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Bissingen: Was macht denn eigentlich der Hutclub in Bissingen?

Bissingen

Was macht denn eigentlich der Hutclub in Bissingen?

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    Der Bissinger Hutclub sammelt durch Wetten Spenden für den guten Zweck.
    Der Bissinger Hutclub sammelt durch Wetten Spenden für den guten Zweck. Foto: Dominik Bunk

    Was macht in der heutigen Zeit eine Bruderschaft? Was haben Gleitschirmpiloten mit Thermik zu tun? Im Rahmen der Serie „Was macht eigentlich ... ?“ stellen wir Vereinigungen aus dem ganzen Landkreis Dillingen ins Rampenlicht, die sonst eher im Hintergrund agieren.

    Sobald die Uhr von der Sommer- auf die Winterzeit umgestellt wird, besuchen fast jeden Montagabend Männer mit schwarzen Hüten den Gasthof Krone in Bissingen. Drinnen setzen sie sich an ihre Stammtische, die Kopfbedeckungen sammeln sich aufgehängt an der Garderobe direkt neben der Eingangstür, die in die Gaststube führt. Diese rund 20 Männer, fast alle wohnhaft im Kesseltal, bilden zusammen den Bissinger Hutclub. Doch was hat es mit diesen Kopfbedeckungen auf sich? Und was genau machen sie eigentlich?

    Den Hutclub Bissingen gibt es seit mehr als 30 Jahren

    Es geht gesellig zu in der Krone in Bissingen. Die Männer des Hutclubs nehmen an ihren beiden Stammtischen Platz, ratschen und lachen gesellig zusammen. Seit 32 Jahren gibt es die Truppe, die sich „Hutclub Bissingen“ nennt. Leo Knaus ist ein Gründungsmitglied. „Unser Prinzip ist: gutes Zusammensein, gemeinsames Essen und Wetten“, sagt der Bissinger. Das Essen wählt der Wirt aus, der Hutclub lässt sich überraschen. Danach wird gesungen, immer das gleiche Lied, und es gibt einen Schnaps. Die sogenannten „Wetten“, die darauf folgen, deklariert jede Woche ein anderes Mitglied. „Es sind fast immer lokale Zahlen und Jahreswetten. Zum Beispiel, wie lang die Donau ist“, erklärt Armin Räuninger aus Brachstadt. Die Frage wird jeden Abend vorgetragen, die Mitglieder des Hutclubs geben ihre Tipps ab. Der Gewinner zahlt nichts, der Zweite einen Euro, der Dritte zwei Euro und alle anderen drei Euro. So füllt sich die Kasse der Gemeinschaft, ein großer Teil wird dann für den guten Zweck gespendet. Dieses Jahr möchten die Männer etwa die vierjährige Ida aus Mörslingen unterstützen, die wieder gegen Krebs kämpft, obwohl sie eigentlich als geheilt galt.

    Um die Antworten auf die Wetten zu finden, wird der Hutclub auch gerne mal kreativ, erzählt der Vorsitzende Josef Konrad. Einmal sei etwa gefragt worden, wie groß die Fläche von sogenannten „Bigfoot-Kurz-Ski“ ist, also einem speziellen kurzen Skimodell. „Das haben wir dann mit der Videokamera gefilmt.“ Mit Dichtband haben sie die Konturen abgeklebt, dann Wasser darauf geschüttet, bis der Stand einen Zentimeter erreicht hatte. Um das Ergebnis zu bekommen, wurde jenes Wasser in einem Messbecher gesammelt und daraus die Fläche errechnet. Beim letzten Treffen im Jahr 2024 ist das Ergebnis aber einfacher zu bestimmen. Die „Wette“ stammt von Karl Lippert, mit 76 Jahren ist er der Zweitälteste in der Gemeinschaft. Er fragt: „Wie viele Lichter sind auf beiden Bissinger Weihnachtsbäumen insgesamt?“ Ad hoc kommen die ersten Schätzungen. „329.“ „720.“ „245.“ „1050.“ Die Tipps werden schriftlich festgehalten, dann verkündet Lippert die richtige Antwort, welche die meisten Mitglieder überrascht: „Am Kleinen sind es 60, am Großen 150.“

    Beim Bissinger Stammtisch kann jeder mitmachen, der gut hineinpasst

    Und was hat das alles jetzt mit den Hüten zu tun? Das erklärt Bernd Oberfrank, ebenfalls ein Gründungsmitglied der Gemeinschaft. Ein eingetragener Verein seien sie nicht, die Gruppe sei früher ein „ganz normaler Montagsstammtisch“ gewesen. „Dann haben wir mal gesagt, wir brauchen einen Namen“, erzählt Oberfrank. Leo Knaus, damals Busfahrer, habe damals immer einen blauen Hut getragen, Josef Konrad einen schwarzen. „Dann haben wir uns gedacht, Hutclub wäre doch ganz lustig“, führt Oberfrank aus. Seit diesem Zeitpunkt gilt für alle Mitglieder die allgemeine Hutpflicht. „Wer ihn vergisst, zahlt zehn Euro in die Kasse.“ Das gilt übrigens auch, falls einer sein Smartphone zückt.

    Mitmachen dürfen grundsätzlich alle, die „gut reinpassen“. Zwei feste Mitglieder müssen eine Empfehlung für die Anwärterin oder den Anwärter aussprechen, dann stimmen alle gemeinsam ab. Das Alter ist in der Gruppe ebenso vielfältig wie die Wettfragen, die 20 Mitglieder sind von Anfang 30 bis fast 80 Jahre alt.

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