Er läuft neben mir her. Redet schnell. Angespannt. Wieder war er beim Arzt. Die Abstände werden kürzer. Er ist über 90. Gerade ging es gut. Angst vor dem Sterben? Nein, natürlich nicht. Aber er redet und redet und man merkt: Tiefe Unruhe, alte ungelöste Konflikte, emotionale Achterbahnfahrten, depressive Episoden, Themen der letzten Jahrzehnte steigen aus dem Nebel der Verdrängung. Die anderen sind schuld. Sterben ist doch ein Thema, drohend in den Nebelschwaden.
Nebel. Die Wissenschaftler erklären uns, dass abkühlende Luft nach unten sinkt. Die hohe Luftfeuchtigkeit verdichtet sich im Donautal zu Nebel. Die milchige, halbdunkle Landschaft passt zum Gespräch. Kein Lichtblick. Seit Tagen oder gar Wochen? In einem alten Menschen verdichten sich die ungelösten Themen der Jahrzehnte. Die Kraft des Lichtes schafft es nicht mehr durchzudringen. Egal, was ich sage.
Ich muss an einen Freund und Nachfolger von Jesus denken: Johannes. Er war offenbar jemand, der es verstand, sich in der Liebe Jesus zu sonnen. Seine Erkenntnis: „In Jesus war das Leben und dieses Leben war das Licht für alle Menschen. Es leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können … Das wahre Licht ist der, der in die Welt gekommen ist, um für alle Menschen das Licht zu bringen.“ (Die Bibel, Johannesevangelium Kap. 1)
Gebete und Gottesdienste, Gespräche und Studium dessen, was Johannes im Evangelium meint, lassen den Nebel verwehen. Die starke bergende und annehmende Kraft der Liebe Gottes saugt den immer wieder neu herabziehenden Nebel auf. Das hilft in einer Zeit der beängstigenden Veränderungen in dieser Welt. Menschliche „Nebelmaschinen“ aus Egoismus und Lügen verdunkeln die Hoffnung auf Frieden und Zukunft des freiheitlichen Menschen. Wir stolpern in diesem Nebel über den selbstsüchtigen Hochmut der letzten Jahrzehnte. „Lichtgestalten“ tauchen auf und versprechen nebelsprühend Heil.
Im Licht sieht man gut. Auch die Wahrheit. Licht von Gott und Licht in uns helfen uns, die Herzenshaltung und die Motive von „Lichtgestalten“ zu durchschauen. Licht hilft uns auch, der eigenen Wahrheit ins Auge zu schauen. Bspw. wo lieb gewordene Besitzstände aufgegeben werden müssen. Wo Veränderung nötig ist, auch wenn sie etwas kostet. So können mutige (auch politische) Entscheidungen getroffen werden. Und Licht hält Wort, auf das man sich verlassen kann.
Bei einem anderen Spaziergang schien die Abendsonne. Ein Feldkreuz unter einem Baum bei Syrgenstein fällt auf. Beim Nähertreten las ich: „Gott segne unsere Fluren“. Unterstrichen mit hellglänzendem Licht vom Himmel. Diese Art Gebet hilft Aufatmen im Leben in unseren „Fluren“. Und es hilft auch zum Sterben, weil all die vernebelten Themen vorher ins Licht kommen dürfen, um Vergebung und Liebe zu empfangen. Für ein Leben und Sterben im Licht. Licht vom Himmel.
Ich wünsche Ihnen solche erfüllenden Spaziergänge und Lebenswege mit viel Licht vom Himmel! Ihr Dieter Kogge. (AZ)
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