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Christliches Wort: „Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns“

Christliches Wort

„Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns“

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    Pfarrer Bernd Udo Rochna.
    Pfarrer Bernd Udo Rochna. Foto: Thomas Hilgendorf (Archivbild)

    „Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Diese Anweisung Jesu an seine Jünger lesen wir im Evangelium des kommenden Sonntags. Und diese Stelle innerhalb der Heiligen Schrift hat für mich persönlich eine ganz besondere Bedeutung, da ich mir genau diesen Satz vor nun schon über neun Jahren im Rahmen meiner Priesterweihe und Primiz als Leitspruch gewählt habe. Wir kennen den betreffenden Spruch Jesu ja eigentlich in einer anderen Fassung, die da lautet: „Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns!“

    „In totalitären Systemen gibt es in der Regel ein ganz klares Schwarz-Weiß-Denken“

    Diese Form wurde unter anderem bei der Niederschlagung des Putsches gegen Adolf Hitler, angeführt von Graf von Stauffenberg, durch nazitreue Offiziere verwendet und so gab es da nur zwei Alternativen: Für oder gegen den Führer. Also jeder, der sich gegen die aktuellen Machthaber stellt, gilt als Feind und muss deshalb beseitigt werden. Gerade in totalitären Systemen gibt es in der Regel ein ganz klares Schwarz-Weiß-Denken. Wer nicht klar für die Regierung ist, stellt sich automatisch gegen sie und gilt als Gegner und Staatsfeind. Und leider sind auch innerhalb der letzten Jahre verstärkt in den Kirchen und Religionsgemeinschaften derartige Strömungen zu beobachten. Und dies ist immer dann der Fall, wenn von irgendeiner Seite ein Absolutheitsanspruch erhoben wird und man sich dadurch über die anderen Ausrichtungen erhebt.

    In einer derartigen Interpretation von Wahrheit existieren eben dann auch nur zwei Wege: der eigene und der somit allein seligmachende und eben der falsche. Solche Einstellungen führen dann automatisch zu Intoleranz und letztendlich zu religiösem Fundamentalismus, welcher ja ganz verheerende Auswirkungen haben kann, wie wir gerade in jüngster Vergangenheit erleben mussten. Hier wird also der Blick und letztendlich auch das Herz verengt auf eine einzige Interpretation des Glaubens.

    Pfarrer Rochna: Bei Jesus Christus dürfen viele Wege nebeneinander bestehen

    Durch den betreffenden Ausspruch Jesu soll nun diese Verengung geweitet werden, da hier ja viele Wege nebeneinander parallel existieren dürfen. Jeder, der sich nicht explizit gegen die Botschaft Jesu wendet, vertritt sie somit und so ist es auch nicht verwerflich, dass im Namen Jesu gute Werke vollbracht werden, auch wenn der Ausführende nicht direkt aus dem Kreis der unmittelbaren Jüngerschaft stammt. Gerade im religiösen Bereich ist eine derartige Weitsicht von großer Wichtigkeit. In unserem Alltag sollten wir stets darauf achten, dass wir nicht nur die eigene Sichtweise als die einzig Richtige deuten, sondern auch andere Meinungen akzeptieren und uns vor ihnen nicht verschließen. Auf diese Weise lernen wir auch andere Konzepte kennen und können entsprechend in einen furchtbaren Austausch kommen.

    Auf meinem Primiz-Messgewand sollte dies übrigens auch in Form eines Mosaikkreuzes aus unterschiedlich farbigen Steinen zum Ausdruck gebracht werden und uns daran erinnern, dass auch innerhalb unseres Glaubens viele verschiedene Wege existieren, welche aber allesamt der Verherrlichung Gottes dienen sollen.

    Pfarrer Bernd Udo Rochna, Diözezanseelsorger der KLJB-Augsburg, Landesseelsorger KLB-Bayern

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