Josef Linder bringt dieses Thema nicht das erste Mal auf die Tagesordnung. Ganz im Gegenteil. Ihn beschäftigt und belastet es schon Jahre - ebenso lange bringt er es immer wieder bei den Bürgerversammlungen zur Diskussion. So auch heuer im Schützenheim in Deisenhofen. "Wir haben quasi eine Biberzucht im Dorf. Der Biberbau ist schon einen Meter hoch. Wann endlich hat die Stadt mehr Einfluss?", stellt er Bürgermeister Gerrit Maneth die Frage. Der muss - notgedrungen - mit den Achseln zucken und antwortet: "Wir haben nichts zu sagen. Die Gesetze macht der Bund, wir sind zu 100 Prozent an die Vorlagen gebunden." Heißt: Der Biber bleibt.
Biber muss geschützt werden
Dabei, so klagt nicht nur Josef Linder am Abend, verursache das ungeliebte Tier Schäden und sei so damit eine Gefahr für den Mensch. Johann Heigl sagt beispielsweise: "Der Biber richtet auf Privat- und Gemeindegrundstücken Schäden an und die kosten uns Geld. Man muss sich schon irgendwann die Frage stellen, was einem das Tier Biber wert ist." Er findet auch, dass noch mehr politischer Druck - auch seitens der Stadt Höchstädt - auf die entsprechenden Behörden ausgeübt werden müsste. Bürgermeister Maneth betont mehrfach, dass das längst geschehe. Auch Stadtbaumeister Thomas Wanner ergänzt: "Ich in meiner Person werde nie wieder irgendetwas ohne Rücksprache und offizielle Genehmigungen an einem Biberbau unternehmen." Denn die Stadt sei in der Vergangenheit "sehr stark verwarnt worden", wie Maneth weiter ausführt.
Fakt sei, so erklären es Wanner und Maneth bei der Bürgerversammlung, dass der Biber im Dorf einen besonderen Schutz genieße, weil dort FFH-Gebiet sei. Weiter außerhalb im Ried ende diese Schutzzone, deshalb gebe es dafür für den Biber teils Abfanggenehmigungen. "Aber, das muss man auch deutlich sagen: Wir stellen Fallen auf und irgendjemand legt dann Hand an und macht sie zu. Es ist ein Riesenaufwand für uns", sagt der Stadtbaumeister. Die Kommune könne das Problem mit dem Biber aktiv nicht lösen, nur immer wieder auf die entsprechenden Fonds für Entschädigungszahlungen hinweisen und, so Maneth: "Sie können über andere Verbände auch Druck ausüben." Der Höchstädter Bürgermeister hat vollstes Verständnis für den Ärger der Deisenhofer, er könne manche Gesetze auch nicht nachvollziehen, aber: "Der Biber hat Sonderrechte."
Kein Schloss Neuschwanstein in Deisenhofen
Eine besonders lange Geschichte - zum Leidwesen der Bürgerinnen und Bürger - hat auch die Neugestaltung des Ortszentrums. Viele Jahre schon wird dieses Thema behandelt, diskutiert, geschoben oder neu geplant. Mit dem Ergebnis, dass bis heute noch nicht viel passiert ist. Aber, so Gerrit Maneth am Mittwochabend: "Es geht was voran." Das hoffen die vielen Ehrenamtlichen in Deisenhofen inständig, wie Christian Öxler ausführt. Er hält bei der Bürgerversammlung einen Appell und erntet dafür Applaus. "Wir wollen kein Schloss Neuschwanstein, das wir nicht unterhalten können. Wir wollen alles etwas in Schuss bringen - und zwar so, dass es die nächsten Jahre hält. Und dafür ist es jetzt Not und Zeit."
Kurzer Rückblick: Seit Beginn wurde die Umgestaltung der Ortsmitte rund um Kindergarten und Feuerwehr immer unter dem Aspekt der Fördermöglichkeiten geplant. Herausgekommen sind, so auch Öxler, teils utopische Vorschläge, die teuer und überzogen gewesen seien. Corona hat alles ausgebremst. Nun gibt es ein neues Konzept. Eines, an dem festgehalten werden soll - komme, was wolle, wie Bürgermeister Maneth betont. Heißt, egal, ob mit oder ohne Förderung. "Ich glaube nicht, dass es dafür etwas gibt, aber dann finden wir eine Lösung", sagt er.
Entscheidend ist dabei für Christina Öxler vor allem das Thema Feuerwehr. Der Verein habe keine Absauganlage, kein WC und viel zu wenig Platz. "Wir brauchen keine Sportarena, wir wollen nur unsere Bestandsgebäude auf Vordermann bringen. Das muss jetzt geschehen. Dann muss eben ein anderes Projekt geschoben werden", so Öxler.
Neues Verkehrskonzept mit Deisenhofen erarbeiten?
Eine Bürgerversammlung in Deisenhofen ohne B16-Diskussion? Kaum vorstellbar. Zwar ist die Umgehungsstraße im Norden der Stadt Höchstädt ein Thema, die Haltung der Menschen vor Ort ist keine Überraschung, aber es bleibt ruhig und sachlich. Jürgen Höchstädter macht das (kleine) Fass auf, er spricht davon, dass Deisenhofen zweimal den Schwarzen Peter zugeschoben bekomme - einmal mit der Neufestsetzung des Wasserschutzgebietes und das andere Mal mit der Straße. Das sei ein Missverhältnis.
Es war am Abend auch die Forderung für ein neues Verkehrskonzept zu hören, aber auch von "Märchen rund um das WSG", wie Stadtrat Johann Jall sagt. Bürgermeister Maneth sagt: "Ich bin bei Ihnen, ich verstehe alles. Aber wir sind eine Stadt. Ich bin auch gerne bereit, gemeinsam mit Vertretern aus Deisenhofen das Konzept zu überdenken. Bisher gibt es aber nur eine strikte Gegenhaltung."