Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Blindheim: Alarm am Nebelbach: Teile des Bachbetts sind schon im Juni fast völlig trocken

Blindheim

Alarm am Nebelbach: Teile des Bachbetts sind schon im Juni fast völlig trocken

    • |
    Der Nebelbach ist im Juni bereits teilweise trocken gefallen, allerdings nur in der Mitte des Bachlaufs. Das Landratsamt sagt, dass die Situation genau beobachtet werden müsse: "Aktuell ist die Lage aber noch nicht kritisch."
    Der Nebelbach ist im Juni bereits teilweise trocken gefallen, allerdings nur in der Mitte des Bachlaufs. Das Landratsamt sagt, dass die Situation genau beobachtet werden müsse: "Aktuell ist die Lage aber noch nicht kritisch." Foto: Christina Brummer

    Es ist kurz nach neun Uhr morgens in Dillingen. Ein heißer Junitag zieht herauf. Noch einer. Am Kreisverkehr hat ein Stadtmitarbeiter geparkt. Ein großer Tank ist auf dem grünlich-braunen Gras abgestellt. Der Mann wässert die gepflanzten Blumen inmitten des Kreisverkehrs, die sonst wohl in der heißen Junisonne bald vertrocknet wären. 

    Ortswechsel. Der Graben, durch den sonst der Nebelbach in Blindheim fließt, ist fast ausgetrocknet. An manchen Stellen sind schon Sandbänke entstanden. Die Wiese am Bach: strohig braun. Unweit der Stelle, in einem Privatgarten, ist das Gras noch saftig grün. Gerade dieser Kontrast lässt bei manchen Menschen im Kreis Dillingen Unverständnis aufkommen. Sie sagen: Der Kampf ums Wasser hat schon längst begonnen, auch im wasserreichen Donaugebiet. 

    Die beschriebene Stelle in Blindheim ist nicht die einzige, wo der Bach langsam trocken läuft. An anderen Stellen sieht es noch schlimmer aus: Am Mittellauf, bei Schwennenbach etwa sind teilweise nur noch trockene Steine und Äste zu sehen. Die Situation gefährdet alle Bachbewohner gleichermaßen. Bachmuscheln, Krebse, Fische. Besteht Handlungsbedarf?

    "Es ist schon komisch, dass der Mittelbereich austrocknet"

    Der Fall Nebelbach zeigt beispielhaft, dass schon jetzt Konflikte ums Wasser entstehen. Nach einem nassen Frühjahr schien eine Entspannung im Sommer möglich. Doch das Gegenteil ist eingetreten. Über Wochen fiel kaum ein Tropfen Regen, hinzu kam ein austrocknender Wind. Mit den Temperaturen steigt der Wasserbedarf: in der Landwirtschaft, Unternehmen und Privathaushalten. 

    Susanne Kling vom Regionalentwicklungsverein Donautal Aktiv hat sich die Situation am Nebelbach schon genau angesehen. "Es ist schon komisch, dass Wasser am Ober- und Unterlauf vorhanden ist, aber nicht im Mittelbereich", sagt Kling. Eine von Donautal Aktiv in Auftrag gegebene Studie habe bereits mögliche Gründe dafür gefunden: "Das Ergebnis war, dass Wasserentnahmen bei manchen Wetterlagen durchaus einen Einfluss auf den Nebelbach haben können", sagt Kling. Eine offizielle Untersuchung von öffentlicher Hand gab es aber bislang noch nicht. 

    Grundwasser in den Nebelbach pumpen ist keine langfristige Lösung

    Die Rieswasserversorgung fördert in dem Gebiet Grundwasser für ihre Kundinnen und Kunden. Sie habe das Thema schon an vielen Stellen angebracht, so Diplom-Ingenieurin Kling. Doch überall sei sie auf taube Ohren gestoßen. "Natürlich steht die Trinkwassergewinnung über allem, aber man müsste doch untersuchen, welche Auswirkungen die Brunnen haben", sagt Kling. "Ich wünsche mir, dass man bei dem Thema ehrlich ist." 

    Ein ausgetrockneter Nebelbach sei auch für die Ökologie nicht von Vorteil. Etwa, um Bachmuscheln den Lebensraum zu bewahren, habe man bereits bei Unterliezheim einen Brunnen gebohrt und das Wasser in den Bach gepumpt. Doch das sei natürlich keine langfristige Lösung. Kling wünscht sich, dass bis 2027, wenn eine neue Trinkwasserfördergenehmigung von der Rieswasserversorgung beantragt werden muss, auch die Auswirkungen der Wasserförderung auf die Bäche und Flüsse untersucht werden. 

    "Der Verdacht ist, dass das Wasser durch die Kiesschicht versickert"

    Anruf bei Jürgen Frank, Bürgermeister von Blindheim und kommissarischer Verbandsvorsitzender der Rieswasserversorgung. Er sagt, es sei aktuell nur eine Vermutung, dass die Wasserförderung das Problem sei. "Ich kann das weder bestätigen noch dementieren." Laut Frank entnimmt der Zweckverband immer gleich viel und derzeit sogar weniger Wasser als genehmigt. Frank spielt den Ball zum Wasserwirtschaftsamt. Dort würden Wasserentnahmemengen genehmigt aber auch Brunnenstandorte. Die Gemeinde bemühe sich bereits seit einer Weile darum, dass das Amt eine Untersuchung in Auftrag gibt, wie auch Kling von Donautal aktiv sie fordert. "Der Verdacht ist, dass das Wasser teils durch die Kiesschicht versickert", sagt Frank. Doch die Untersuchung steht noch aus. "Inzwischen haben da auch zwei, drei Behördenleiter gewechselt."

    Beim Wasserwirtschaftsamt heißt es: Eine solche Untersuchung wird derzeit gemacht. "Derzeit" heißt: schon seit ein paar Jahren. Wann die fertig sein wird? Dazu sagt Bernhard von Roda, stellvertretender Behördenleiter: "Es wird nur wenige Jahre dauern, bis wir gute Erkenntnisse haben." Bis spätestens 2027 müssten diese Erkenntnisse aber vorliegen, denn dann wird neu entschieden, wie viel Grundwasser die Rieswasserversorgung entnehmen darf, die Teile der Kreise Dillingen, das Donau-Ries und Teile Mittelfrankens mit Wasser versorgt. 

    Wie viel Grundwasser wird man in Zukunft entnehmen können?

    "Sicherlich muss man sich Sorgen machen", sagt von Roda. Das Grundwasserdargebot sei weniger geworden. Und am Dargebot richtet sich schließlich dann auch die mögliche Entnahme. Je heißer es wird, desto mehr Wasser wird jedoch auch benötigt. Ein Dilemma.

    Einig sind sich die Akteure deshalb in einem Punkt: In naher Zukunft wird man sich die Frage stellen müssen, wer wie viel Wasser bekommt und was man tun kann, dass es im Sommer dennoch reicht. "Die Niederschlagsmengen sind eigentlich seit Jahren stabil, nur sind sie anders verteilt", sagt Susanne Kling von Donautal Aktiv. Auf diese neue Situation müsse man frühzeitig reagieren. "Weil, wo es kein Wasser gibt, kann ich auch keins sparen."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden