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Dillingen: Dillinger Franziskanerinnen trauern um Gerda Friedel

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Dillinger Franziskanerinnen trauern um Gerda Friedel

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    Schwester Gerda Friedel ist am Freitag in Dillingen an einer Krebserkrankung gestorben.
    Schwester Gerda Friedel ist am Freitag in Dillingen an einer Krebserkrankung gestorben. Foto: Franziskanerinnen

    Tiefe Trauer, aber auch Dankbarkeit für ihr reiches Wirken hat die Nachricht vom Tod der Dillinger Franziskanerin Gerda Friedel in der Region ausgelöst. Die Stiftungsratsvorsitzende der Regens-Wagner-Stiftungen ist am Freitag nach schwerer Krankheit im Alter von 68 Jahren gestorben. "Ein erfülltes, reiches Leben vollendete sich für uns Schwestern und alle, die sie schätzten, viel zu früh", sagt die Leiterin der deutschen Provinz der Dillinger Franziskanerinnen, Schwester Martina Schmidt. 

    Vor neun Jahren war Schwester Gerda vom mittelfränkischen Zell nach Dillingen gekommen. Fast 40 Jahre hatte sie dort zuvor bei Regens Wagner in Leitungsfunktionen Verantwortung übernommen. Schwester Gerda studierte einst Sozialpädagogik an der Katholischen Universität Augsburg. Regens Wagner Zell, das sich um mehrfach behinderte Menschen mit Hörschädigung kümmert, hätte 1976 eine Station in ihrem Studium sein sollen. Daraus wurde jedoch eine lebenslange Berufung. Gerda Friedel begeisterte sich für Franz von Assisi und das Ordensleben der Franziskanerinnen in Zell. 1981 begann sie in Dillingen ihr Noviziat (Zeit der Ausbildung), 1988 band sie sich mit der ewigen Profess auf Lebenszeit an den Orden. In Zell hatte sie schließlich von 1989 bis 2015 als Gesamtleiterin Verantwortung für 450 behinderte Menschen und 650 Mitarbeitende. 

    Mit Verdienstorden und dem Verfassungsorden geehrt

    Aus dem Gehörlosenheim wurde in ihrer Zeit eine moderne Einrichtung. "Sie erkannte Potenziale in Menschen, traute anderen etwas zu und motivierte sie so", sagt Provinzleiterin Martina Schmidt. "Hoffnungslose Fälle" habe es für Schwester Gerda nicht gegeben. Sie initiierte etwa die landesweit erste Errichtung einer Außenwohngruppe, sie entwickelte mit Partnern ein innovatives Nachsorgekonzept für psychisch kranke, hörbehinderte Menschen. Die Franziskanerin setzte sich dafür ein, dass Hörbehinderte Chancen am ersten Arbeitsmarkt erhielten. Sie begleitete Neubauten und machte sich für den inklusiven Begegnungspark in Zell stark. Für ihr Engagement erhielt sie den Bundesverdienstorden, den Bayerischen Verdienstorden und den Bayerischen Verfassungsorden. Landtagspräsidentin Ilse Aigner betonte, Schwester Gerda habe Zell zu einem Vorzeigebetrieb moderner Behindertenpädagogik umgestaltet. Aigner sagte bei der Verleihung: "Mit ihrem jahrelangen unermüdlichen Engagement hat sie sich großartige Verdienste um ein menschliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft und damit um die Werte unserer Verfassung erworben."

    Als Schwester Gerda 2015 in Dillingen ein neues Kapitel aufschlug und Oberin der damals noch eigenständigen Regens-Wagner-Provinz der Dillinger Franziskanerinnen wurde, fuhr sie mit dem Fahrrad auf Umwegen von Mittelfranken nach Dillingen. „Ich wollte entschleunigt hier ankommen, mich von dem Ort lösen, wo ich fast 40 Jahre gelebt und gewirkt habe und mich auf mein neues Zuhause einstellen“, sagte Ordensfrau. Sie beobachtete genau die gesellschaftliche Entwicklung. Zum einen die Faszination, die Klöster auf Menschen der Gegenwart ausüben, aber auch den Nachwuchsmangel in den Ordensgemeinschaften. "Bei aller Bewunderung für klösterliche Lebensweisen fällt es modernen Menschen schwer, auf Selbstbestimmung, auf eigenen Besitz, auf gelebte Sexualität zu verzichten", stellte Schwester Gerda einmal in einem Interview mit unserer Redaktion fest. 

    Schwester Gerda war eine gefragte Gesprächspartnerin

    Die Franziskanerin fand in Dillingen hohe Anerkennung. Als Provinzoberin und Stiftungsratsvorsitzende übernahm sie weiter Verantwortung. In den Einrichtungen der Regens-Wagner-Stiftungen kümmern sich etwa 7500 Mitarbeitende um rund 9300 Menschen mit Behinderung. In öffentlichen Veranstaltungen, etwa beim Dillinger Neujahrsempfang, war Gerda Friedel eine gefragte Gesprächspartnerin. Im April 2023 erlebte sie einen massiven Einschnitt: Eine Diagnose ergab, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt war. Wie offen die Schwester mit ihrer Krankheit umging, hat viele Menschen beeindruckt. Am 28. Juni starb Gerda Friedel, begleitet von Mitschwestern, im Dillinger Krankenhaus. "Ich freu’ mich auf Euch nach Eurer Verwandlung, die uns wieder zusammenbringen wird", diese Hoffnung hinterließ Schwester Gerda in einem Abschiedsgruß. Der Auferstehungsgottesdienst wird am Donnerstag, 4. Juli, um 15 Uhr in der Dillinger Christkönigskirche gefeiert. 

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