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Kommentar: Der Kirchenaustritt ist nicht die Lösung

Kommentar

Der Kirchenaustritt ist nicht die Lösung

Berthold Veh
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    Die Kirchenaustritte werden auch im Landkreis Dillingen immer mehr.
    Die Kirchenaustritte werden auch im Landkreis Dillingen immer mehr. Foto: Barbara Wild (Symbolbild)

    Die hohe Zahl der Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche ist ein Skandal. Und die zögerliche Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels macht das Ganze noch schlimmer. Denn im Mittelpunkt müssen die Menschen stehen, die Opfer von sexualisierter Gewalt geworden sind. Rechtfertigungen und Verteidigungen sind hier fehl am Platz. Diese traumatisierten Menschen müssen als Allererstes Gehör finden.

    Deshalb war es ein erster Schritt in die richtige Richtung, dass der Augsburger Bischof Bertram Meier vor laufender Kamera zwei Missbrauchsopfern zugehört und sich entschuldigt hat. Die Fallhöhe für die Vertreter der Kirche ist ja die größtmögliche: Seelsorger, die die Botschaft der Liebe Jesu verkünden sollten, haben sich an Kindern, Jugendlichen, Buben und Mädchen, Frauen und Männern vergangen, die ihnen oft hilflos ausgeliefert waren.

    Entscheidungen sind zu respektieren

    Und dies waren offensichtlich, wie es das jüngst vorgelegte Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl für die Erzdiözese München-Freising bestätigt hat, keine Einzelfälle. Für den Zeitraum von 1945 bis 2019 nennt die Studie allein im Erzbistum

    Viele treten jetzt aus der Kirche aus. Diese Entscheidungen sind zu respektieren. Es gibt aber gute Argumente, dies nicht zu tun. Die katholische Kirche ist keine Vereinigung von Kinderschändern. Ihr gehören weltweit mehr als 1,3 Milliarden Menschen an. Der weitaus größte Teil der Seelsorger und Ordensfrauen setzt alles daran, um den Gläubigen die Botschaft von der Liebe Gottes zu verkünden. Viele Kindergärten, Seniorenheime und Behinderteneinrichtungen sind kirchlich geprägt und haben dadurch eine besondere Atmosphäre. Wer die christliche Botschaft ernst nimmt, müsste diese Welt zwangsläufig ein bisschen freundlicher machen. Denn in einem christlich geprägten Miteinander hat nicht nur das eigene Ego, sondern auch der oder die Nächste Platz.

    Ehelosigkeit keine Voraussetzung für Priesterweihe

    Diese Kirche muss sich aber auch grundlegend ändern. Viele Frauen werden es sich auf Dauer nicht mehr gefallen lassen, dass sie von den Weiheämtern ausgeschlossen sind. Die Ehelosigkeit, die ja ein Ideal bleiben kann, sollte keine Voraussetzung mehr für die Priesterweihe sein.

    Was sich aber nicht von oben regeln lässt, ist die Rückbesinnung auf den Glauben selbst. Auf ein Leben, das durch die Botschaft Christi reicher und sinnerfüllter wird. Gerade bei den Antworten auf diese grundsätzlichen Fragen hat die Kirche eine Menge zu bieten. In dieser Gemeinschaft sollte das Wirken Gottes erfahrbar werden. Deshalb muss alles dafür getan werden, dass es zu solchen schrecklichen Missbrauchsfällen nicht mehr kommen kann.

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