Beate Merkel scheint schnell an ihrer neuen Schule angekommen zu sein. Die Direktorin des Dillinger Johann-Michael-Sailer-Gymnasiums spricht mit Begeisterung über ihre Kollegen und Kolleginnen, die sie in den ersten Wochen kennengelernt hat. "Ich bin hier sehr wohlwollend aufgenommen worden, das tut richtig gut", sagt Merkel. Die frühere Schulleiterin des Maristenkollegs in Mindelheim hat das Unterallgäu nach nur zwei Jahren verlassen. Sie habe sich mehr in Richtung Nordschwaben orientieren wollen, erläutert die gebürtige Augsburgerin, die jetzt in Steppach lebt. Der Grund: Die Sailer-Direktorin kümmert sich um ihren 91-jährigen Vater. Zudem lebt eine ihrer beiden Töchter mit ihrem Enkelkind ebenfalls in Augsburg.
Mit dem Wechsel nach Dillingen sind für Beate Merkel Emotionen verbunden. "Für mich schließt sich ein Kreis", sagt die Schulleiterin. Merkels Oma stammte von einem Hof in Holzheim. "Ich hatte eine enge Verbindung zu ihr, und meine Großmutter wäre jetzt unglaublich stolz, wenn sie sehen könnte, dass ihre Enkelin hier Schulleiterin ist", sagt Merkel. Sie habe hier im Landkreis Dillingen Heimatgefühle.
Das Herz der Dillinger Schulleiterin schlägt für Latein
Die humanistische Tradition könnte am Sailer durch die neue Leiterin Impulse bekommen. Merkel ist Lehrerin für Deutsch und Latein. "Es ist schon so, dass mein Herz für Latein schlägt", sagt die 57-Jährige. Diese alte Sprache, die von vielen als tot bezeichnet werde, sei "ein zutiefst gymnasiales Fach". Kinder und Jugendliche könnten durch Latein das Denken lernen. Sie würden angehalten, Sprache zu analysieren. "Latein hat eine Schönheit und Klarheit wie nur wenige Sprachen", sagt Merkel. Und sie freue sich schon darauf, im neuen Schuljahr eine Lateinklasse in der Unterstufe zu unterrichten.
Merkel lobt ihren Vorgänger Kurt Ritter, er habe das Sailer perfekt organisiert, davon profitiere sie. Der millionenschwere Neubau des Gymnasiums soll bis zum Frühjahr 2024 abgeschlossen sein. Merkel weiß, dass es angesichts der angespannten Finanzlage des Landkreises Dillingen noch einige Probleme zu lösen gibt. Der Abriss des maroden Grünen Baus sei noch nicht genehmigt. "Wir brauchen diesen Platz, sonst haben wir keinen Pausenhof", sagt Merkel. Demnächst wird sie Landrat Markus Müller zu einem Gespräch treffen.
Sie will die personalen und sozialen Kompetenzen der Schüler stärken
Beate Merkel hat am Holbein-Gymnasium in Augsburg und am Gymnasium in Donauwörth unterrichtet. Vor ihrer Aufgabe in Mindelheim war sie an der Ministerialbeauftragten-Dienststelle in Augsburg im Einsatz. Dort ging es auch um das Thema der Schulentwicklung. "Ich empfinde mein berufliches Leben als sehr erfüllend", stellt Merkel fest. Eines sei ihr bei ihrer Leitungsaufgabe besonders wichtig. "Ich möchte Konflikte menschlich und wertschätzend lösen."
Die Coronazeit habe bei Schülern und Lehrkräften massive Nachwirkungen. Zusammen mit den Kollegen und Kolleginnen der Schulleitung soll nun das pädagogische Angebot weiter ausgebaut werden. Lehrkräfte werden als Lern-Coaches in Fördernachmittagen Schüler und Schülerinnen zum erfolgreichen Lernen anleiten. In der Oberstufe soll es Hilfestellungen rund um das Thema Versagensangst geben, in der Unter- und Mittelstufe gehe es um die Pubertät und ihre Verwerfungen. "Wir wollen personale und soziale Kompetenzen unserer Schüler und Schülerinnen stärken", sagt Merkel. Das Team der Schulleitung sei da sehr aufgeschlossen. "Wir haben uns schnell gefunden", freut sich Merkel.
Noch mal zum Team. Die neue Direktorin sieht die Schulentwicklung als demokratischen Prozess. Es gehe zunächst einmal darum, zu erfahren, wo Schüler, Eltern und Lehrkräfte der Schuh drückt. Eine Schulleiterin müsse zwar am Ende Entscheidungen fällen, der Weg müsse aber in einem Miteinander beschritten werden. Beate Merkel, die dem FC Augsburg und bei internationalen Auftritten den Kickern des FC Bayern München die Daumen drückt, zieht eine Parallele zum Fußball: "Der Trainer ist nicht der beste Fußballer in einem Team. Er muss aber schauen, dass das Zusammenspiel funktioniert."