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Dillingen: "Bild-ung" in Dillingen: Skulpturen antiker Mythologie fordern zum Dialog

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"Bild-ung" in Dillingen: Skulpturen antiker Mythologie fordern zum Dialog

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    Sisyphos beim Versuch, einen riesigen Steinblock unter heftigen Qualen über einen Berggrat zu schieben.
    Sisyphos beim Versuch, einen riesigen Steinblock unter heftigen Qualen über einen Berggrat zu schieben. Foto: Horst von Weitershausen

    „Beeindruckend“, so lautet der vielfache Tenor der Besucher und Besucherinnen bei der Vernissage der Ausstellung von Skulpturen des international anerkannten Künstlers Andreas Kuhnlein im Arkadenhof der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen. Anlass für die Schau ist die Gründung der einstigen Dillinger Universität vor 475 Jahren. Ein Jubiläum, das in diesem Jahr mit mehreren Veranstaltungen im Schwäbischen Rom gefeiert wird.

    Bei der Eröffnung der Ausstellung im Arkadenhof der Akademie: (von rechts) Künstler Andreas Kuhnlein, die Landsberger Stadtmuseumsleiterin Sonia Schätz und Direktor Alfred Kotter.
    Bei der Eröffnung der Ausstellung im Arkadenhof der Akademie: (von rechts) Künstler Andreas Kuhnlein, die Landsberger Stadtmuseumsleiterin Sonia Schätz und Direktor Alfred Kotter. Foto: Akademie

    Die Schau trägt den Titel „Bild-ung des Menschen – Menschen-Bilder der Antike“. Und sie findet an dem Ort statt, "an dem Bildung seit 475 Jahren eine zentrale Rolle spielt", wie Akademie-Direktor Alfred Kotter bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste der Vernissage betont. Mit seinen Skulpturen habe Andreas Kuhnlein den Innenhof der ehemaligen Jesuiten-Universität maßgeblich verändert. „Aus einem Durchgangsraum ist ein Raum der Begegnung, ein Raum des Diskurses geworden“, stellt Kotter fest. Seit dem Aufbau der Ausstellung sehe man Menschen, die innehalten, die sich in Zwiesprache begeben mit den Werken Kuhnleins oder mit anderen Personen. Dieses Innehalten, dieses In-den-Diskurs-Gehen hinterlasse Spuren in den Menschen, lasse sie neue Ideen entwickeln, lasse sie wachsen. Der Direktor sagt: „Es entstehen innere Bilder, es passiert Bildung." In den ausgestellten Exponaten Kuhnleins aus dem Projekt „Zerklüftete

    Dem Holz toter Bäume werden Menschenbilder entlockt

    Andreas Kuhnlein entlockt dem Holz von toten und entwurzelten Bäumen Menschenbilder, die geprägt sind von Verletzlichkeit und Vergänglichkeit. Sonia Schätz, Leiterin des Stadtmuseums in Landsberg, sagt bei der Einführung, dass sie bereits im Jahre 2010 erstmalig eine Ausstellung des Künstlers begleitet habe. Die Schau in Dillingen beziehe sich im Titel konkret auf die Bildung des Menschen, die Wurzeln in der Antike habe. „Die antiken Mythen waren nicht nur Geschichten, sondern tief verwurzelte Glaubenssysteme, die das Leben und die Weltanschauung der Menschen prägten“, erläutert Schätz. Die Mythen dienten oft als Lehrstücke und sollten ethische Werte vermitteln. Die Epen Homers seien über Generationen weitergegeben worden und haben bis heute eine ungebrochene Rezeptionsgeschichte, sodass sie als Beginn europäischer Kultur- und Geistesgeschichte dienten. 

    Herakles im Arkadenhof der Dillinger Akademie.
    Herakles im Arkadenhof der Dillinger Akademie. Foto: Horst von Weitershausen

    Betrachte man die expressiven Holzskulpturen der Antike von Andreas Kuhnlein, verweisen die zerklüfteten Oberflächen auf die innere Emotionalität der Figuren. „Dass dies mit einem so groben Werkzeug wie der Motorsäge gelingt, die Hiebe, Schneisen und Furchen in die Hartholzstämme reißt – meist sind es Ulmen und Eichen –, ist immer wieder erstaunlich“, sagt Schätz. Die Säge öffne dabei Körper- und Rumpfteile und schaffe Durchblicke – gleichzeitig aber nehme sie der geschlossenen Oberfläche so viel Substanz, dass die Fantasie den Figuren Lebendigkeit und physische Präsenz verleihe. Der Betrachter könne dies von mehreren Seiten erleben. Die Abstraktion schreitet nach den Worten der Landsberger Stadtmuseumsleiterin nie so weit, dass die Figuren nicht mehr Ausdrucksträger existenzieller Fragen und Nöte wären. 

    Nachdenklicher Zeus – ein ausdrucksstarkes Werk von Andreas Kuhnlein.
    Nachdenklicher Zeus – ein ausdrucksstarkes Werk von Andreas Kuhnlein. Foto: Horst von Weitershausen

    Künstler Andreas Kuhnlein ist Autodidakt. "Er studierte an keiner Kunstakademie", merkt Schätz an. Im Jahr 1953 in Unterwössen im Chiemgau geboren, arbeitet und lebt Kuhnlein heute mit seiner Familie in seinem Heimatort. Seit 1995 entwickelte er seine expressiven Skulpturen aus ganzen Holzstämmen und damit eine ganz eigene Formensprache. Andreas Kuhnlein hat Dutzende von Ausstellungen bestritten – national wie international. Insgesamt sind es bisher, wie Sonia Schätz mitteilte, mehr als 200 Einzelausstellungen sowie über 120 Ausstellungsbeteiligungen in 16 Ländern. 

    Die Ausstellung in Dillingen ist bis zum 10. Juli zu sehen

    Die Ausstellung im Arkadenhof der Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen ist bis zum 10. Juli zu sehen. Die Schau „Bild-ung des Menschen – Menschen-Bilder der Antike“ ist von Montag bis Donnerstag von 8 bis 17 Uhr sowie am Freitag von 8 bis 13 Uhr zugänglich über den Haupteingang (Kardinal-von-Waldburg-Straße 6-7) zugänglich. 

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