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Bürgerentscheid: Supermarkt-Sondersitzung in Blindheim

Bürgerentscheid

Supermarkt-Sondersitzung in Blindheim

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    Der Blindheimer Bauausschuss hielt am Donnerstag in der Gemeindehalle eine Sitzung ab. Es ging um die nächsten Schritte nach dem Bürgerentscheid bezüglich einer möglichen Supermarktansiedlung. Viele Bürger kamen zur Sitzung und nahmen daran mit Abstand und Maske teil.
    Der Blindheimer Bauausschuss hielt am Donnerstag in der Gemeindehalle eine Sitzung ab. Es ging um die nächsten Schritte nach dem Bürgerentscheid bezüglich einer möglichen Supermarktansiedlung. Viele Bürger kamen zur Sitzung und nahmen daran mit Abstand und Maske teil. Foto: Simone Bronnhuber

    Die Außentemperatur beträgt an diesem Abend circa vier Grad. Und auch in der Gemeindehalle ist es nicht wirklich wärmer. Dabei spielt es keine Rolle, dass mehr als 30 Menschen da sind. Kein Wunder: Alle Lüftungen sind voll aufgedreht, die Frischluftzufuhr beträgt hundert Prozent und alle 30 Minuten werden zusätzlich die großen Türen für einen Durchzug aufgemacht. Frostige Angelegenheit, diese Sitzung in Blindheim. Dabei ist das Thema über das Bürgermeister Jürgen Frank und seine vier Bauausschussmitglieder am Donnerstag beraten mehr als heiß. Zumindest wurde es in den vergangenen Monaten in der kleinen Gemeinde hitzig diskutiert.

    Das Schlagwort Supermarkt reichte, dass bei den Blindheimern Emotionen hochkochten – das war bis zum Bürgerentscheid so und ist, das wird wieder deutlich, noch immer so. Deshalb, so erklärt es Bürgermeister Frank, sei eine Sitzung dringend notwendig gewesen. Heißt: Was Frank, Thomas Gerstmeier (CSU), Markus Haller (Bürgerblock), Alexander Haller (Freie Bürgerliste) und Michael Audibert (Freie Wähler) gewöhnlich unter sich beraten, wird dieses Mal von Bürgerinnen und Bürgern mitverfolgt – mit Abstand, mit Maske, mit Winterjacke. „Damit alle auf dem gleichen Wissenstand sind und damit wir wissen, wie wir weiter vorgehen können“, sagt Frank. Der Auftrag der Gemeinde sei für ihn klar: „Die Mehrheit hat beim Bürgerentscheid entschieden, dass wir uns um eine Supermarktansiedlung auf der Gewerbefläche An der Bahn bemühen sollen. Das tun wir nun.“

    Der Bürgermeister erläutert, dass er aktuell einen Plan eines Investors vorliegen hat – die Unterlagen seien im November eingereicht worden, müssten aber seiner Meinung nach angepasst werden. Stichwort Altlasten. Ein anderer Investor aus Höchstädt habe sein Angebot vor wenigen Wochen zurückgezogen und ein weiterer aus dem Raum Neuburg habe aktuell nur sein „grundsätzliches Interesse“ geäußert. „Mehr habe ich nicht auf dem Tisch“, sagt Jürgen Frank und richtet sich an Ausschussmitglied und Gemeinderat Michael Audibert. Er war es, der das Bürgerbegehren und die damit verbundene Supermarkt-Debatte angestoßen hatte. Aber dabei gehe es um weit mehr als „nur um einen Supermarkt“. Er spricht von einem Nahversorgungskonzept inklusive Arzt, Tankstelle, Apotheker. Diese Möglichkeiten hätten ihn selbst überrascht, aber positiv, wie er sagt, und: „Ich kenne mich in der Branche aus. Wenn der Investor sagt, dass das möglich ist, ist das eine verlässliche Aussage. Da wird nichts ins Blaue geplant.“

    Dass ein Angebot zurückgezogen wurde, habe Audibert bei der Sitzung aber erstmals gehört, wie er sagt. Weitere konkrete Angebote habe auch er nicht. Er verweist auf den ausgearbeiteten Flyer und die Internetseite mit allen Details zum ersten Plan, den auch Frank hat und am Abend hochhält.

    Die Stimmung in der Blindheimer Gemeindehalle ist angespannt. Das ist trotz Maskenpflicht und Abstand deutlich zu spüren. Der ein oder andere Bürger kann seinen Unmut nicht zurückhalten. Es fallen Sätze wie „Wir machen uns überall lächerlich“ oder „Wegen Nichts ist unser friedliches Dorf gespalten“. Bürgermeister Frank betont immer wieder, dass Mehrheit eben Mehrheit sei – das sagt er auch direkt zu Bernhard Miller, der die Sitzung ebenfalls verfolgt. Denn, wie berichtet, wollte sich der eigentlich mit seiner gleichnamigen Firma auf dieser Fläche vergrößern, eine spezielle Kieswaschanlage ist im Gespräch. Und aktuell gibt es einen gültigen Beschluss, dass Miller die Fläche kaufen darf. Aber: Der Bürgerentscheid hat dies ausgehebelt. „Ich verstehe es einfach nicht mehr. Wir sind sehr enttäuscht. Ich muss den Gemeinderat schon fragen, ob er eine ortsansässige Firma weiter vergraulen will“, sagt Miller. Seine Idee, dass er mit einer Teilfläche leben könnte, löst eine neue Diskussion aus. Im Raum steht plötzlich, ob damit der Bürgerentscheid durch die Hintertür aufgeweicht werde. Zeit zum Hallelüften.

    Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie drückt der Rathauschef aufs Tempo, und so fasst der Ausschuss einen Beschluss. Die Gemeinde wird die Gewerbefläche An der Bahn mit circa 13000 bis 15000 Quadratmetern erneut ausschreiben, mit der klaren Vorgabe, dass eine Nahversorgung mit Schwerpunkt Lebensmittel gewünscht ist. Bis zum 31. März haben mögliche Investoren Zeit, ein konkretes Angebot abzugeben. „Dann sollen alle ihre Konzepte in einer Sitzung vorstellen, dann gehen wir die nächsten Schritte“, sagt Frank. Von einem Verkauf der Fläche sei man noch lange entfernt, man steige mit der Ausschreibung in die Thematik ein.

    Gemeinderat Wolfgang Kapfer, der am Seitenrand die Sitzung verfolgt, richtet sich zum Ende direkt an seinen Kollegen Michael Audibert: „Ich finde es fast schon peinlich, wie du dich darstellst. Du weißt nicht mal, dass von drei Konzepten nur noch eines da ist. Und auch an dem habe ich Zweifel. Aber wenn es verwirklicht wird, dann ziehe ich meinen Hut vor dir.“ Audibert entgegnet darauf: „Dazu sage ich nichts.“

    Dafür Thilo Rinkenburger von der Rinkenburger Objektbau GmbH in Dillingen. Er ist der Investor, der im November einen Plan mit Angebot abgegeben hat, wie er auf Nachfrage unserer Zeitung am Freitag bestätigt. Wir haben mit ihm und über seine Pläne gesprochen (siehe extra Artikel unten).

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