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Dillingen: Corona-Pandemie: So wird im Dillinger Testzentrum gearbeitet

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Corona-Pandemie: So wird im Dillinger Testzentrum gearbeitet

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    Ein Sanitäter der Bundeswehr macht einen PCR-Test bei einem Mann. Um herauszufinden, ob dieser Covid-19 hat, werden zwei Abstrich entnommen. Einer aus dem Rachenraum und einer aus der Nase.
    Ein Sanitäter der Bundeswehr macht einen PCR-Test bei einem Mann. Um herauszufinden, ob dieser Covid-19 hat, werden zwei Abstrich entnommen. Einer aus dem Rachenraum und einer aus der Nase. Foto: Cordula Homann

    Es ist ein trister, grauer Herbsttag. Mit Abstand, Mund-Nasen-Schutz und hängenden Köpfen stehen ein paar Menschen vor dem Dillinger Testzentrum und warten. Gleich wird bei ihnen ein Abstrich vorgenommen. Haben sie sich mit dem Coronavirus infiziert? Kinder toben im großen Hof in der Weberstraße, soweit sie dürfen. Die Erwachsenen sprechen leise miteinander und rücken langsam Richtung Eingangstür auf.

    Drinnen begrüßt ein Soldat in blauer Schutzbekleidung die Testpersonen. Alle haben sich vorher online angemeldet und registriert. Wenn das aus irgendeinem Grund nicht geklappt hat, gibt es im Foyer noch mal Hilfe. In Form eines großen Plakats und Übersetzungen in fünf Sprachen. Danach geht es scharf rechts ins erste Büro. Der QR-Code, den die Testpersonen bei der Registrierung erhalten haben, zeigen sie dort einem weiteren Soldaten, der hinter einer Plastikscheibe sitzt.

    Ein Sanitäter der Bundeswehr hat gerade im Dillinger Testzentrum Dienst

    Im nächsten Raum erfolgt der Abstrich. Dafür zieht sich ein Sanitäter der Bundeswehr, der ohnehin schon Schutzkleidung, Maske und Handschuhe trägt, noch ein weiteres Paar Gummihandschuhe über. Dann öffnet er ein versiegeltes Päckchen mit den Stäbchen. Erst kommt eines in den Rachen dessen, der getestet wird. Danach legt der seinen Kopf zurück, und der Soldat entnimmt einen Abstrich aus der Nase. „Das hab ich mir viel schlimmer vorgestellt“, sagt der getestete Mann, der den Soldaten um zwei Köpfe überragt. Er zieht sich wieder die Maske übers Gesicht und verlässt schwarz-gelben Pfeilen auf dem Boden folgend das Gebäude. Dann ist der Nächste dran. Es geht im Fünf-Minuten-Takt. Die Testpersonen betreten das Gebäude über den Haupteingang und verlassen es woanders. Möbel verstellen mögliche Abkürzungen.

    Wie viele Menschen können pro Tag in Dillingen getestet werden?

    Bis zu 200 Personen können im Erdgeschoss des großen Gebäudes pro Tag getestet werden. Der aktuelle Rekord liegt bei 180. Täglich von 15 bis 18 Uhr sind ein niedergelassener Arzt oder eine Ärztin und eine medizinische Fachangestellte vor Ort, ansonsten übernehmen Sanitäter der Bundeswehr die Abstriche. Am nächsten Morgen werden diese in ein Labor nach Ebersberg gefahren und dort noch am selben Tag untersucht. Maximal zwei Tage nach dem Abstrich sollen die Betroffenen ein Ergebnis haben.

    Auch Schnelltest sollen in Dillingen bald möglich sein

    Gerade hatte Dr. Uta-Maria Kastner, die Leiterin des Dillinger Gesundheitsamtes, eine Vertreterin des Labors zu Besuch. Diese begleitet die Prozesse im Testzentrum und nimmt Verbesserungsvorschläge auf. Bislang wurden den Gesundheitsämtern nur positive Ergebnisse gemeldet, die negativen erhielten nur die Betroffenen. Das soll sich auf Wunsch der Behörden jetzt ändern.

    Außerdem können voraussichtlich ab kommender Woche am Dillinger Testzentrum auch so genannte Antigenschnelltests durchgeführt werden können. Dabei wird ebenfalls der Rachen abgestrichen. Das Ergebnis kann dann unmittelbar abgelesen werden. Die Entscheidung, wann und bei wem ein Schnelltest sinnvollerweise gemacht wird, trifft das Gesundheitsamt.

    Wie die Terminvergabe im Dillinger Testzentrum funktioniert

    Im ersten Stock des Dillinger Testzentrums sitzt Elisabeth Gandenheimer an einem kleinen Schreibtisch. Ihr Telefon klingelt ununterbrochen: Wer einen Test machen soll, vereinbart mit ihr einen Termin. Ohne Termin kein Abstrich. Gandenheimer geht in vier Wochen in Rente. Dass der berufliche Alltag zum Schluss noch mal so stressig werden würde, hätte sie nicht gedacht, sagt sie und lacht. Da klingelt es schon wieder. Die Anruferin hat einen Fall von Covid-19 in der Familie und möchte sich deswegen testen lassen. Gandenheimer fragt Vor- und Nachnamen der Anruferin ab und trägt den vereinbarten Termin am Computer in eine Liste ein. Bittet die junge Frau am Telefon, sich vorab auf der Internetseite des Landratsamtes zu registrieren. „Sie brauchen einen QR-Code und ihren Personalausweis.“ Als sie den Hörer auflegt, stehen zwölf verpasste Anrufe auf dem Display ihres Telefons.

    Für Reihentestungen, etwa von Schulklassen, werden ganze Blöcke in der Terminliste freigehalten. Die füllen dann andere Kollegen auf: In den weiteren Büros im ersten Stock des ehemaligen Gesundheitsamtes sitzen Soldaten und Bürger, die ebenfalls telefonieren. Sie gehören zum Contact-Tracing-Team (CTT) und versuchen, Kontaktpersonen positiv getesteter Personen zu erreichen. Das Ziel ist es, alle, die mit einem positiv Getesteten engen Kontakt hatten, am gleichen Tag darüber zu informieren.

    Haben Eltern aus dem Dillinger Landkreis, die sich über die schlechte Erreichbarkeit beschweren, recht?

    Doch immer wieder beschweren sich Eltern, dass genau das nicht oder zu spät passiert, wenn in der Schule ihrer Kinder ein Corona-Fall auftaucht.

    Den Ablauf der Informationskette erklärt die Gesundheitsamtsleiterin so: „Erfahren wir von einem positiven Fall, informieren wir den Schulleiter in Form einer Mail, die er an die Betroffenen weiter schickt. Der Fall selbst wird natürlich nur anonym angesprochen. Mehr als die Eltern der Kinder, die in Quarantäne müssen, dürfen wir aber auch gar nicht informieren.“ Die Schulleitung ihrerseits melde dem Gesundheitsamt dann die Kontaktdaten der betroffenen Schulklasse. Die wiederum werden dann vom CTT angerufen und sollten binnen fünf bis sieben Tagen getestet werden.

    Vom CT-Team werden auch alle täglich gemeldeten Erkrankungsfälle erfasst und kontaktiert. „Mal hat jemand zehn Kontaktpersonen, mal 30. Und wenn Sie an einem Tag einen Sportverein, eine große Familienfeier und eine Schulklasse testen müssen, müssen Sie noch viel, viel mehr Personen erreichen“, sagt Dr. Kastner. Manchmal sei das bis zum Feierabend einfach nicht zu schaffen.

    Die Medizinerin kennt die Klagen über die teils schlechte Erreichbarkeit. Fehler in den Daten seien selten, könnten aber auch nicht ausgeschlossen werden. Für Testpersonen, die aus einem anderen Landkreis stammen, sei ein anderes Gesundheitsamt zuständig. Das könne zu weiteren Verzögerungen, Missverständnissen und auch Vertrauensverlust führen.

    So viele Fälle kann das Dillinger Kontakt-Team pro Tag nachverfolgen

    Bis zu 20 Fälle am Tag kann das Dillinger Kontakt-Team problemlos nachverfolgen. 25 Telefone seien in der Weberstraße geschaltet. Das Bürgertelefon steht beim Katastrophenschutz im Landratsamt. Drei Telefone in Reihe seien dort angeschlossen. „Allein am vergangenen Wochenende waren jeweils acht Personen im Einsatz“, sagt Kastner. Dazu das Bürgertelefon. „Aber wir müssen auch telefonieren und unsere Fälle abarbeiten.“

    Direkt vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland war die Leiterin des Dillinger Gesundheitsamtes im Frühjahr mit allen Unterlagen und Kollegen von der Weberstraße in den neuen Erweiterungsbau des Dillinger Landratsamtes in der Großen Allee gezogen. Seit drei Wochen liegen ihre Unterlagen in einem kleinen Kabuff in der Weberstraße im ersten Stock. Sie selbst sitzt selten. Auf dem Weg ins Erdgeschoss wird ein Tisch an ihr vorbei nach oben getragen: Im zweiten Stock werden weitere Büros eingerichtet.

    Erst wurde das Dillinger CTT reduziert, jetzt wird es wieder aufstockt

    Als die erste Corona-Welle in Deutschland im Sommer abgeflaut war, wurden die Contact-Tracing-Teams (CTT) reduziert. Wegen der steigenden Infektionszahlen jetzt im Herbst wurden die Stellen am Landratsamt neu ausgeschrieben und besetzt. 25 Mitarbeiter, darunter Bürger, Soldaten und Polizeibeamte sollen es insgesamt werden. Mindestens eine Woche brauche ein Neuling, bis er die Abläufe kennt. Es sei ein Dilemma, sagt die Leiterin des Gesundheitsamtes: Jetzt seien die Infektionszahlen im Landkreis hoch, das CTT werde aber zum Teil noch eingearbeitet. Wenn dort langsam Routine einkehrt, dann, in etwa zwei Wochen, werden die Infektionszahlen in Folge des aktuellen Lockdowns wieder sinken, hofft Dr. Kastner.

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