Impfempfehlung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren

    Corona ist ein viel diskutiertes, alltägliches Thema. Jeder habe eine andere Meinung dazu. „Daher sind wir froh, in Deutschland unabhängige und wissenschaftlich fundierte Institutionen zu haben wie das Robert-Koch-Institut. Daten zu sämtlichen Infektionskrankheiten im In- und Ausland werden dort gesammelt, ausgewertet und dementsprechend Empfehlungen dafür abgegeben“, sagt Dr. Hegele.

    Dass Corona keine harmlose Krankheit ist, sollten seiner Meinung nach mittlerweile alle wissen. Impfungen gegen Covid-19 seien sicher und stellten den wirksamsten Schutz dagegen dar, auch wenn sich die Infektion damit nicht immer verhindern ließe.

    „Laut RKI stellt sich die Datenlage für Covid-19-Infektionen bei fünf- bis elfjährigen Kindern so dar, dass aktuell keine generelle Impfempfehlung gegeben werden kann. Schwere Verläufe gibt es auch bei Kindern. Diese betreffen fast ausschließlich schwer vorerkrankte Kinder und sind so selten, dass dies eine Impfung aller Kinder momentan nicht rechtfertigt“, betont der Dillinger Kinderarzt. Hinzu komme, dass das Risiko seltener Nebenwirkungen der Impfung aufgrund der eingeschränkten Datenlage derzeit nicht eingeschätzt werden könne.

    Derzeit kommen so viele mit Corona infizierten Kinder in die Praxis wie noch nie

    Wie fast alle ihrer Kolleginnen und Kollegen in Deutschland würden sich auch die Ärzte und Ärztinnen in der Dillinger Kinderarztpraxis an die vom RKI veröffentlichten Empfehlungen halten. „Persönliche Erfahrungen sollten in der Medizin nicht über wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen. Im Falle der Covid-19-Verläufe bei Kindern decken sich jedoch unsere persönlichen Erfahrungen genau mit den Angaben des RKI.“

    Wie Hegele weiter mitteilt, sehen er und seine Kolleginnen und Kollegen in der Dillinger Praxis nach fast zwei Jahren Corona aktuell so viele infizierte Kinder wie noch nie zuvor. Diese kämen täglich, aber nicht zu medizinischen Behandlungen, sondern vor allem zu PCR-Tests und Aufklärungen der Eltern. „Covid-19-assoziierte Erkrankungen bei Kindern wie ein PIMS, Corona Toes oder Long-Covid begegnen uns sehr selten. Keiner von uns Kinderärzten verharmlost Corona; wir müssen das Thema jedoch aus epidemiologischer Sicht bewerten und nicht nach Einzelfällen urteilen“, betont der Kinderarzt.

    Sollte sich die Pandemielage zuungunsten der Kinder so verschieben, dass der Nutzen einer generellen Impfung das Risiko für einen schweren akuten oder chronischen Verlauf vermindert, dann werden das RKI und auch die Kinderärztinnen und -ärzte die Impfung empfehlen. Dies könne nächste Woche sein, in ein paar Monaten oder gar nicht. „Keiner kann Corona vorhersagen. Alle Eltern sollten frei entscheiden können, wie sie ihr Kind impfen lassen. Dies sollten alle respektieren, auch die Kinderärzte. Wir geben lediglich Empfehlungen ab, stehen dem individuellen Impfwunsch von Eltern und Kindern aber nicht im Wege; auch nicht bei Covid-19.“ (dz)

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