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Dillingen: Die Stühle dieser Dillinger Schreinerei stehen sogar in Berlin

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Die Stühle dieser Dillinger Schreinerei stehen sogar in Berlin

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    Christoph und Christine Hardtmuth und ihre beiden Kinder Isabell und Clemens betreiben die Traditionsschreinerei am Dillinger Taxispark.
    Christoph und Christine Hardtmuth und ihre beiden Kinder Isabell und Clemens betreiben die Traditionsschreinerei am Dillinger Taxispark. Foto: Hardtmuth

    In diesen Tagen kommt er wieder zu besonderer Geltung und darf in keiner Weihnachtskrippe fehlen: der Heilige Josef, Ziehvater Jesu. Viel ist nicht über ihn bekannt, aber laut mehrerer Bibelübersetzungen war er von Beruf wohl Tischler, Zimmerer oder wie man in Süddeutschland sagt: Schreiner. Deshalb wird der Heilige Josef auch als Schutzpatron der Schreiner verehrt. Nicht ganz so weit zurück, aber doch bis ins 16. Jahrhundert lässt sich die Geschichte der Dillinger Schreinerfamilie Hardtmuth zurückverfolgen.

    Christoph Hardtmuth ist Inhaber der Dillinger Traditions-Schreinerei an der Ziegelstraße – in direkter Linie vor ihm waren alle Männer der Familie von Beruf Schreiner. Der erste, von dem man weiß, war Hans Joachim Hardtmuth, geboren 1590, allerdings noch in einem Ort namens Röttlen. Nach Dillingen kam die Schreinerfamilie mit Schreinermeister Josef Hardtmuth im Jahr 1743.

    Hardtmuth setzt in seiner Schreinerei auf individuelle Möbelstücke

    „So eine lange Tradition ist schon etwas Besonderes“, sagt Christoph Hardtmuth, der sich aus einem ganz besonderen Grund in diesem Jahr intensiver mit der Geschichte seiner Familie und dem Familienunternehmen befasst hat: Über seinem Elternhaus in der Weberstraße steht der Schriftzug „gegründet im Jahr des Herren 1720“ - also genau vor dreihundert Jahren. „300 Jahre sind schon ein Grund zu Feiern und für mich der ein Anlass, ein bisschen tiefer in die Familiengeschichte einzusteigen“, erklärt der 53-Jährige.

    Gegründet hat den Betrieb in jenem Jahr der Dillinger Schreinermeister Holzmann. Im Jahr 1846 ehelichte Schreinermeister Philipp Hardtmuth – Ururgroßvater von Christoph Hardtmuth – Holzmanns Witwe und führte die Schreinerei in der Weberstraße fortan als „Schreinerei Hardtmuth“ weiter. Im Jahr 1941 zog der Betrieb dann unter dem Großvater des heutigen Besitzers, Karl Hardtmuth, an die Ziegelstraße um. Dort, gleich neben dem Taxispark, befinden sich bis heute Werkstatt und Verkaufsräume.

    Das Hauptaugenmerk des Handwerksbetriebs liegt nach wie vor auf der maßgenauen und individuellen Herstellung von Möbelstücken. Das Team der Schreinerei Hardtmuth fertigt Einrichtungen in allen Stilrichtungen und ganz nach den Vorstellungen der Kunden. Vom Badezimmer, Ess-, Wohn und Schlafzimmer bis zu Küchen und Büroeinrichtungen nach Maß wird in der Werkstatt alles aus heimischen Hölzern gefertigt.

    Die Dillinger Schreinerei ist Spezialist für Maßstühle

    Einrichtungen für Geschäfte, Büros, Cafés, Restaurants oder Kulturstätten gehören ebenfalls zum Portfolio. An die 50 Stuhlmodelle stehen bei der Schreinerei Hardtmuth als Muster zum Ansehen und Probesitzen bereit. Dass die Schreinerei in Dillingen der Spezialist für Maßstühle ist, ist sogar bei Theaterrequisiteuren weit über die Region hinaus bekannt. Christine Hardtmuth, Ehefrau von Christoph Hardtmuth und zuständig für Verkauf, Büro und Marketing in der Schreinerei, erinnert sich gerne an den Auftrag des Opernhauses Berlin, das für eine Bühneninszenierung ganz spezielle Stühle benötigte. Und auch an der Frankfurter Oper befindet sich die Adresse der Schreinerei Hardtmuth in der Lieferantenkartei.

    Als Spezialist für neu angefertigte, aber auch antike Möbelstücke, hat die Schreinerei Hardtmuth außerdem bereits für mehrere Schlösser und alte Villen Antiquitäten restauriert und passende neue Möbel angefertigt.

    Schreiner: Warum die Dillinger Familie den Beruf so schön findet

    Freude an dem Handwerk hat Christoph Hardtmuth wie am ersten Tag. „Mein Beruf ist der Schönste, den ich mir vorstellen kann“, sagt der Schreinermeister. „Mit Holz arbeiten und daraus mit den eigenen Händen etwas zu erschaffen, an dem der Kunde im besten Falle ein Leben lang seine Freude hat, ist ein unbeschreiblich gutes Gefühl.“

    Umso mehr freut sich Christoph Hardtmuth, dass auch seine beiden Kinder die Leidenschaft für diesen Beruf entdeckt haben. Die 21-jährige Isabell ist die erste weibliche Schreinerin in der Familie und liebt die Arbeit, die handwerkliches Können und Kreativität vereint. Ihr 18-jähriger Bruder Clemens hat in diesem Jahr erfolgreich seine Gesellenprüfung abgelegt und ist nun der jüngste Schreiner in der Familie Hardtmuth. Mit den beiden ist nun die 13. Generation der Familie Hardtmuth ohne Unterbrechung in dieser Handwerkskunst zuhause.

    Grund zum Feiern wäre also genug da gewesen in diesem Jahr. „Eigentlich wollten wir ein richtig schönes Fest zum 300. Geburtstag ausrichten, als Dank an unsere Kunden“, bedauert Christine Hardtmuth wehmütig, „aber es sollte in diesem Jahr einfach nicht sein.“ Stattdessen hat die Familie nun allen Stammkunden eine schön gestaltete Dankkarte und Weihnachtswünsche zugeschickt, eine Feier wird vielleicht irgendwann nachgeholt. Im schlimmsten Fall beim nächsten Jubiläum – und das wird es angesichts der fast schon biblischen Familientradition ganz bestimmt geben.

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