Der groß angelegte Umbau am Johann-Michael-Sailer-Gymnasium in Dillingen hat eine wichtige Hürde genommen. Wo vor einem Jahr noch eine lange, tiefe Grube zu sehen war, steht jetzt der Rohbau, in dem später Hunderte Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden sollen. Mit dem traditionellen Richtfest wurde der finale Bauabschnitt eingeleitet. Doch das ist noch lange nicht das Ende der Baumaßnahmen am Sailer. Und es gibt schon Ideen für weitere Projekte.
40 Millionen Euro kosten Umbau und Sanierung der Schule nach aktuellem Stand. Damit ist die Maßnahme eine der größten für den Landkreis Dillingen seit Jahren. Allein der Neubau an der Bürgermeister-Degen-Straße - Bauabschnitt drei von vier - kostet 22,5 Millionen Euro. Gut angelegtes Geld, wie Landrat Markus Müller findet. Denn die Bildungseinrichtungen im Landkreis leisteten einen "entscheidenden Beitrag, dass unsere Region für junge Menschen und Familien attraktiv und lebenswert ist und bleibt", so Müller in seiner Ansprache. Er selbst sei "überwältigt" von dem, was seit dem Beschluss zur Sanierung geschehen ist. Der ist inzwischen neun Jahre her. In der Zwischenzeit wurde das vordere Gebäude an der Ziegelstraße aufgestockt, der in die Jahre gekommene weiße Bau abgerissen und der dreistöckige Neubau mit Keller errichtet.
20 Klassenzimmer entstehen am Neubau am Sailer-Gymnasium in Dillingen
Der Neubau sieht 20 Klassenzimmer vor, die sich auf den ersten und zweiten Stock verteilen. Im Erdgeschoss entstehen ein Mehrzweckraum, zwei Ausweichzimmer, ein Werkraum mit Lager und der Maschinenraum, dazu das Hausmeisterbüro und ein Raum für die SMV. Im Keller wiederum ist Platz für das Lager, Archiv, eine Werkstatt und die Bücherei.
Das Schulgelände ist von den Arbeiten gezeichnet. Im hinteren Bereich reihen sich Baumaschinen und Container aneinander, die ehemaligen Pausenhöfe sind für die Schülerinnen und Schüler gesperrt. Sie weichen aktuell auf das Gelände um die Katharinenkirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde aus. Das, wie auch die Gestaltung des übrigen Schulalltags, stelle Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrer wie auch Schülerinnen und Schüler jeden Tag vor Herausforderungen, wie Schulleiter Kurt Ritter betont. Aktuell improvisiere man, was die Verteilung auf die Klassenzimmer angeht. Für die Pausenaufsicht seien mehr Lehrkräfte nötig und der Hausmeister der Schule sei immer wieder in die Bauarbeiten eingebunden. SMV und Schulsanitäter hätten aktuell keine eigenen Räume, die Oberstufe wiederum nur einen zur Verfügung.
Der Architekt hätte schon weitere Ideen für das Dillinger Sailer-Gymnasium
Ritter selbst sei jetzt im 20. Jahr der Schulleitung. "Ich saniere seit 20 Jahren", sagt er in Anspielung auf weitere Maßnahmen, die vor der aktuellen Sanierung bereits getätigt worden sind. Im Moment sei die Schule nur stark eingeschränkt nutzbar. "Trotzdem schaffen wir es organisatorisch, dass das läuft." Er richtet eine Bitte an die anwesenden Vertreter und Vertreterinnen des Landkreises: "Man muss eine Schule irgendwann auch fertigstellen." Unter anderem brauche das Sailer dringend einen neuen Pausenhof, der an den Abriss des grünen Baus geknüpft ist. Auch der Neubau der Sporthallen, von denen eine aktuell nicht benutzbar ist, war bereits im Gespräch. Doch die Schulfamilie ist nicht die einzige, die durch die Umbaumaßnahmen mit Einschränkungen leben muss. Auch die Nachbarschaft müsse "manchmal leidensfähig sein", betont Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz. Die Entbehrungen lohnten sich: Dillingen könne sich mit den Multi-Millionen-Investitionen in die Josef-Anton-Schneller-Mittelschule, den Bona-Campus und das Sailer zu Recht "Stadt der Bildung" nennen.
Alle Beteiligten sind sich einig: Am Sailer entsteht etwas Richtungsweisendes, Modernes, das gemeinsames, selbstverantwortetes Lernen ermöglicht. Der Architekt Wolfgang Obel hält dazu eine fulminante Ansprache: Frontalunterricht reiche heute nicht mehr aus, entsprechend müssten auch Schulgebäude gebaut werden. In der Planung, in der die "Gene" eines jeden Baus angelegt werden, müsse man 50 Jahre vorausdenken. Er habe auch schon Stellen ausgemacht, an denen man nacharbeiten könne. Diese Ideen könne er gern mal im Kreistag vorstellen, erklärt er mit einem Augenzwinkern. Für den Landkreis hat er nur lobende Worte übrig: "Wir haben einen Bauherrn, den man umarmen möchte."
Bis Ende November soll das neue Gebäude winterfest sein, Anfang 2023 kommen Estrich, Böden und Decken dazu. Ziel ist es, zu den Faschingsferien 2024 einziehen zu können. Dann kommt der Abriss des grünen Baus dran. Aktuell liege man im Zeit- und Kostenrahmen. Ob das angesichts der steigenden Preise und Lieferschwierigkeiten so bleibt, ist laut Landrat Müller aber nicht abzusehen. Zum Abschluss wünscht er den Beteiligten unfallfreies Arbeiten und immer genügend Material.