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Dillingen: 75 Jahre Kulturring – und wie geht es weiter?

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75 Jahre Kulturring – und wie geht es weiter?

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    Die Bad Reichenhaller Philharmoniker haben eine über 150-jährige Geschichte als Sinfonieorchester und sind eines der wenigen Berufsorchester in Bayern.
    Die Bad Reichenhaller Philharmoniker haben eine über 150-jährige Geschichte als Sinfonieorchester und sind eines der wenigen Berufsorchester in Bayern. Foto: Silvia Schmid

    Der Auftritt der Bad Reichenhaller Philharmoniker sollte ein Klassik-Highlight dieses Jubiläumsjahres werden. Geplant war der Auftritt im Rahmen der „Dilllingen feiert“-Wochenenden als Open-Air-Konzert im Schlosshof. Das Konzert war definitiv ein Highlight, die Bad Reichenhaller bestätigten ihren Ruf, zu den besten Orchestern Bayerns zu gehören. Nur die Zahl der Zuhörerinnen und Zuhörer war „beschämend schlecht“, um es mit den Worten des Herrn Alt-Oberbürgermeisters Emil Scheiffele zu sagen. Die wetterbedingt nötig gewordene Verlegung des Konzerts in den Stadtsaal war sicher einer der Gründe, warum viel weniger Besucher als erwartet den Weg zum Konzert fanden. Konkurrierende Kulturveranstaltungen, viele im Juli stattfindende Feiern und Feste oder vielleicht auch ein gewisses Desinteresse an einem hier doch eher unbekannten, wenn auch exzellenten Orchesters könnten ebenfalls dafür gesorgt haben, dass der Stadtsaal nicht einmal halb voll war.

    „Der meist beschämend schlechte Besuch kultureller Veranstaltungen in Dillingen, die oft notwendig gewordene Absetzung solcher wegen zu geringen Kartenverkaufs legt nahe, einen Kulturring ins Leben zu rufen, der eine sichere Grundlage für zumindest allmonatliche Veranstaltungen schaffen soll“ – So klang das schriftlich fixierte Gesuch des damaligen Oberbürgermeisters der Stadt Dillingen, Emil Scheiffele, dem kurze Zeit später, im Oktober 1949, die Gründung des Kulturrings folgte. Wo stehen jener nun, 75 Jahre und Hunderte von Konzerten, Aufführungen, Ausstellungen und Vorträgen später im Jubiläumsjahr?

    Dillingens Oberbürgermeister Kunz ehrt Kulturring-Engagement

    Kritische Töne ließ Werner Bosch, Vorsitzender des Kulturrings in seinen Begrüßungsworten anklingen. Nicht immer sei der bei der Gründung gefasste Plan, die Leute mit dem Kulturring stärker für Kultur zu begeistern und zu binden, in den vergangenen 75 Jahren aufgegangen. Auch aktuell hat man es als Kulturorganisator – zumal was die Hochkultur betrifft – nicht leicht. Laut Bosch sei seit Ausbruch der Corona-Pandemie ein großer Schwund an Besucherinnen und Besuchern zu verzeichnen, den man nicht wegdiskutieren könne. Als Sinnbild für die Situation des Kulturrings Dillingen zog der Altphilologe Bosch den Fabeldichter Aesop heran und dessen Geschichte von den drei Fröschen, die in einem Milchfass zu ertrinken drohten. Lediglich der Frosch, der nicht müde wurde zu strampeln, überlebte, indem er die Milch zu Butter schlug und auf dem fest gewordenen Untergrund schließlich dem tödlichen Fass entkommen konnte. „Dem Kulturring geht es wie dem Frosch – und wir strampeln weiter“, so die erklärte Strategie gegen den Kulturverdruss.

    Oberbürgermeister Frank Kunz würdigte das großartige Engagement des Vereins, seines Vorsitzenden Werner Bosch sowie des Geschäftsführers Alfred Saur mit dem ganzen Team. Neben Bosch, den Kunz als „kulturellen Tausendsassa der Stadt“ in diesem Jahr bereits ehrenvoll ausgezeichnet hat, sind es bis zu 40 Mitarbeitende, die im Kulturring mit großem Engagement aktiv seien. „Nicht nur die Kultur hier auf der Bühne, sondern zum Beispiel auch die Bewirtung im Stadtsaal und die Organisation der derzeit stattfindenden Veranstaltungen im Rahmen von „Dillingen feiert“ gehörten zum Aufgabenbereich des Kulturrings“ erläuterte Kunz. „75 Jahre Kulturring Dillingen – das bedeutet ein Dreivierteljahrhundert, in dem er maßgeblich dazu beigetragen hat, das kulturelle und künstlerische Leben in unserer Stadt zu bereichern.“

    Für die Besucherinnen und Besucher, die den Weg zum Stadtsaal gefunden hatten, wurde der Abend zum großen Genuss. Das Orchester aus Bad Reichenhall präsentierte zunächst die vier Sätze von Beethovens rhythmischer Sinfonie Nr. 7. Der junge Ausnahmetrompeter Nicola Curovic begeisterte danach mit seiner sensationellen Solodarbietung in Joseph Haydns Konzert für Trompete und Orchester. Mit dem bahnbrechenden Stück hatte der Komponist die Möglichkeiten der damals ganz neu entwickelten chromatischen Trompete ausgereizt. Nicola Curovic, der sich bereits zahlreiche Auszeichnungen erspielt hat, hatte seine sichtbare Freude damit und beeindruckte mit Virtuosität und Detailfreude, die mitreißend war. Das Publikum quittierte den Auftritt mit tosendem Applaus. Nach der Pause glänzte das Orchester mit Haydns Sinfonie Nr. 37, bei der die Streicher, aber auch die Fagottisten und die Hörner des Orchesters, noch einmal imposant zur Geltung kamen. Das schwungvolle Presto des viersätzigen Werkes bildete den Abschluss eines großartigen Konzertabends.

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