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Buttenwiesen/Ehingen/Kühlenthal: Pläne um "Bürgerwind am Rohrholz" schreiten voran

Buttenwiesen/Ehingen/Kühlenthal

Pläne um "Bürgerwind am Rohrholz" schreiten voran

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    Die Windräder des Projekts "Bürgerwind am Rohrholz" könnten in knapp drei Jahren errichtet werden.
    Die Windräder des Projekts "Bürgerwind am Rohrholz" könnten in knapp drei Jahren errichtet werden. Foto: Julian Leitenstorfer (Symbolbild)

    Mit einer höchst ungewöhnlichen Sitzung haben jetzt die Gemeinden Buttenwiesen, Ehingen und Kühlenthal ein gemeinsames Windkraftprojekt mit insgesamt vier Systemen auf den Weg gebracht. Die Bürgervertretungen der drei Kommunen aus zwei Landkreisen ließen sich von Vertretern des interkommunalen wie interregionalen Vorhabens ausführlich über den Windkraft-Standort informieren, der im Dreieck zwischen Wortelstetten (Buttenwiesen), Ehingen und Ahlingen (Kühlenthal) entstehen soll. Daher der Name „Bürgerwind am Rohrholz“, einem Areal mit überwiegend Ackerflächen und teilweise bewaldeten Stellen. Die Flächen dafür stehen bereits zur Verfügung und mit der Errichtung der großen Windräder rechnen die Planer schon in knapp drei Jahren.

    Im beinahe vollen Kaisersaal des Buttenwiesener Rathauses schufen die Gemeinderäte mit hohem Tempo und weitgehend einstimmig die gesetzlichen Voraussetzungen für die modernen Windkraftanlagen, die laut Projektmanager Martin Demmeler „der größte Hebel für den Klimaschutz und die Energiewende“ darstellten. Wie rasant die gesetzlichen wie politischen Voraussetzungen in letzter Zeit zugunsten dieser Energieform verändert wurden, machten mehrere Redner an diesem Abend deutlich. „Mit der Änderung der Erneuerbare-Energie-Richtlinie gibt es europaweit einen wegweisenden Paradigmenwechsel bei der Genehmigung für solche Anlagen“. 

    Gemeinsamer Windpark für Buttenwiesen, Ehingen und Kühlenthal

    Und: Etwa beim Artenschutz stünden jetzt der Schutz der Population im Mittelpunkt und nicht mehr der Schutz jedes einzelnen Individuums. Darauf ging auch der erfahrene Stadtplaner Werner Dehm ein, der sich ausführlich mit den vorgeschriebenen Schutzflächen für kollisionsgefährdete Vogelarten wie den Rotmilan oder den Wespenbussard befasste. Karten zeigen, dass das Rohrholz kein sensibler Bereich sei, in dem diese Vögel gefährdet sein könnten. „Ich denke, dass es sich im Tierreich wohl herumgesprochen hat, weil wir hier an diesem richtig gewählten und gut getroffenen Standort bauen möchten“, scherzte er. Was den Vogelschutz angeht, sei also alles im grünen Bereich. In den Stauden südlich von Augsburg etwa sehe das anders aus.

    Der Sprecher einer Augsburger Bürogemeinschaft für Ortsplanung und Stadtentwicklung wollte zudem an der Bedeutung der erneuerbaren Energien nicht rütteln lassen, indem er aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz – kurz EEG – zitierte. Demnach liege die Errichtung und der Betrieb von Anlagen sowie den dazugehörigen Nebenanlagen im überragenden öffentlichen Interesse. 

    "Bürgerwind am Rohrholz" zwischen Wortelstetten, Ehingen und Ahlingen

    Dennoch gingen mehrere Bürgervertreter im Saal mit kritischen Einwänden immer wieder dazwischen. So etwa wollte Helmut Kehl Genaueres zur Beteiligung der Gemeinden wissen. Sie sollen der Projektfirma zufolge vom Betrieb der Systeme profitieren. Pro Jahr wird ein Ertrag von zwölf Millionen Kilowattstunden erwartet. Insgesamt würden für alle Anlagen pro Jahr 96.000 Euro anfallen und – nach einem komplexen Schlüssel – nicht nur den drei Kommunen zugutekommen, sondern in kleinen Anteilen auch der benachbarten Stadt Wertingen, den Gemeinden Allmannshofen und Nordendorf sowie dem Meitinger Ortsteil Langenreichen. Der Hintergrund: Die Verteilung erfolgt bezogen auf die Fläche im 2,5-Kilometer-Radius um jede Windkraftanlage. Genaueres soll noch festgelegt werden.

    Auf die kommunale Wertschöpfung hatte Buttenwiesens Rathauschef Hans Kaltner schon bei seiner launigen Begrüßung der beiden Gemeinde-„Oberhäupter“ Iris Harms (Kühlenthal) und Franz Schlögel (Ehingen) sowie der Ratsmitglieder großen Wert gelegt. „Es muss sich für uns lohnen“, betonte der erste Mann der Gemeinde im Unteren Zusamtal mit freundlichem Blick auf die Gäste von der Schmutter. Diese honorierten solche lobenden Worte mit dem Hinweis auf „kaiserliche Gefühle hier im Saal“ (Schlögel) und dem Hinweis auf „ein großes gemeinsames Ziel“ (Harms). 

    Die Harmonie mochte dann nicht jeder im Raum teilen. So fragte Buttenwiesens Gemeinderat Karl-Heinz Rathgeb, der als einziger für seine Kommune mit einem Nein stimmte, ob „uns in Wortelstetten bald fünf oder sechs Räder blühen“. Ein Rat aus Kühlenthal mochte sich „überrascht“ vorkommen ob der rasanten Geschwindigkeit der Beratungen. Was die Fragen nach der ausreichenden Beteiligung der Interessen aller Bürger anging, machte Planer Werner Dehm deutlich: „Man wird mehrmals die Gelegenheit dazu bekommen, Einwendungen zu erheben oder zu versuchen, die Sache ganz zu verhindern.“ 

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