Das Dillinger Juweliergeschäft Barthelmess schließt
Günther und Susan Barthelmess geben ihr Geschäft in der Lammstraße auf. Sie sprechen darüber, wie sich die Beziehungen zu ihren Kundinnen und Kunden entwickelt haben.
In der Dillinger Wirtschaftswelt steht eine Zäsur an. Günther und Susan Barthelmess werden Ende März ihr Juweliergeschäft in der Lammstraße 6 schließen. Und das, obwohl die beiden Dillinger viele treue Stammkundinnen und Stammkunden haben. "Wir müssen nicht aufhören, wir wollen aufhören", sagt Günther Barthelmess, dem man sein Alter nicht ansieht. "Ich bin doch schon 70", erklärt der Uhrmachermeister. Und nach den vielen Jahrzehnten Berufsleben sei es nun an der Zeit, in den Ruhestand zu treten.
Der gebürtige Aalener war 1978 als Geschäftsführer bei Uhren Freiseis (heute Lucaffé) eingestiegen. 1986 übernahm er die Firma, die inzwischen in der Königstraße 17 1/2 eingemietet war. Seit 1988 führen Susan und Günther Barthelmess gemeinsam das Unternehmen. "Ich komme eigentlich aus der Textilbranche und habe bei ihm angefangen", berichtet die Dillingerin. Die beiden Geschäftsführer sind seit Jahrzehnten ein gut eingespieltes Team. Susan Barthelmess steht am liebsten hinter dem Verkaufstresen und berät über die neuesten Trends bei Schmuck und Trauringen. Günther Barthelmess blüht in seiner Werkstatt auf. "Ich bin mit Leib und Seele Uhrmacher", betont der 70-Jährige. Kundinnen und Kunden kommen bis aus Augsburg und Ulm nach Dillingen, um ihre Uhren bei dem Uhrmachermeister reparieren zu lassen.
Wehmut aber auch Vorfreude bei den Dillinger Geschäftsinhabern
Die Schließung ihres Geschäfts wollten Susan und Günther Barthelmess nicht an die große Glocke hängen. Die Nachricht hat aber doch die Runde gemacht. "Viele Kunden bedauern es, dass wir schließen", sagt Susan Barthelmess. Und je näher der Termin der Geschäftsaufgabe rückt, umso mehr dominieren ambivalente Gefühle – die Wehmut über das Ende eines Lebensabschnitts und die Vorfreude auf die kommende freie Zeit. Im Laufe der Jahre sind nicht alltägliche Kundenbeziehungen entstanden. Oft kommen inzwischen junge Paare zum Kauf von Trauringen in den Laden, deren Eltern bereits bei Barthelmess die Ringe für die Hochzeit gekauft haben. Susan und Günther Barthelmess haben auch kuriose Begebenheiten erlebt, über die sie aber aus Verschwiegenheit nicht sprechen wollen. "Es passieren Dinge, die glaubt kein Mensch", sagt der Uhrmachermeister mit einem Lächeln.
Seit 1978 stand Günther Barthelmess, bis auf die Urlaubszeit, immer im Geschäft. Von den vier Kindern der Patchworkfamilie hatte keines Interesse, den Laden weiterzuführen. Wenn Günther Barthelmess in den Ruhestand tritt, hat er 56 Jahre im Beruf absolviert. Bei Susan Barthelmess füllt das Arbeitsleben ebenfalls eine große Zeitspanne aus, sie wird dann auf 45 Berufsjahre zurückblicken. "Es ist gut gelaufen", sagt die 63-Jährige dankbar. Etwa 90 Prozent der Ladenbesucher seien Stammkunden. Die Verlagerung des Geschäfts von der Königstraße in die Lammstraße sei im Übrigen ein Vorteil gewesen. Vom Hofbräuhaus-Parkplatz in der Innenstadt kommen Besucherinnen und Besucher des Stadtzentrums zuerst an ihrem Laden vorbei, erklärt die Dillingerin.
Ab Mitte Januar ist die Ware im Dillinger Geschäft nochmals reduziert
Die nächsten Wochen wird es einen sanften Ausstieg geben. "Ab Mitte Januar ist die gesamte Ware nochmals reduziert", kündigt Susan Barthelmess an. Bis Ende Februar können dann noch Trauringe gekauft werden, denn die Anpassungen sollen ja rechtzeitig fertig werden. Am 31. März wird das Juweliergeschäft dann geschlossen. Susan und Günther Barthelmess freuen sich auf die freie Zeit. Die Dillingerin sagt: "Vielleicht werden wir dann mal drei Wochen am Stück verreisen." Das sei in den vergangenen Jahrzehnten nicht möglich gewesen.
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