Lampionfest, Kinder- und Familienfest, Schlossbeben, Straßenkünstlerfest, Donauside-Festival - Dillingen feiert im Juli 2023. Da droht ein Jubiläum im Feier-Marathon beinahe unterzugehen. Das Schwäbische Rom, wie die Kreisstadt gerne genannt wird, blickt in diesem Jahr auf ihre 1050-jährige Geschichte zurück. Daran erinnert eine Sonderausstellung, die an diesem Dienstag, 4. Juli, im Stadt- und Hochstiftmuseum in Dillingen eröffnet wird. Sie führt zu den Wurzeln der Dillinger Stadtgeschichte.
Im Mittelpunkt der Schau steht ein Holzturm, den Museumsleiter Joerg Roller und der Dillinger Hans Lechner geschaffen haben. Er zeigt eine Wehranlage, wie sie Ende des vorvergangenen Jahrtausends in sogenannten Fliehburgen zu finden war. Roller hat dafür im Februar einen fünf Meter langen Fichtenstamm beim Dillinger Maschinenring organisiert und ihn in einem kleinen Sägewerk in Holzheim zusägen lassen. "Sogar die Schindeln habe ich selbst angefertigt", berichtet Roller.
Ausstellung: Bischof Ulrich besuchte einst das "castellum dilinga"
Am Turm sind jetzt Textbahnen angebracht. Dort ist der Anfang der Dillinger Stadtgeschichte dokumentiert. Roller zeigt auf die Worte "castellum dilinga", die auf den Dillinger Burgflecken verweisen und somit der älteste schriftliche Nachweis der Stadt sind. Sie stammen aus der Lebensbeschreibung des Augsburger Bischofs Ulrich (890 bis 973), die Domprobst Gerhard nach dem Tod des gebürtigen Wittislingers am 4. Juli 973 zwanzig Jahre später für die Heiligsprechung angefertigt hat. Der Augsburger Domprobst beschreibt einen Besuch des heiligen Ulrich mit seinem Neffen Adalbero zur Osterzeit des Jahres 973, also kurz vor Ulrichs Tod, bei der Verwandtschaft in der Burg in Dillingen. "Es ist doch klasse, dass es diesen schriftlichen Nachweis mit der ersten Nennung Dillingens gibt", sagt Roller.
Neben den Grafen von Dilllingen und der Aufarbeitung der Lebenswirklichkeit zu Lebzeiten Ulrichs widmet sich die Ausstellung in einem zweiten Teil dem Bau der Dillinger Burg. "Und wie sich aus der ursprünglich nur mit einem Palisadenzaun befestigten Anlage am Ende ein barockes Schloss entwickelte", erläutert Roller. Aus der einstigen Fliehburg aus Holz und der späteren Steinburg, die in einem Modell gezeigt wird, ist im 17. und 18. Jahrhundert ein prächtiges, barockes Schloss geworden. Als Letztes kam der beeindruckende "Ehrenhof-Eingang" auf der Nordseite mit den stattlichen Löwen hinzu.
In der Burgnähe hatten sich einst Familien aus dem damals benachbarten Oberdillingen (heute im Westen der Stadt) angesiedelt. Der Ort im Norden der Fliehburg wuchs rasch, Dillingen wurde bereits 1264 erstmals urkundlich als Stadt erwähnt. Die Burg geriet schließlich in den Besitz der Augsburger Bischöfe und wurde in Zeiten der Reformation zu deren Regierungssitz.
Der Stammbaum der Grafen von Dillingen und Kyburg
Der dritte Teil der Sonderschau, die von der Museumsleitung und dem Museumsarbeitskreis geschaffen wurde, dreht sich um die Reproduktion eines Wandteppichs mit dem Stammbaum der Grafen von Dillingen und Kyburg. Bei einem Besuch einer Delegation aus Kyburg (Schweiz) im Herbst des vergangenen Jahres hatte die Stadt diesen Nachdruck, der gewöhnlich im Stadtarchiv lagert, geschenkt bekommen. Die Kyburger waren eine Seitenlinie der Grafen von Dillingen. Sie benannten sich nach der Kyburg, die im heutigen Kanton Zürich liegt. Das Original des Wandteppichs hängt im Schweizer Nationalmuseum in Zürich. Der Stammbaum folgt der männlichen Linie, jedes der 40 Familienmitglieder ist mit einem Porträt-Medaillon dargestellt.
Ganz oben am Anfang stehen, wie in der Ausstellung erläutert wird, ein Graf von Kyburg, Dillingen und Wittislingen und Herzog Burkhard von Schwaben. Darunter sind die Eltern des heiligen Ulrich, dessen Namenstag an diesem Dienstag gefeiert wird, abgebildet: Hupald I., Graf von Kyburg, Dillingen, und Wittislingen, und seine Frau Dietpurga, Herzogin von Schwaben. In der dritten Reihe folgen Ulrich und sein Geschwister Manegoldus, Diepaldus und Luitgard. Der Stammbaum führt über 18 Generationen bis zu Bischof Hartmann von Augsburg, dem letzten Grafen von Dillingen.
Bis zum 5. November ist die Schau im Dillinger Museum zu sehen
Die eingängigen Texte der Sonderschau stammen von Felicitas Schmidt-Grotz und Robert Eberlein. Der kleinen Ausstellung, die an diesem Dienstag mit geladenen Gästen eröffnet wird, gelingt es, das Leben des heiligen Ulrich, die Zeitumstände und die Anfänge Dillingens anschaulich nahezubringen. Sie ist vom 5. Juli bis zum 5. November zu sehen, und zwar jeweils mittwochs und sonntags in der Zeit von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.
Zur Ausstellung gibt es auch ein interessantes Begleitprogramm. Am Samstag, 15. Juli, wird eine Busfahrt mit dem Titel angeboten: "Eine einzigartige Zeitreise - Campus Galli und Heuneburg." Stadtarchivarin Felicitas Söhner spricht am Donnerstag, 27. Juli, zum Thema "Bischof Ulrich - ein Sohn der Grafen von Dillingen". Robert Eberlein lädt am Samstag, 16. September, zur Führung "Sebastiansberg bei Sonnenuntergang" nach Aislingen ein. Mit dem Vorsitzenden des Historischen Vereins Dillingen, Arnold Schromm, geht es am Samstag, 21. Oktober, ins Lechfeldmuseum Königsbrunn. Weitere Informationen gibt es im Stadt- und Hochstiftmuseum unter Telefon 09071/4400 und beim Dillinger Kulturamt unter Telefon 09071/54195.